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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Thron ist. Ich habe gewusst, dass ich einen winzig kleinen Landsitz in einem Tal mit zu vielen Bäumen und nicht genug Ackerland erben würde.«
    Sie neigte den Kopf zur Seite und betrachtete ihn. Der Wein brachte Farbe in ihre Wangen. Eine Strähne, die sich gelöst hatte, fiel ihr auf die Lippen, und sie blies sie beiseite.
    »Was ist dann geschehen?«, fragte sie. »Ihr seid in der Weltordnung aufgestiegen. Ihr seid praktisch der König.«
    »Es ist eine lange, komplizierte Geschichte«, erwiderte er.
    »Ihr habt recht«, sagte sie. »Uns könnte die Zeit ausgehen.«
    Er fing am Anfang an. In Bruchhalm mit seinen schnellen, kleinen Bächen und der Bibliothek, die sein Vater aufgebaut hatte. Er erinnerte sich ein wenig an seine Mutter und erzählte das, was er hatte. Seine Vorstellungen von Camnipol, als er jung gewesen war und darin eine magische Stadt gesehen hatte, in der adlige Herren und Damen tanzten, weise Worte sprachen und um der Liebe und Ehre willen Duelle fochten. Jetzt lachte er darüber, aber zu jener Zeit war es ihm mächtig und wichtig erschienen.
    Und dann sein erster Eintritt ins Leben bei Hofe. Sein erster Feldzug.
    Als er Vanai erwähnte, wurde sie ganz ruhig. Es war nicht so sehr ihr Gesicht, das sich verschloss, sondern eher, dass sie sich nach innen wandte, ernst wurde. Etwas im hintersten Winkel seines Verstandes sagte ihm, er solle aufhören, aber je stiller sie wurde, desto mehr wollte er sie wieder hervorlocken, sie zum Lachen bringen. Die Nervosität trieb ihn weiter. Er überhöhte seine eigenen Missgeschicke und Fehler der komischen Wirkung wegen. Jeder sonst lachte ihn aus, also konnte sie sich vielleicht anschließen, aber sie nickte nur. Er wusste, dass er das Thema wechseln musste, ehe er zu dem Brand kam, aber die Geschichte und der Wein hatten ein Eigenleben entwickelt, und er hörte sich selbst mit wachsendem Entsetzen zu, während Ternigan die Stadt übernahm und Alan Klin zum Protektor ernannte. Er erzählte von seiner eigenen Rolle als niederer Vollstrecker von Klins Willen.
    Als er die Karawane erwähnte, die vermutlich den Reichtum von Vanai schmuggelte, wurde sie ein bisschen lebhafter. Als er erzählte, wie er den Bereich südlich der Drachenstraße als Einsatzort erhielt, wie er sich mit einer Truppe aus untreuen Timzinae-Söldnern durch Eis und Schlamm kämpfte, hatte er wieder ihre ganze Aufmerksamkeit. Er ließ sogar das Geständnis zu – zum ersten Mal überhaupt –, dass er den Schatz aufgespürt hatte und die Karawane hatte weiterziehen lassen. Ihr ungläubiges Gesicht war beinahe komisch.
    »Ich weiß«, sagte er mit einem Kopfschütteln. »Es war gemein von mir. Und vermutlich treulos, aber Klin war ein so aufgeblasener … ich kenne nicht einmal das Wort dafür.«
    Sie blickte ihn an, als würde sie ihn zum ersten Mal sehen, und ihr Lächeln war, als würde man Wasser auf eine Verbrennung gießen.
    Er grinste und zuckte die Achseln. »Ich habe mir nur ein klein wenig davon genommen«, sagte er. »Genug für ein paar Bücher, sobald ich zurück nach Vanai kam.«
    »Natürlich habt Ihr das getan«, erwiderte sie und schüttelte vor Verwunderung den Kopf. So, wie sie es sagte, klang es wie ein Kompliment, und er blickte zu Boden, plötzlich stolz auf seinen Wagemut. »Ihr wart dort, als es niedergebrannt wurde.«
    Geder holte tief Luft. Das Grauen stieg in ihm auf. Er war gut darin, es zu verdrängen, aber es war niemals weit weg. »Ich war der Protektor der Stadt«, sagte er.
    In ihrem Gesicht regte sich nichts mehr. »War es also Euer Befehl?«
    Die Wahrheit befand sich am Rande seines Bewusstseins. Es hätte so wenig gebraucht, um ja zu sagen, aber er wollte, dass sie ihn mochte. »Nein«, sagte er. »Der Befehl kam von weiter oben. Aber ich habe mich ihm nicht widersetzt. Das hätte ich tun sollen. Es war ein Fehler. Es war ein schrecklicher, schrecklicher, dummer Fehler. Wer immer den Befehl erteilt hat, er kann nicht geahnt haben, was er bedeutete. Nicht wirklich. Ich habe manchmal immer noch Albträume deswegen. Ihr … Ihr kennt Vanai?«
    »Ich bin dort aufgewachsen«, sagte sie. »Meine Eltern wurden dort begraben, und die Bank hat mich aufgenommen. Ich habe dort alle verloren.«
    Vor Furcht wurde Geder ganz flau im Magen, und er dankte im Stillen Gott, dass er sich gegen die Wahrheit entschieden hatte. Wie eine Welle spülte die Schuld über ihn hinweg.
    »Es tut mir so leid«, murmelte er und sah zur Seite.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich habe

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