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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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glaubt Ihr doch selbst nicht«, sagte Dawson.
    »Ich weiß nicht«, brummte Klin. »Erst nicht, aber sogar in wilden Geschichten kann ein Körnchen Wahrheit stecken. Palliako wusste, dass wir kommen.«
    »Er war überrascht«, erwiderte Dawson.
    »Er hat vielleicht nicht gewusst, dass Ihr es seid«, sagte Klin. »Aber jetzt weiß er es. Vielleicht hat das alles nur dazu gedient, um zu sehen, wer gegen ihn ist. So ist es nun zumindest ausgegangen, oder?«
    Schweiß lief über Dawsons Rücken hinab. Die Rufe unten auf der Straße wurden lauter, und mit ihnen drang das Geräusch von Stahl auf Stahl heran. Auch darauf achtete Klin nicht.
    »Ich glaube nicht, dass er eine Art Meister der Kundigen geworden ist, der sich in Nebel verwandelt und die Herzen all seiner Untertanen kennt. Aber einige Leute glauben es, Kalliam. Einige Leute glauben, dass es wahr ist.«
    »Es hat schon immer Tölpel gegeben«, sagte Dawson, während ein Haufen von Kämpfern sich zurück um die Ecke schob, auf Klins Hof zu. »Und Ihr seid einer davon, wenn Ihr Euch mit ihnen unterhaltet. Verdammt, sie sind wieder da. Gebt das Signal zur Verteidigung.«
    »Was hat das für einen Sinn?«, fragte Klin.
    »Dass sie uns nicht umbringen«, antwortete Dawson und betonte dabei jedes Wort einzeln.
    Klin lächelte nur. »Jeder stirbt irgendwann«, sagte er. »Immerhin sterbe ich nicht in diesem Sumpf.«
    Schließlich wurde das dröhnende Verteidigungs-Signal der Trommeln lauter. Die Männer, die geruht hatten, kamen hinter Klins Mauern hervor, drängten die Angreifer zurück zu den Barrikaden, die Dawsons Streitkräfte errichtet hatten. Er würde sich noch weiter zurückziehen müssen. Da Bannien fort war, hatte er zu wenige Männer, um in allen Straßen rund um Klins Anwesen die Oberhand zu behalten. Und Gott allein wusste, wann Bannien wiederkommen würde.
    Und ob überhaupt.
    Die Räume von Klins Anwesen waren ziemlich hässlich. Wie bei Issandrian und Maas und all den anderen aus jener Kohorte junger Bilderstürmer war ihm die althergebrachte Ästhetik nicht zugänglich. Hier gab es keine klaren Linien. Keine Strenge oder Würde oder Ernsthaftigkeit. Nirgends fand man die Schönheit klassischer Architektur. Stattdessen waren die Türrahmen geschnitzte Aufstände gegen die Regeln: Affen, die Frösche trugen, Frösche mit Löwen auf dem Rücken, Löwen, die nach Reihern mit ausgebreiteten Flügeln schlugen, die auch den Türsturz darstellten. Die Wandbehänge waren grelle, aufgeregte Dinger, von denen Fransen hingen wie Speichel aus dem Mund eines Mannes mit schlechten Zähnen. Nicht einmal den Fußböden gönnten sie etwas Ruhe: Sie wiesen Einlegearbeiten in verschiedenen Farben aus Stein und Buntglassplittern auf.
    Clara wirkte wie ein Edelstein in einem Haufen Kiesel, während sie im Salon ruhte. Das Bett, das Klin ihr zur Verfügung gestellt hatte, nahm der Großteil des Raumes ein, aber sie saß darauf, als wäre es ein eleganter Seiden-Diwan. Im Inneren des Hauses herrschte grausame Hitze, und man kam nicht einmal in den Genuss der rauchgeschwängerten Brise, weshalb sie die Läden einen Spaltbreit offen ließ, so dass das weiche Tageslicht auf ihre Stickerei fiel. Das Netzwerk aus rosaroten, gelben und grünen Fäden verwob sich zu einem Muster, das Dawson noch nicht ganz erkennen konnte. Er hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass sie diese Arbeiten absichtlich verkomplizierte und die Fäden zusammenführte wie ein Rätsel, das sie lösen musste. Am Ende würde es so wirken, als wäre jeder einzelne Schritt vollkommen einfach gewesen. Pure Eleganz.
    »Du solltest nicht hier sein«, sagte sie, ohne aufzublicken. »Du wirst lediglich Schuldgefühle in mir wecken, weil ich dich ablenke.«
    »Und wenn ich dir sagen würde, dass ich nach Jorey suche?«
    Sie lächelte. Clara war schon immer gut darin gewesen, zufrieden auszusehen, ohne zu verleugnen, dass sie sich erschöpft fühlte.
    »Dann würde ich dich fragen, weshalb du nicht in seinem Zimmer oder in den Baracken suchst.«
    »Das wollte ich doch«, erwiderte Dawson. »Aber ich bin abgelenkt worden.«
    Sie legte die Stickerei weg und klopfte neben sich auf die Matratze. Natürlich war sie zu weich. In seinem Innersten war Klin ein Schwächling, und er war es immer gewesen.
    »Erzähl mir noch einmal«, sagte Dawson, »was geschehen ist, als Phelia Maas gestorben ist.«
    »Nun, du weißt doch noch, dass wir im Arbeitszimmer waren, ich, Jorey und Geder und dieser riesige religiöse Freund von Geder.

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