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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Wangen schoss. Die Tränen in ihren Augen waren pure Enttäuschung und Wut. Pyk legte ein weiteres Blatt oben auf die verdächtige Liste, befeuchtete den Daumen und machte sich wieder daran, die Seiten zu verteilen. Sie sah Cithrin nicht an, und ihr Stirnrunzeln zog sich in hunderten dünnen Linien über ihre Wange hinab.
    »Weshalb mögt Ihr mich nicht?«, fragte Cithrin.
    »Oh, ich habe nicht die geringste Ahnung, Süße«, sagte Pyk. »Weshalb könnte ich dich nicht mögen? Hmm. Ich bin hier, um alle Arbeit für dich zu tun, alle Entscheidungen zu treffen, alle Verantwortung zu tragen, die Berichte zu schreiben und mich vor Komme Medean und der Dachgesellschaft zu rechtfertigen. Aber um Gottes willen nicht, um tatsächlich die Stimme der Bank zu sein. Denn das bist du, nicht wahr? Du spazierst durch die Stadt und gibst vor, eine große Dame zu sein, auch wenn du nicht einmal alt genug bist, eigene Verträge zu unterschreiben.«
    »Ich habe nicht darum gebeten, dass sie Euch herschicken«, wandte Cithrin ein.
    »Worum du gebeten hast oder nicht, ist so ziemlich das Uninteressanteste, was mir heute unterkommt«, sagte Pyk. »Es ändert nichts. Die Wahrheit ist, ganz gleich, was du willst oder beabsichtigst, ganz gleich, was ich will oder beabsichtige, ich bin diejenige, die für Verfehlungen geradestehen muss, und du bist diejenige, die den Erfolg feiert.«
    »Ihr solltet Euch von mir helfen lassen«, sagte Cithrin. »Ihr wisst, dass ich schlau genug bin, einen Teil der Last zu tragen.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Pyk legte die Papiere ab und wandte sich um, um Cithrin unmittelbar anzublicken. Der Gesichtsausdruck der älteren Frau war stählern und kalt. »Weil du dich nicht dafür rechtfertigen musst. Du kannst hereinkommen und den Bankier spielen, aber du bist es nicht. Nein, sei still. Du hast gefragt, dann kannst du auch deinen hübschen kleinen Mund halten und dir die Antwort anhören. Du bist kein Bankier. Du bist eine Erpresserin, die Glück hatte.«
    »Das ist nicht …«
    »Jetzt hast du den Status in den Augen der Stadt erhalten, du darfst dich die Stimme der Bank nennen, du bekommst die schönen Kleider und das Essen und die Unterkunft, und es wird alles auf meinem Rücken ausgetragen. Sie können dich nicht hinauswerfen, bis all die vergifteten Verträge, die du unterzeichnet hast, getilgt und durch etwas ersetzt sind, dessen Durchsetzung wir auch erzwingen könnten. Es wird Jahre dauern. Und ich? Sie könnten mir einen Brief schicken und mich morgen auf die Straße setzen. Das werden sie nicht tun, aber sie könnten. Du bekommst die ganze Karotte und gar keinen Stock, und ich mache die Arbeit. Das reicht dir nicht? Ich muss dich auch noch mögen ? Du willst mich am Haken haben, wie du es mit deinem Haussöldner gemacht hast? Das ist wirklich hart, Kind.«
    Die Notarin wurde wieder still. Cithrin stand auf. Sie fühlte sich, als wäre sie geschlagen worden; ihr Körper bebte, aber ihr Kopf war klar und kühl wie Schmelzwasser. Es war, als wäre ihr Körper das Einzige, was Angst hatte.
    »Dann werde ich Euch Eurer Arbeit überlassen«, sagte Cithrin. »Wenn es etwas gibt, das ich tun kann, um der Zweigstelle zu helfen, lasst es mich bitte wissen.«
    Ein ungeduldiges Klicken drang aus Pyks Kehle.
    »Und ernsthaft«, sagte Cithrin und deutete auf die Seiten, die auf dem Tisch ausgebreitet lagen. »Bezahlt nicht für diese Liste.«
    Cithrin ging durch die Straßen am Südende der Stadt, die an den Hafen grenzten. Die Puppenspieler waren im großen Stil unterwegs, manchmal bis zu drei, die an unterschiedlichen Ecken arbeiteten, wo sich zwei größere Wege kreuzten. Viele boten Spielarten der uralten Erzählungen dar: Groschengroschen, der Jasuru mit seinen komischen Zorn- und Gewalt ausbrüchen oder die Geschichten von der Schläue und den Verbrechen der Timzinae-Schaben – hier waren oft drei Marionetten mit schwarzen Schuppen an ein einziges Führungskreuz genagelt, so dass ihre Bewegungen tatsächlich wie aus einem Guss waren. Manchmal waren die Vorführungen auch eher von lokalem Interesse. Eine Geschichte von einer verkrüppelten Witwe, die gezwungen war, ihre kleinen Kinder zu verkaufen, nur um ein jedes davon zurückzubekommen, weil sie zu viel Ärger machten, hätte lediglich eine komische Weise mit ein paar rauen Scherzen und einer raffinierten Säuglingspuppe sein können, der riesige Zähne wuchsen, aber für die Einwohner der Stadt war es auch ein doppelbödiger Witz über einen für seine

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