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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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was ich Grandioses gefunden habe.«
    »Dann vielen Dank«, sagte sie und sah ihm nach.
    Sie hatte ihre Zeit der Wanderschaft auf den Drachenstraßen bereits hinter sich. War durch den Schnee und gefrierenden Schlamm gezogen, hatte verzweifelt versucht, vor der anteanischen Armee zu bleiben, mit dem Reichtum einer ganzen Stadt unter dem Hintern. Es war ihr zu jener Zeit gar nicht aufregend vorgekommen, aber je weiter die Vergangenheit sich entfernte, desto wärmer glühte sie. Sie aß ihr Röllchen auf und trank ihren Kaffee, leckte sich jeden Finger einzeln ab, um den letzten Zuckerguss loszuwerden, steckte den Drachenzahn in ihre Tasche und machte sich auf den Rückweg.
    Er hatte natürlich recht. Es waren nicht nur die Schatzjäger. Auch Schmuggler wussten es. Die Drachenstraßen deckten einen Großteil des Kontinents ab, aber nicht alles. Und wo sie nicht waren, traf man nur selten auf Menschen. Die Drachenjade führte durch Wälder, aber nicht durch die tiefen. Die tiefen Wälder waren zu schwer erreichbar für Holzfäller, weil es keine Straßen gab. Es war besser, einen Eichenhain zu finden, der seit ein- oder zweihundert Jahren stand, als über Schlammpfade und Bauernwege zu gehen, bis man einen tausendjährigen fand. Und mit ihm das, was an seinen Wurzeln schlafen mochte. Die Verzweifelten, die Träumer und diejenigen, die etwas zu verbergen hatten: sie verließen die Drachenstraßen.
    Sie erinnerte sich daran, wie sie mit Meister Kit und den Schauspielern durch den Schnee gestapft war. An den Karawanenmeister von den Timzinae und seine religiösen Predigten beim Essen. Die Art und Weise, wie der Zinnhändler immer versucht hatte, Streit vom Zaun zu brechen. An Cary und Mikel, Horniss und Smit. Und Sandr, der sie geküsst hatte, und beinahe mehr als das. Und Opal. Wenn der Schnee nicht den Pass bei Bellin verschlossen hätte, hätte sie sie nie kennengelernt. Nicht richtig. Die Karawane wäre nach Carse gezogen wie vorgesehen und hätte nie die …
    Cithrins Herz begann schneller zu schlagen, beinahe bevor sie den Grund dafür erkannte. Der Plan fiel ihr vollständig ausformuliert ein, als stünde er auf der Innenseite ihres Schädels geschrieben und sie hätte nur einen Vorhang zurückgezogen, um zu enthüllen, dass er bereits fertig war. Einfach, offensichtlich und unwiderlegbar breitete sich die Lösung des Problems namens Pyk Usterhall vor ihr aus. Sie hielt mitten auf der Straße inne, um vor Erleichterung aufzulachen.
    Im Kontor selbst gab es keinen Platz für die Notarin. Sie hatte sich Privatgemächer zwei Straßen weiter zwischen einem zweitklassigen Badehaus und einer Metzgerbude gesucht. Ihre Tür war aus schwerer Eiche mit einem schmiedeeisernen Klopfer in der Form eines Hundekopfes. Wenn darin irgendeine Symbolik lag, erkannte Cithrin sie nicht. Pyks Stimme war gedämpft und belegt, aber sobald klar war, dass Cithrin weder Steuereintreiber noch Dieb war, knarrte der Riegel, und die Tür schwang quietschend in ledernen Angeln auf.
    »Darf ich hereinkommen?«
    »Natürlich, Magistra«, sagte Pyk und trat zurück. Die Räume waren kleiner als die ihren, aber nur um eine Winzigkeit. Ihr Schreibtisch war auf jeden Fall größer. Die Rechnungsbücher waren offen, und ein halbfertiger Bericht war tete auf Feder und Tinte. Cithrin konnte die sorgfältigen Markierungen und Zahlen in der Geheimschrift der Bank erkennen. Es gab keinen Schlüssel. Pyk konnte unmittelbar in der Geheimschrift lesen und schreiben. »Womit habe ich die Ehre verdient?«
    »Die Berichte. Wann werden sie fertig sein?«
    Pyk verschränkte die Arme. »In einer Woche, denke ich. Nicht mehr als zwei. Weshalb?«
    »Ich nehme nicht an, dass Ihr dafür zu haben seid, sie selbst zur Dachgesellschaft zu bringen? Eine Zeitlang in Nordstade zu bleiben? Ich würde auf alles aufpassen, während Ihr nicht da seid.«
    Pyks höhnisches Lächeln nahm fast ihr gesamtes Gesicht ein, so wie Cithrin es vorausgesehen hatte. »Ich denke nicht, Magistra. Meine Anweisungen sind ziemlich eindeutig.«
    »Nun«, erwiderte Cithrin und hielt ihr eine Seite aus weichem, sahnefarbenem Papier hin, »sagt nicht, dass ich nicht versucht hätte, Euch davor zu bewahren.«
    Stirnrunzelnd nahm Pyk das Blatt und faltete es auf. Ihr Blick strich darüber, und ihre Verwirrung und ihr Misstrauen wuchsen. »Du bist zu einem Festmahl eingeladen?«, fragte sie.
    »Bin ich«, antwortete Cithrin, »aber Ihr werdet an meiner statt teilnehmen müssen. Ich werde die Berichte nach

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