Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
Vom Netzwerk:
Porte Oliva waren die Königinnengardisten mindestens paarweise unterwegs und öfter in Gruppen von fünf oder sechs. Die Fürstengarde in Vanai hatte prunkvolle vergoldete Rüstungen getragen und Knüppel mit Bleispitzen, um Leute niederzuschlagen, wie es ihnen beliebte. Einen einzelnen Mann einzusetzen, der keine eindeutigen Verbündeten in Sichtweite hatte, sprach entweder von großer Torheit oder stand für eine Stadt, in der Gewalt selten vorkam. Cithrin wusste nicht recht, ob sie sich sicherer oder bedrohter fühlen sollte.
    An einer Straßenecke beschwor ein Kundiger Blitze aus der Luft, und winzige Donnerschläge begleiteten ihn wie eine aggressive Trommel. Er hatte keine Bettelkiste aufgestellt. Cithrin war sich nicht sicher, ob sie ihm zuschauen oder weitergehen sollte.
    Sie brauchte eine Stunde, um die Medean-Bank zu finden. Der Vordereingang war sogar noch bescheidener als der ihres eigenen Kontors: eine schwarze Tür zwischen dem Laden eines Fischhändlers und einem kleinen, unrühmlichen Tempel. Nur das Zeichen der Bank und ein Holzschild in Form einer Münze deuteten darauf hin. Sie gab ihren Wachen ein Zeichen, dass sie auf der Straße bleiben sollten. In ihrem Bauch regte sich Nervosität, und Erschöpfung zupfte an den Muskeln ihrer Beine und ihres Rückens. Ihre Ruhe, während sie auf die Schmale See hinausgeblickt hatte, schien wie ein Traum, an den man sich nur halb erinnerte.
    Sie stand vor der Tür und holte tief Luft. Sie erinnerte sich daran, wie Meister Kit sie darauf aufmerksam machte, ihr Gewicht tief in den Hüften zu tragen und das Kinn beim Gehen höher zu halten. Du kannst das, hatte er gesagt .
    Sie konnte es, aber sie musste nicht. Niemand erwartete sie. Sie konnte Barth oder Corisen Mout die Bücher hineinbringen lassen, und sie konnte nach Hause zurückkehren, ohne sich je Komme Medean oder sonst jemandem aufdrängen zu müssen. Wenn sie nicht hineinging, konnten sie sie auch nicht fortschicken oder erniedrigen. Solange sie es nicht versuchte, würde sie nicht scheitern.
    Sie stieß die Tür auf und ging hinein.
    Das Innere des Kontors war weniger düster, als sie erwartet hatte. Es war von Lichtgaden erleuchtet, in denen Efeu und Veilchen im Topf standen, die bald blühen würden. Ein Mann ungefähr in Marcus Westers Alter – mit ersten Anzeichen von Dickleibigkeit und grauem Haar, aber noch nicht alt –, dessen Haut die Farbe von poliertem Mahagoni hatte, beugte sich aus einer Tür, die sie nicht bemerkt hatte.
    »Kann ich Euch helfen?«, fragte er.
    Cithrin hob die Bücher, als wären sie ein Schutz gegen das Böse. »Ich bringe die Berichte aus Porte Oliva«, sagte sie. Ihre Stimme klang belegt und hoch. Sie war dankbar, dass sie nicht gequietscht hatte.
    »Ah, dann solltet Ihr besser zur Dachgesellschaft gehen. Drei Straßen nördlich und eine westlich. Nehmt das Tor auf der Westseite.«
    »Danke«, erwiderte sie und dann: »Ihr seid also Magister Nison?«
    Ein Hauch von Interesse zeigte sich auf dem Gesicht des Mannes. »In der Tat.«
    »Magister Imaniel hat von Euch gesprochen«, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln.
    Es stimmte nicht. Sie hatte seinen Namen aus den Papieren und Büchern erfahren, die mit ihr aus Vanai gekommen waren. Aber Magister Imaniel war tot. Cam war tot. All jene, die etwas anderes behaupten konnten, waren aus der Welt verschwunden, und daher konnte die Wahrheit so sein, wie sie sie haben wollte. Und genau jetzt wollte sie, dass sie und dieser Fremde eine Verbindung hatten, wie klein sie auch sein mochte.
    Nach weniger als einem Herzschlag wich die Verwirrung der Überraschung und die Überraschung der Erheiterung. »Dann seid Ihr bel Sarcour«, sagte Nison. »Wartet einen kleinen Augenblick.«
    Er verschwand wieder, und sie hörte seine Stimme nach jemandem rufen und einen anderen Mann antworten. Der Akzent von Carse klang hart und abgehackt, und die einzigen Worte, die sie verstehen konnte, waren alter Mann und morgen . Nicht gerade hilfreich.
    Er kam wieder in Sicht und trug nun einen Umhang aus Schurwolle und ein Lächeln, das nicht gänzlich wohlwollend schien. »Lasst Euch von mir begleiten, Magistra«, sagte er.
    »Danke«, erwiderte sie.
    Wenn das Kontor zu bescheiden gewesen war, konnte die Dachgesellschaft dafür mehr als entschädigen. Mit fünf Stockwerken sah sie weniger wie ein Gebäude in einer Stadt aus, sondern wie eine allein stehende, stark gesicherte Festung. Die unverglasten Fenster waren schmal wie Schießscharten, und

Weitere Kostenlose Bücher