Dolly - 04 - Dolly, die Klassensprecherin
„Wir dachten schon,
du wärst ins Wasser gestürzt.“
„Habt ihr Dolly von der Mitternachts-Party erzählt?“
„Ja“, sagte Britta. „Erst war sie ein bißchen unsicher, aber als wir
sie dann an die Party der Fünften im letzten Jahr erinnerten, lachte sie
und meinte: ,Gut, dann geben wir auch eine!’“
Die Mädchen der Vierten zwinkerten sich beim Essen fortwährend
zu, so daß Mademoiselle, die die Aufsicht führte, ein paarmal an sich
herunterschaute, ob irgend etwas nicht in Ordnung sei. Hatte sie einen
Knopf verloren? War ihr Gürtel verdreht? Weshalb zwinkerten diese
schrecklichen Mädchen dauernd? Aber es war bei ihr alles in
Ordnung. Nur die Mädchen waren aufgeregt, kicherten, stießen sich
an und zwinkerten. Dabei wäre wohl jede Lehrerin unruhig geworden. Mademoiselle war nachsichtig. Sie sind nach ihrem Ausflug
aufgeregt, dachte sie. Sie werden heute nacht gewiß gut schlafen! Aber sie irrte. Sie hatten gar nicht die Absicht, in dieser Nacht gut
zu schlafen!
„Laßt nur Pöttchen nicht merken, daß wir heute nacht etwas vorhaben – oder Mademoiselle“, beschwor Dolly die anderen nach dem Abendbrot. „Kommt jetzt in den Gemeinschaftsraum. Dort besprechen wir die Einzelheiten. Prima, daß wir so viel zum Essen bekommen haben – vielen Dank, Clarissa!“
Clarissa wurde rot und konnte vor Aufregung gar nichts sagen. Sie war selig bei dem Gedanken, daß sie für die anderen eine „Party“ gab. Im Gemeinschaftsraum sprachen sie alles durch.
„Heute abend ist es so schrecklich heiß, daß es unten beim
Schwimmbad herrlich sein wird“, sagte Susanne. „Wir werden nicht wie sonst kreischen und schreien. Nachts hört man alle Laute weit, und wenn der Wind ungünstig steht, ist es möglich, daß man hier den Lärm von dort unten hört.“
Über diese Bemerkung von Susanne freute sich Alice sehr. Nun würde es durchaus glaubwürdig erscheinen, wenn Betty und Elli und Vera kamen und erzählten, daß sie vom Schwimmbad her Lärm gehört hätten.
„Susanne und ich bleiben heute abend wach“, nahm Dolly sich vor. „Wenn es zwölf schlägt, wecken wir euch. Ihr zieht dann eure Morgenröcke an und bringt Badezeug mit. Am besten ist es, wenn wir das jetzt aus den Umkleideräumen holen. Wir wecken sonst vielleicht die Lehrerinnen auf, wenn wir spät in der Nacht noch rumoren.“
„Ist das Essen unten im Bad sicher?“ erkundigte sich Will. „Ja. In der Gerätekammer“, sagte Alice. „Ich habe den Schlüssel.“ „Wir werden erst baden und dann feiern“, schlug Dolly vor.
„Schade, daß wir nichts zu trinken haben.“
„Wenn ich die alte Köchin um etwas Kakao bitte, stellt sie uns
bestimmt welchen bereit“, sagte Irene, die der Liebling des gesamten
Küchenpersonals war. „Er wird bis dahin zwar kalt sein, aber das ist
bei dem heißen Wetter eigentlich nur ein Vorteil.“
„Fein. Mach das nur“, sagte Dolly. „Bitte um zwei große Kannen
und stelle sie in der Speisekammer ab. Wenn wir fertig sind, holen wir
sie.“
Irene eilte weg. Dann wurde Alice mit Margot in den
Umkleideraum geschickt, um die Badesachen zu holen. Kichernd
kamen sie zurück.
„Hat euch jemand gesehen?“ fragte Dolly ängstlich.
„Ich glaube nicht. Meine gräßliche kleine Kusine Irmgard lief zwar
irgendwo herum, aber ich glaube nicht, daß sie etwas gemerkt hat“,
berichtete Alice. „Ich hörte sie pfeifen, als wir in den Umkleideraum
gingen.“
Irene kam aus der Küche zurück. Sie lachte über das ganze Gesicht.
„Die Köchin war allein“, erzählte sie. „Sie wird uns zwei große
Kannen mit Kakao in die Speisekammer stellen, irgendwann nach elf.
Die anderen gehen dann schlafen, und wir können sie jederzeit holen.
Hurra!“
„Das klappt ja großartig!“ rief Alice.
Im nächsten Augenblick steckte die Hausmutter den Kopf herein
und fragte nach Evelyn.
„Warum denn, Hausmutter?“ jammerte Evelyn. „Was habe ich denn
nicht getan, was ich hätte tun sollen? Warum soll ich kommen?“ „Nur ein bißchen flicken“, sagte die Hausmutter.
„Aber ich habe doch die gräßliche Näherei erledigt, die Sie mir
auftrugen.“
„Nun denn – sagen wir: ein bißchen auftrennen und neu nähen“,
erwiderte die Hausmutter ärgerlich.
Die Mädchen lachten. Sie hatten gesehen, wie Evelyn ein paar
marineblaue Turnhosen mit grauem Garn nähte, und waren gespannt
darauf gewesen, ob die Hausmutter es wohl bemerken würde. Leise schimpfend ging Evelyn hinaus.
„Ich könnte die Näherei ja für sie erledigen“, schlug
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