Dolly - 08 - Eine aufregende Mitternachtsparty
Nachmittag hatte der Basar seine Pforten geschlossen, und die Mädchen hatten begonnen, ihre Gewinne abzurechnen. Rekordsummen hatten sich da ergeben, Summen, mit denen man nie gerechnet hatte. Aber den Vogel hatte Dolly abgeschossen: Sie hatte mit ihrem einfachen Gewinnspiel über dreihundert Mark eingenommen und war von allen als die Königin des Basars gefeiert worden.
Der Tag klang mit einer fröhlichen Runde in einem Lokal in der Nähe aus, in das Herr Rieder und Herr Hoppe ihre Familien eingeladen hatten. Am nächsten Tag, einem Sonntag, hatten die Mädchen dann noch einmal Gelegenheit, ihre Eltern in Ruhe zu sehen. Frau Greiling lud alle Beteiligten zum Essen in die Burg ein, und bevor man sich zu Tisch setzte, wurde in einem feierlichen Akt der Familie Brosch der erwirtschaftete Gewinn des Basars überreicht.
Herr und Frau Brosch konnten die Tränen kaum zurückhalten, und Marja sah sich hilfesuchend nach den Freundinnen um, weil der Eindruck sie zu überwältigen drohte. Nur der kleine Dicki, Marjas Bruder, der eigentlich Andreas hieß und der aussah wie eine kleine hüpfende Kugel, krähte und plapperte voller Begeisterung über die vielen Menschen drauflos.
Auch Steffi und Yella hatten Besuch von ihren Eltern bekommen, und Yella berichtete ihrem Vater strahlend, wie wohl sie sich hier auf der Burg fühle und daß sie bereits in der zweiten Mannschaft der Handballer mitspielen dürfe.
Judith war eine der wenigen, die diesmal keinen Besuch bekommen hatte. Ihre Eltern hatten nicht viel Geld und große Mühe, die Kosten für das Internat überhaupt aufzubringen. Beide waren berufstätig und konnten über ihre Zeit nicht frei verfügen. Judith wußte das, und wenn sie auch ein wenig traurig war, so war sie doch vernünftig genug, ihren Eltern nicht mit Bitten und Betteln in den Ohren zu liegen. Zudem luden Herr und Frau Rodemans, Yellas Eltern, sie ein, den Tag mit ihnen zu verbringen, und verwöhnten sie genau wie ihre eigene Tochter.
Das lag nun alles schon wieder viele Tage zurück. In der Burg und im Möwennest regierte der Alltag. Die Mädchen aus der Vierten büffelten für die Zwischenprüfungen, und im Möwennest brachte das Frühjahr neue Pflichten. Der Garten mußte versorgt werden, Sparflamme nahm die milde Witterung zum Anlaß, einen LehrFrühjahrsputz auf den Stundenplan zu setzen, Wachsbohne schwelgte in römischer Liebeslyrik, und der Maitre führte sie in die Zubereitungskunst eines vollkommenen Omelettes ein. In der Tat schien nichts auf der Welt schwieriger zu sein.
Die Burgmöwen fieberten dem Tag entgegen, an dem sie zum erstenmal das Schwimmbad benutzen konnten. Schon jetzt waren Pop und sein neuer Gehilfe dabei, das in die Felsen oberhalb des Meeres eingelassene Schwimmbecken von Blättern und Schmutz zu reinigen und frisch zu streichen. Man konnte dies nur tun, wenn die See ruhig und wenn Landwind war, sonst schwappten die Wellen über den Rand des Beckens und man bekam nasse Füße.
Bis es warm genug war, um im Freien zu schwimmen, würde es allerdings noch ein paar Wochen dauern. Vorerst mußten sich die Mädchen mit anderen Sportarten begnügen.
Das Handballtraining machte auf dem nun wieder trockenen Sportplatz doppelt Spaß. Man brauchte nicht mehr zu befürchten, auf seinen vier Buchstaben durch den Schlamm zu segeln oder gar einen Bauchklatscher in eine Pfütze zu machen.
Yella und Judith spielten beide in der zweiten Mannschaft, aber Herr Brosch ließ sie nicht im Zweifel darüber, daß sie bei fleißigem Training bald reif für die erste Mannschaft sein würden.
Bisher hatte Burg Möwenfels noch keinen Sportlehrer gehabt, das Training war von den größeren Mädchen abgehalten worden. Nun hatten sie einen, der nicht nur ein großartiger Schwimmtrainer war, sondern auch eine Handballmannschaft zu trainieren verstand. Die Mannschaften von Burg Möwenfels begannen, ihre Form um Klassen zu verbessern. Herr Brosch trainierte hart, aber er hatte sehr viel Herz und Humor und verstand es wunderbar, einem Mut und Selbstvertrauen zu geben. Kein Wunder, daß immer mehr Mädchen sich am Training beteiligten.
„Yella, Achtung! Hierher – spiel ab!”
„Tempo!”
„Paß auf!”
„Gut! Hier!”
„Lauf! Prima!”
„Toooor!!”
„Gut gemacht!” Eine Traube von Mädchen hing an Judiths Hals, die
das erste Tor geschossen hatte. Judith strich sich eine Strähne aus der verschwitzten Stirn und strahlte.
Das Spiel ging weiter. Herr Brosch hatte zum Training aus der ersten und der
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