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Dolores

Dolores

Titel: Dolores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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geblieben? Ach ja.
    Für Selena war gesorgt; blieben noch die Jungen. Ich brachte Joe dazu, seine Schwester in New Gloucester anzurufen und zu fragen, ob sie für die letzten drei Juliwochen und die erste Augustwoche zu ihnen kommen könnten. Schließlich hatten ihre beiden Bengel, als sie noch jünger waren, in mehreren Sommern jeweils so ungefähr einen Monat bei uns verbracht. Ich dachte, daß Joe sich sträuben würde, Little Pete fortzuschicken, aber er tat es nicht - vermutlich hat er daran gedacht, wie ruhig es im Haus sein würde, wenn alle drei fort waren, und der Gedanke hat ihm wohl gefallen.
    Alicia Forbert - so hieß seine Schwester nach ihrem Mann  - sagte, daß sie sich freuen würde, wenn die Jungen kämen. Ich konnte mir gut vorstellen, daß Jack Forbert sich ein bißchen weniger freute als sie, aber bei diesem Hund wedelte Alicia mit dem Schwanz, und so gab es kein Problem - jedenfalls nicht dort.
    Das Problem war, daß weder Joe Junior noch Little Pete Lust hatten, zu ihnen zu fahren. Im Grunde konnte ich ihnen daraus keinen Vorwurf machen; die Forbert-Jungen waren beide Teenager und würden zwei kleinen Knirpsen wie ihnen nicht einmal Guten Morgen sagen. Aber davon ließ ich mich nicht behindern - ich konnte nicht zulassen, daß es mich behinderte. Also sprach ich ein Machtwort. Von den beiden erwies sich Joe Junior als die härtere Nuß. Schließlich nahm ich ihn beiseite und sagte: »Betrachte es einfach als Ferien von deinem Vater.« Das gab den Ausschlag, und das ist eine ziemlich traurige Sache, wenn man es genau bedenkt, findet ihr nicht auch?
    Sobald der Ferienaufenthalt der Kinder geregelt war, konnte ich nur noch darauf warten, daß sie fort waren, und ich glaube, daß sie schließlich sogar ziemlich gern fuhren. Joe hatte seit dem Vierten Juli ständig eine Menge getrunken, und wahrscheinlich war sogar Little Pete nicht sonderlich glücklich, wenn er in der Nähe war.
    Sein Trinken war für mich keine Überraschung; ich hatte mein Teil dazu beigetragen. Als er das erste Mal den Schrank unter dem Ausguß aufmachte und sah, daß eine brandneue Flasche Whiskey darin stand, kam ihm das merkwürdig vor - ich erinnere mich, daß er fragte, ob ich auf den Kopf gefallen wäre oder so etwas. Aber danach stellte er keine Fragen mehr. Warum sollte er auch? Vom vierten Juli bis zu dem Tag, an dem er starb, war Joe St. George zeitweise völlig hinüber und die meiste Zeit fast hinüber, und ein Mann in einer solchen Verfassung braucht nicht lange, um sein Glück für eines seiner verfassungsmäßig garantierten Rechte zu halten - zumal ein Mann wie Joe.
    Das konnte mir nur recht sein, aber die Zeit nach dem Vierten - die Woche vor der Abreise der Jungen und die Woche danach - war trotzdem nicht gerade erfreulich. Ich stand um sieben auf, um zu Vera zu gehen, und er lag neben mir im Bett wie ein Klumpen saurer Käse und schnarchte mit völlig zerzaustem Haar. Um zwei oder um drei kam ich nach Hause, und er saß auf der wackligen Hinterveranda, die wir damals hatten (er hatte seinen scheußlichen alten Schaukelstuhl hinausgeschleppt), mit seinem American in der einen und dem zweiten oder dritten Drink des Tages in der anderen Hand. Es waren nie irgendwelche Leute da, die ihm beim Vertilgen seines Whiskeys halfen; mein Joe war alles andere als freigebig. So ziemlich an jedem Tag in diesem Juli stand auf der Titelseite des American irgendein Artikel über die Sonnenfinsternis, aber ich glaube, Joe hatte trotz seiner ständigen Zeitungsleserei nur die allerverschwommenste Vorstellung davon, daß in diesem Monat ein ganz ungewöhnliches Ereignis bevorstand. Weil ihn so etwas überhaupt nicht interessierte. Was Joe interessierte, waren die Kommunisten und die schwarzen Bürgerrechtler (die er »Greyhound-Nigger« nannte) und dieser verdammte katholische Judenfreund im Weißen Haus. Ich glaube, wenn er gewußt hätte, was vier Monate später mit Kennedy passieren sollte, wäre er beinahe glücklich gestorben, so widerlich war er.
    Aber ich setzte mich trotzdem zu ihm und hörte mir an, wie er über das schwadronierte, was er an diesem Tag in der Zeitung gelesen hatte, das ihm gegen den Strich ging. Ich wollte, daß er sich daran gewöhnte, daß ich mich in seiner Nähe aufhielt, wenn ich heimgekommen war, aber ich würde lügen, wenn ich behaupten wollte, daß mir das leicht fiel. Seine Sauferei wäre mir nicht halb so zuwider gewesen, wenn er, nachdem er einiges intus hatte, ein bißchen vergnügter und

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