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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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Wellen auf den Rhein. In wenigen Minuten würde ein verheerender Sturm über die Stadt fegen. Köln stand eine Katastrophe bevor.
    Fiel der Chor, konnte der Ostwind mit aller Macht das Feuer in die offene Kirche blasen. Der Dom war in Gefahr, bis auf die Grundmauern niederzubrennen. Und der Wind könnte das Feuer in die Stadt tragen. In eine Stadt aus Holz.
    Gerhard kletterte die Leitern durch die Turmgeschosse so schnell hinab, wie es die morschen Sprossen erlaubten. Die Feuer in den Tunneln mussten sofort gelöscht werden.
    Plötzlicher Wind fuhr durch Konstantins Haare. Er kam so unvermittelt auf, dass er auf seinem Weg über den Platz innehielt und zum Himmel blickte. Hinter dem weißen Dom erhob sich ein schwarzes Ungeheuer. Die Wolken schienen so nah, als ob man sie von den Domtürmen aus berühren konnte. Eine solche Gewitterfront hatte Konstantin noch nie gesehen. Der Sturm wirbelte den nach der Hitze der vergangenen Wochen trockenen Staub im Domhof auf. Schon prasselten Tropfen auf sein Gesicht. Menschen schrien, zogen sich die Hemden über den Kopf, eilten vom Platz und suchten Zuflucht in Häusern und unter überstehenden Dächern.
    »Oh mein Gott!« Konstantin hielt sich zum Schutz gegen den Staub eine Hand über die Augen.
    »Das können wir jetzt nicht gebrauchen«, sagte Roland. »Wir müssen uns sputen, komm!«
    Sie kamen nur wenige Schritte weit. Just in dem Augenblick, als der Sturm losbrach, gab der Dom nach. Wie eine sich lösende Naht riss die Mauer des Ostchores von unten auf, Steine krachten herab. Die drei Türme wankten. Im Getöse aus einstürzenden Mauern und aufbrausendem Sturm stoben die Menschen auseinander.
    Bruno erhob sich. Für einen Augenblick sah es so aus, als wolle er Beifall spenden. Mit leuchtenden Augen verfolgte er das Schauspiel. Auch Guido und Otto standen auf.
    »Seht nur, meine Enkelsöhne, seht es euch genau an«, rief Bruno gegen den aufbrausenden Wind und benutzte die Sprache der Lombarden. »Der Himmel kämpft mit uns, so wie damals. Mir scheint, Bazobo sendet uns einen kleinen Bruder, der uns zur Seite stehen soll.«
    Die Umstehenden verstanden die Sprache nicht, die Bruno sprach. Aber sie wunderten sich, dass er zu weinen begann.
    Otto trat neben seinen Großvater. »Der Wind muss wieder drehen. Sonst kommen wir hier nicht weg.«
    Mit feucht glänzenden Augen sah Bruno seinen Enkel an. »Der Herr ist auf unserer Seite, Otto. Der Wind wird uns die Segel blähen.«
    Meister Gerhard kam zu spät. Als er aus dem Glockenturm stürmte, stürzte ihm der Chor zu Füßen. Wie ein brüllender Riese ging der Bau zu Boden, die drei Türme fielen in sich zusammen, als seien sie aus Sand gebaut. Aus der Erde schlugen Flammen und nahmen die aus dem Himmel fallenden Quader in Empfang. Berstende Balken und brechende Steine betäubten Gerhards Ohren. Eine Staubwalze rollte ihm entgegen und hüllte ihn ein. Er sah nichts mehr, hörte nur die Schreie der Menschen und das Ächzen des alten Doms.
    Gerhard zog sich sein Hemd über den Kopf, bis die Wolke an ihm vorübergefegt war. Quälend lange Minuten musste er warten, bis der Staub sich so weit gelegt hatte, dass er das Ausmaß des Einsturzes absehen konnte.
    »Burkhart, was hast du getan?« Er hustete sich den Staub aus der Lunge. »Was hast du nur getan?«
    Der Dom stand aufgerissen da, als hätte die Pranke eines Riesen ein Stück aus dem steinernen Leib der Kirche geschlagen. Wie gebrochene Knochen ragten Säulen und Mauerwerk empor. Es war zu viel eingestürzt, weit mehr als nur der Marienchor. Bis weit hinein ins Schiff waren die Mauern weggebrochen.
    Gerhard spürte, wie der Regen und seine Tränen den Staub in seinem Gesicht verwischten. Er wusste, Burkhart hatte versagt. Er selbst hatte versagt.
    Und es kam noch schlimmer. Nun, da das trockene Holz und das Reisig noch mehr Luft bekamen, erhob sich eine Wand aus Feuer aus dem Boden, wie ein Vorhang, der von unten aufgezogen wurde. Gerhard ballte die Hände zu Fäusten. Niemals durften dort solche Flammen lodern, niemals.
    Er rannte los, bis an die Grundmauern des Chores, suchte die Quelle des Feuers – und kniete in seiner Verzweiflung nieder. Zwischen den Trümmern hindurch zog sich ein gewaltiger brennender Graben. Ein weiterer Tunnel.
    Ein Tunnel, der gar nicht dort sein durfte.
    Gerhard wollte es nicht wahrhaben. Burkhart musste gegen alle Pläne den alten Dom tiefer und weiter unterhöhlt haben.
    Nein, nicht Burkhart.
    Schlagartig ergab alles einen Sinn. Das gestohlene

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