Don Blech und der silberne Regen
die Planken.
»Nun will ich den Sieger zuerst befreien!«, sagte er lachend. Mit der Zange zog er die Splinte aus Junker Hohlkopfs Halskrause, trennte Rumpf und Kopf, wie er es schon einmal getan hatte — und da war Junker Hohlkopf leblos, unschädlich. Wattoneon schlüpfte heraus,
reckte die Arme, dehnte sich — und erhob sich sofort schwebend über die Bootswand, so glücklich war er.
Die Sonne glänzte auf dem Wasser wie auf einem frisch geputzten Spiegel.
Don Blech gab sich mit dem in zwei Teile zerlegten Junker nicht zufrieden, waidgerecht zerstückelte er ihn, trennte die Arme von den Schultern, die Handschuhe, die Beinhülsen und die Schuhe — eines vom anderen.
Als er nur noch ein gutes dutzend Einzelteile statt eines ganzen Ritters hatte, hing er diese mit Schnüren am Mast des Seefalters auf. Da baumelten sie nun und taten niemandem mehr weh.
»Wenn nur niemand das Schiff ein zweites Mal aufs offene Meer hinausschubst, wie damals auf der Didnikinsel«, sagte er.
»Ich tu es bestimmt nicht wieder«, versprach Nassi.
»Trotzdem — ich muss mir etwas einfallen lassen, um jede Wiederauferstehung des goldenen Junkers unmöglich zu machen«, überlegte Don Blech.
Doch zunächst segelten der Hadnik und er ans Ufer. Scheppertonne stand regungslos unter dem Mast, sie hatte sich die ganze Zeit über weder gerührt noch etwas gesagt.
Jetzt wandte sich Don Blech an sie, unschlüssig wog er die Zange in der Hand. Da öffnete sie ihr Blechmaul.
»Bitte nicht!«, flehte sie. »Ich habe die Reiterei ja satt und wünsche mir nur, irgendwo ein stilles Plätzchen zu finden...«
Don Blech überlegte nicht lange. »Du könntest in unserem Garten bleiben. Wasser und Heu brauchst du nicht, und boshaft bist du nie gewesen. Habe ich schon keinen Junker mehr, behalte ich doch sein Pferd... — mir soll es recht sein.«
Sie legten am Ufer an und Wattoneon kehrte aus der schwebenden Lage wieder in die stehende zurück. Er näherte sich seiner Braut, er fasste sie an der Hand und Wat-teia fasste ihn an der Hand und Donito setzte die Trompete an die Lippen, um einen Tusch zu blasen.
»Ist denn auch wirklich nun alles in Ordnung?«, fragte Wattemutter ängstlich. »Ich meine, Wattelas erster Mann hängt da am Mast... ist sie nun noch verheiratet oder schon Witwe?«
Da trat Paprikel vor und sagte: »Man braucht sich überhaupt keine Gedanken darüber zu machen. Vielleicht ist Watteia Witwe, vielleicht auch nicht...«
»Oh, ich bin zwar nicht gerne Witwe«, sagte Watteia, »das ist etwas so Trauriges« — und sie schluchzte trocken. »Aber wenn ich nicht Witwe bin, bin ich ja noch Ehefrau und kann Wattoneon nicht heiraten...«
»Hättest du mich aussprechen lassen, hättest du nicht zu schluchzen brauchen«, tadelte Paprikel. »Wie ich schon ausführte, ist es unerheblich, ob Watteia Witwe ist oder nicht. Denn mit wem warst du verheiratet?«
»Mit dem goldenen Junker!«
»Aber hast du ihn jemals gesehen?«
»Ich habe in seine Rüstung hineingeguckt, da war er aber nicht!«
»Sehr richtig und man kann doch nicht mit etwas verheiratet sein, was nicht ist!«
Das war nun wieder der echte, scharfsinnige Paprikel mit einer echten, paprikelschen Folgerung. Und er setzte hinzu: »Genau genommen warst du hier mit Don Blech verheiratet, denn was da hängt, war ja früher seine Rüstung!«
»Oh, ich...«, stotterte Don Blech, aufs Höchste verwirrt von dieser neuen Lage.
Paprikel winkte ab. »Die Ehe ist null und nichtig. Sie ist nie gewesen. Man kann weder mit einer leeren Rüstung verheiratet sein noch mit einem Nichts.«
Glücklich schwebten Watteia und Wattoneon nach oben, etwa fünf Meter hoch, eine hübsche Höhe für ein glückliches Brautpaar.
Wattemutter meinte: »Mich fragt wohl keiner um meine Einwilligung! — Immerhin ist ja der Regen jetzt wieder nicht mehr besiegt und Wattoneon hat eigentlich kein Anrecht...«
»Nun — «, sagte Paprikel, »was das betrifft, so haben wir ja schon erklärt, dass Watteia ihr ganzes Leben lang unvermählt bleiben müsste, wenn Ihr auf dieser Bedingung besteht. Der Regen ist nicht nur unbesiegbar, er ist sogar eine Notwendigkeit.«
»Da hört sich doch alles auf!«, rief Wattemutter.
Doch Paprikel bewies ihr, wie wichtig der Regen sei. Zum Schluss sagte er: »Man kann sich nur vor dem Regen zu schützen versuchen. Und das habe ich getan, für euch natürlich, mittels dreier sehr scharfsinniger Erfindungen: Erstens werde ich aus Baumharz eine Lösung machen, mit der ich
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