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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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das erste Blatt seiner Notizen auf. »Also.« Geschäftsmäßiges Räuspern. Nanu? Wollte er sich jetzt wirklich die Mühe machen, einen Bericht abzuliefern? Das grenzte ja an ein Wunder.
    »Da der Wahlner ja dafür zuständig war, die ganzen Auftraggeber für HEUREKA zu rekrutieren, habe ich damit angefangen, alle Verträge zu überprüfen und sämtliche Korrespondenz nachzulesen und so weiter. Keine Auffälligkeiten.« Wieder kratzte Herbert sich am Bauch, bevor er sich die Brille zurechtrückte. »Nachdem ihr euch so sicher wart, den Täter in der Firma zu finden, habe ich mir dann als Nächstes die gesammelte interne Korrespondenz mit seinen Kollegen vorgenommen.«
    »Auch die E-Mails?«, fragte Moritz skeptisch. Sein Vertrauen in Herberts technische Fähigkeiten schien – wie meines – begrenzt zu sein.
    Zu meinem Erstaunen wedelte Herbert mit einem USB -Stick. »Freilich, ich bin ja kein Hanswurscht«, brummte er. »Welche Korrespondenz denn bitte schön sonst?«
    »Woher –?«, setzte ich an, aber Herbert ließ mich nicht ausreden.
    »Hat mir der Erkennungsdienst gegeben. Die hatten eh keine Zeit, alles zu lesen.«
    »Wow.« Raphael musterte Herbert erstaunt. Allein die Verwendung eines USB -Sticks – in Herberts Wortschatz normalerweise »Teufelszeug« – wäre noch vor ein paar Wochen undenkbar gewesen.
    »Ja, ja, schon gut«, brummte Herbert wieder. »Also, leider war auch hier nichts Auffälliges zu finden. Mit Leo Wollenschläger ist er schriftlich ein paarmal aneinandergeraten, aber das ist ja nichts Neues. Ab und an war sein Ton seinen Mitarbeitern gegenüber ein bisschen pampig, aber insgesamt durchaus vertretbar. Und außer Wollenschläger gab es niemanden, den er bevorzugt auf dem Kieker hatte, scheint mir.«
    »Wie war die Korrespondenz mit Celia Kleingrün?«, fiel Moritz ein.
    »Sehr sachlich«, antwortete Herbert prompt. »Sie hatten zwar im Laufe der Zeit immer mehr miteinander zu tun – klar, wenn Celia so viele Projekte von ihm übertragen bekommen hat –, aber die beiden wollten anscheinend wirklich nicht riskieren, dass ihre Affäre in der Firma bekannt wird. Also auch hier – leider – keine Erkenntnisse.«
    Raphael und ich wechselten einen schnellen Blick. Dafür, dass uns Herbert gerade noch mit einem »Nix« hatte abspeisen wollen, zeigte er sich jetzt erstaunlich kooperativ.
    »Dann«, fuhr die Überraschung des Tages fort, »hab ich mir natürlich noch die Finanzen vorgenommen. Die Firma steht gut da, steigert stetig ihren Umsatz und trägt die Fixkosten mühelos. Es gibt zwar immer wieder unfreiwillige Abonnenten, die die Abbuchungen rückbelasten, aber das sind natürlich absolute Peanuts.«
    Raphael klatschte sich auf die Stirn, Moritz und ich konnten uns beim Gedanken an sein noch immer ungekündigtes Produktpionier-Abo ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Unterm Strich«, sagte Herbert und blätterte in seinen Notizen weiter, »ist HEUREKA äußerst lukrativ. Und so weit läuft auch alles sauber – mir sind zumindest keine ungewöhnlichen Transaktionen aufgefallen. Auch auf den Privatkonten nicht. Ansonsten hat Wahlner für den Hausbau einen Kredit aufgenommen, den er aber recht lässig zurückzahlen kann beziehungsweise jetzt natürlich seine Frau, die durch seinen Tod zwar nicht reich wird, aber auf jeden Fall abgesichert ist.«
    Herbert blickte von den Notizen auf. Als er meinen anerkennenden Blick auffing, grinste er spitzbübisch. »Bleibt noch der Kleinkram, die Versicherungen der Firma, Rechtsstreitigkeiten und so weiter. Da haben wir natürlich ein paar wütende Kunden, die bis zum Letzten prozessiert haben, aber soweit das aus den Unterlagen hervorgeht, ist Wahlner vor Gericht nie persönlich in Erscheinung getreten – dafür gab es natürlich einen Anwalt. Das war’s.«
    Trotz dieser ernüchternden, wenn auch ausführlichen Bilanz sah Herbert zufrieden drein. Unweigerlich lächelte ich ihm zu. Endlich lief er wenigstens wieder ein wenig zu seiner alten Form auf!
    Moritz und Raphael sahen weniger zufrieden aus. Herbert hatte gründlich gearbeitet, aber selbst das brachte keinen neuen Ansatzpunkt. Moritz stellte schließlich die Frage, die mir im Kopf herumspukte, sobald sich die Begeisterung über den plötzlich reanimierten Herbert gelegt hatte.
    »Und jetzt?«
    »Jetzt«, sagte Herbert und zwinkerte aufmunternd in die Runde, »überlegen wir uns, an welcher Stelle wir was übersehen haben. Sind doch noch zwei Tage Zeit.«
    In seine Worte hinein schrillte mein

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