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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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mit meinem angeblichen Zusammenhang ordentlich verrannt.
    »Ich hab dir doch gleich gesagt, dass Mord und Mobbing nichts miteinander zu tun haben«, stellte Raphael wenig hilfreich fest. »Und jetzt?« Er tätschelte aufmunternd mein Knie und zwinkerte mir zu. »Verhaften wir die Egerjahn, legen den Fall Wahlner zu den Akten und knobeln aus, wer dem Chef beibringen muss, dass wir uns zukünftig auf Mobbing spezialisieren wollen?« Grinsend startete er den Motor.
    »Sehr witzig.«
    Wenigstens hatte Moritz den Anstand, sich schlaue Kommentare zu verkneifen. Stattdessen hatte er die Stirn in Falten gezogen und sah nachdenklich aus dem Fenster.
    Ich wollte einfach immer noch nicht glauben, dass nur aufgrund eines seltsamen Zufalls nahezu zeitgleich der Geschäftsführer umgebracht und seine Geliebte aus dem Betrieb geekelt wurde. Wieder einmal kreisten meine Gedanken wie ein lästiger Schwarm Fliegen um die immer gleichen Fragen. Wem hatte die Affäre der beiden geschadet? Wem hatte Wahlner geschadet? Und wer hatte auch nach Wahlners gewaltsamem Ende einen unbezähmbaren, völlig irrationalen Hass auf Celia?
    In die Stille platzte das Klingeln meines Handys. Herbert. Wahrscheinlich wollte er uns wieder einmal beauftragen, auf dem Rückweg in die Dienststelle ein paar Stück Käsesahne mitzubringen.
    »Ja?« Ich klang so genervt, wie ich mich fühlte.
    »Hallo, Mädel«, brummte er wie üblich ins Telefon. »Mir ist noch was eingefallen. Der Wahlner war doch öfter mal auf Geschäftsreise und hatte in letzter Zeit meistens die Kleingrün mitgenommen, oder?«
    »Ja, und?«, brummte ich zurück. Vielleicht machte ja Jessica Egerjahn mit irgendjemandem gemeinsame Sache? Vielleicht hatte ein männlicher Verbündeter es übernommen, Wahlner aus dem Weg zu räumen, während sie selbst sich auf Celia konzentrierte? Aber weshalb? Es half nichts, wir mussten noch einmal mit dieser wandelnden Klatschzeitung sprechen.
    »Da war nämlich nix dabei, bei den Unterlagen«, fuhr Herbert fort. In Erinnerung an unser mieses Verhalten der vergangenen Tage zwang ich mich dazu, Herbert zuzuhören.
    »Also, keine Flugtickets, keine Hotelrechnungen, gar nix …«
    »Aha«, antwortete ich lahm. »Du, Herbert, sei mir nicht böse, aber –«
    »Das interessiert dich nicht«, fiel er mir beleidigt ins Wort. »Schon recht.«
    »Doch, grundlegend schon. Aber es war wahrscheinlich die Egerjahn, die –«, versuchte ich zu erklären. Doch Herbert hatte einfach aufgelegt.
    »Beleidigte Leberwurst«, schimpfte ich, als ich das Handy wieder in meiner Handtasche verstaute. »Der benimmt sich wie eine Hollywood-Diva, echt.«
    »Du schimpfst doch nicht über Herbert?«, fragte Raphael mit süffisant hochgezogener Augenbraue. »Was wollte er?«
    »Er vermisst die Unterlagen zu Wahlners Geschäftsreisen.«
    »Ach, da war nichts dabei?« Raphael warf mir einen schnellen Seitenblick zu und bog nach rechts auf die Nibelungenbrücke ab.
    »Nein. Keine Hotelrechnungen, keine Flugbuchungen. Aber warum sollte der Wahlner sich auch selbst darum kümmern? Für so was hatte er schließlich Personal.« Ich kramte, praktisch als letzte Verzweiflungstat, mein Notizbuch aus der Tasche. Missmutig schlug ich es auf und schnaubte angesichts des Gewirrs aus Notizen, Pfeilen und Fragezeichen. Kein Wunder, dass diese Ermittlungen ein einziges undurchsichtiges Gewirr waren.
    »Ist nicht durch eine Hotelrechnung bekannt geworden, dass die Kleingrün und der Wahlner ein Verhältnis hatten?« Raphael starrte nachdenklich auf die Ampel, die uns zum Halten zwang.
    Eine Erinnerung blitzte in meinem Gehirn auf, aber ich bekam sie nicht zu fassen. »Ja, das hat die Egerjahn erzählt.« Ich blätterte langsam durch das Notizbuch. Leo Wollenschläger. Angesichts des » ARSCHLOCH s« musste ich immer noch grinsen. Sascha Hoyer. Eine lange Liste mit Stichpunkten zu seinem verworrenen Privatleben und Anmerkungen über seine außergewöhnlich unsichere Art. Das hätte ich nicht notieren müssen, so präsent war sein Bild in meinem Kopf. Und überhaupt hingen mir all diese Namen langsam zum Hals heraus.
    »Also hat die Egerjahn die Unterlagen bei sich am Empfang?«, fragte Moritz.
    Es war schwer zu beurteilen, ob es ihn wirklich interessierte oder ob er nur mühsam versuchte, sich an diesem toten Punkt, an dem wir uns befanden, verzweifelt noch einmal in den Kampf zu stürzen.
    Carola Bloch. Keine einzige Notiz unter ihrem in Versalien geschriebenen Namen; so vergleichsweise normal und

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