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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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Telefon. Nur widerwillig hob ich ab, zu sehr freute ich mich über Herberts Aktivität.
    »Kripo Regensburg, Sonnenberg?«
    »Hallo, Frau Sonnenberg, Celia Kleingrün hier.« Dabei hätte ich sie heute sofort an ihrer Stimme erkannt. »Ich weiß nicht, ob es Sie interessiert«, fuhr sie fort, »aber ich bin soeben fristlos entlassen worden.«
    Obwohl sie erstaunlich gefasst klang, schrillten bei mir die Alarmglocken. »Weshalb?«
    »Sie erinnern sich doch noch daran, was ich Ihnen über das fehlende Geld in der Kasse erzählt habe, oder?« Sie klang beinahe amüsiert.
    »Ja, natürlich.«
    Ich hörte ihren tiefen Atemzug, bevor sie antwortete. »Heute Morgen war wieder Geld aus der Kasse verschwunden, vierzig Euro. Und anscheinend hat Sascha nach dem letzten Mal doch dafür gesorgt, dass die Nummern der obenauf liegenden Scheine bei der Polizei hinterlegt wurden. Auf jeden Fall kamen dann zwei Polizisten und haben unsere Portemonnaies durchsucht.«
    »Und die markierten Scheine bei Ihnen gefunden?«, fragte ich atemlos. Moritz und Raphael sahen auf, und auch Herbert hing gebannt an meinen Lippen.
    »Genau. Aber Frau Sonnenberg, ich war’s nicht! Wirklich nicht.«
    »Sind Sie jetzt zu Hause?«, fragte ich. »Dann sind wir sofort bei Ihnen.«
    »Wir haben Scheiße gebaut«, lautete Raphaels erster Satz, als wir im Wagen saßen und Richtung Osttangente steuerten. »Oder besser gesagt: Ich habe Scheiße gebaut.«
    »Wie meinst du das?« Erstaunt sah ich ihn an, und auch Moritz, der auf dem Rücksitz saß, beugte sich nach vorn.
    »Mit Herbert.« Sein Grinsen fiel ziemlich betrübt aus. »Wenn er sich nicht in die Bedeutungslosigkeit abgeschoben fühlt, ist er durchaus noch ganz brauchbar, oder?«
    »Sag ich doch.« Ich grinste mit leisem Triumph zurück. Gleichzeitig war ich wieder einmal überrascht von Raphaels Feinfühligkeit. Während ich mich noch über Herberts plötzlich wiedererwachte Einsatzfreudigkeit gewundert hatte, hatte er schon längst durchschaut, dass es einen Auslöser gab: Wir hatten Herbert endlich wieder einmal gebraucht. Und ihn nicht nur mit unbedeutenden Aufträgen, Desinteresse und blöden Kommentaren abgekanzelt. Ob er sich sehr darüber geärgert hatte, dass wir Moritz mit ins Team geholt hatten? War das der Auslöser für diese totale Unlust gewesen?
    Vielleicht fing so Mobbing an, obwohl zunächst keinerlei böse Absicht dahintersteckte. Drängte man jemanden einfach in eine Rolle, bis derjenige keinen anderen Ausweg mehr sah, als die Rolle wirklich anzunehmen und somit die Erwartungen zu erfüllen? In Herberts Fall also: in völlige Lethargie zu versinken und den jungen, dynamischen Kollegen aus Protest bei jeder sich bietenden Gelegenheit klarzumachen, dass man auf ihren Aktivismus keinen Bock mehr hatte und ihn deshalb einfach boykottierte?
    Und in Celias Fall? Ohne zu wissen, wer hinter diesen Attacken steckte, ließ sich die Frage kaum beantworten. Aber es gab jemanden, der Celia unbedingt leiden sehen wollte, zusehen wollte, wie sie alles verlor. Und der jetzt, zu guter Letzt, gewonnen hatte.
    Mit ein bisschen Glück hatte dieser Jemand – endlich – zu viel gewagt.
    Celia Kleingrün wohnte in einem Mehrparteienhaus am Oberen Wöhrd, unweit des RT -Bades, das die Innenstadt-Regensburger jeden Sommer bis zum letzten Quadratmeter mit quirligem Leben erfüllten. Wehmütig dachte ich an meine Stammliege direkt am Schwimmerbecken, von der aus man so wunderbar Leute beobachten konnte, über die es sich wiederum, sofern Hannes auf der Liege nebenan lag, noch wunderbarer lästern ließ. Missmutig stapfte ich durch den Schneematsch – wenigstens war es etwas wärmer geworden. Trotzdem sehnte ich mich nach dem Geruch von Sonnencreme auf der Haut und Chlor in der Luft. Und sogar nach meinem Bikini … Bis mir einfiel, dass mir wohl noch ein paar Zumba-Stunden bevorstanden, bevor ich ihn wieder tragen konnte, ohne verschämt den Bauch einzuziehen.
    Als Celia uns die Wohnungstür öffnete, sah ich sofort, dass sie geweint hatte. Die Augen waren rot und verquollen, gleichzeitig strahlte sie aber eine Ruhe aus, die ich in den letzten Tagen nicht an ihr bemerkt hatte. Im Gegenteil, sie hatte immer wie gehetzt und getrieben gewirkt.
    Sie bat uns ins Wohnzimmer, wo wir gerade so auf der Ledercouch Platz fanden, setzte sich uns gegenüber in den zugehörigen Sessel und lächelte schließlich entspannt. »Ja, so schnell kann’s also gehen«, sagte sie nur und zuckte die Achseln.
    »Sie wirken gar

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