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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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Blick zu, aber er schien nichts zu bemerken. »Gestern unterwegs gewesen?«, fragte ich möglichst arglos und drehte mich zu Moritz um.
    »Ja, ein bisschen.« Kein Zweifel. Mit jedem seiner Worte wehte mir das Odeur einer durchzechten Nacht entgegen.
    »Entweder«, sagte ich also und konnte endlich so not amused klingen, wie ich war, »du hast heute Morgen die Mundspülung mit dem Spiritus verwechselt, oder du hast eine Riesenfahne, Moritz.«
    »Oh Scheiße, echt?« Wenigstens schaffte er es, einigermaßen betroffen auszusehen. »Hat jemand einen Kaugummi?«
    »Kaugummi?« Der hatte sie wohl nicht mehr alle. »Moritz, du trägst eine Waffe! Da kannst du doch nicht besoffen in die Arbeit kommen!« Wenn ich ihn nur halb so erbost anstarrte, wie ich war, sah ich bestimmt zum Fürchten aus. Ich wusste doch, dass das eine Schnapsidee gewesen war – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit dieser Arbeitshaltung war er bei seinen lahmen Betrugsdelikten eindeutig besser aufgehoben.
    »Ich bin nicht mehr besoffen, ehrlich.« Immerhin wirkte er ziemlich zerknirscht. »Und es kommt nicht wieder vor. Versprochen.«
    Wortlos reichte ihm Raphael einen Kaugummi, lenkte den Wagen endlich auf den HEUREKA -Parkplatz und kam zum Stehen.
    Wir stiegen aus, doch während Moritz gleichermaßen dienstbeflissen wie bedröppelt voraustrabte, hielt ich Raphael zurück. So leicht sollte er es nicht haben. »Und warum sagst du dazu nichts, wenn ich mal fragen darf? Du wolltest ihn doch unbedingt als Verstärkung. Und jetzt lässt du mich die Böse spielen, wenn der mit einer Fahne in die Arbeit kommt, dass die ganze Karre stinkt.«
    »Weil ich früher phasenweise sicher nicht besser war als er.« Über Raphaels Gesicht legte sich ein Schatten, aber ich wusste auch so, auf welche Zeit er anspielte. Nach Isas Tod hatte er eigenen Aussagen zufolge nicht nur die Kontrolle über seinen Alkoholkonsum verloren. Aber das waren immerhin mildernde Umstände – im Gegensatz zu Moritz’ schnöder Vergnügungssucht. Raphael stupste mich beruhigend an. »Außerdem hat’s ihm sichtlich leidgetan, oder? Jetzt reißt er sich bestimmt zusammen.«
    »Bis zur nächsten Party«, orakelte ich.
    »In ein oder zwei Jahren hat sich das Problem von selbst erledigt, weil ihn dann der Kater am nächsten Tag umbringen würde.«
    »Ach, deshalb also? Und ich Idiot dachte, der Grund für deinen soliden Lebenswandel ist deine geistige Reife.« Manchmal machte Sticheln einfach zu viel Spaß.
    »Logisch«, antwortete Raphael gelassen. »Die geistige Reife, zu akzeptieren, dass mich der Kater am nächsten Tag umbringen würde.«
    * * *
    »Hast du die Texte jetzt endlich fertig?« Grußlos stürmte Leo ins Zimmer.
    Celia zuckte zusammen, öffnete dann hektisch die Datei und deutete auf ihren Monitor. »Klar. Soll ich sie dir per Mail schicken?«
    »Nein, ausdrucken.«
    »Bitte«, fügte André mit Nachdruck hinzu und musterte Leo voller Abneigung, während Celia mit feuchten Händen das erste Blatt auffing, das der Drucker ausspuckte.
    Leo ignorierte ihn und trommelte ungeduldig auf Celias Schreibtisch, sodass ihr das nächste Blatt prompt aus den Fingern glitt.
    »Meine Fresse …«, nölte Leo verächtlich.
    Celia unterdrückte mühsam das Zittern, das sich ihrer bemächtigte, und sah gerade noch aus dem Augenwinkel, wie André aufsprang und sich vor Leo aufbaute. Dankbar hörte sie ihn sagen: »Langsam reicht’s, Leo.«
    »Ach, spielst du jetzt den edlen Ritter, der der armen Prinzessin zu Hilfe eilt?«, höhnte Leo und beugte sich André drohend entgegen.
    Scheiße, André, halt lieber den Mund. Leo war offensichtlich total am Durchdrehen, und Celia durchfuhr der Gedanke, dass er André bestimmt für seine Einmischung büßen lassen würde.
    »Ich kann diese Schikane einfach nicht mehr mit ansehen. Das ist alles.« André blieb erstaunlich gelassen, klang aber trotzdem plötzlich so autoritär, dass Celia gleichermaßen erstaunt wie erschrocken nach Luft schnappte.
    »Nein, das ist nicht alles«, fuhr Leo ihn an. »Du kannst den Retter spielen, solange du willst, du Idiot. Bumsen wird deine Prinzessin trotzdem die, die ihr nützlicher sind.«
    André schloss die Augen, als hätte er einen Faustschlag abbekommen, und um Celia begann das Büro zu schwanken. Nein, bitte … Das war ein Alptraum, das konnte alles nicht wahr sein. Sie hatte Leo doch nichts getan! Wie konnte er sie so behandeln? Und wie konnte er sie derartig verabscheuen?
    »Ach«, sagte Leo, »ich sehe, du bist

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