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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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wie ein mörderischer Schlag in die Magengrube an.
    Sarah zuckte zusammen, als sie Raphael, der am Türrahmen lehnte, bemerkte. Im Spiegel suchte sie seinen Blick, dann lächelte sie ihm zu. Er liebte dieses Lächeln. Und er liebte dieses Gesicht, das ihn so faszinierte, weil es oft innerhalb von Sekunden so unterschiedlich wirkte. Ja, man konnte beinahe jede Gefühlsregung ablesen, sofern sie das nicht mit aller Macht zu verhindern versuchte. Manchmal wirkte sie mit ihren hellbraunen Augen und den vollen, fast trotzig aufgeworfenen Lippen mädchenhaft, beinahe unschuldig. Im nächsten Moment, meistens im Job, konnte sie aber so tough und knallhart wirken, dass er meinte, eine andere Frau vor sich stehen zu haben. Oft hob sie dann skeptisch eine ihrer schwarzen, schön geschwungenen Augenbrauen und feuerte Blicke ab, die durchdringender nicht sein konnten. Eines war ihr Gesicht aber für ihn immer: unglaublich anziehend. Nur im Augenblick trotz des Lächelns ziemlich betrübt.
    »Bist du noch deprimiert, weil du gestern nicht mit einem spektakulären Zumba-Outfit aufwarten konntest?«, fragte er. Meine Fresse, Jordan. Du warst aber auch schon mal witziger.
    Trotzdem grinste Sarah dankbar und schraubte endlich das Wimperntusche-Fläschchen auf. »Ach, das Outfit macht mir eigentlich weniger Sorgen. Es ist eher der Hüftschwung. Irgendwie ist der noch nicht ganz konkurrenzfähig.« Sie riss die Augen auf, öffnete leicht den Mund und fing an, mit enormer Konzentration zu tuschen.
    »Ich find deinen Hüftschwung ziemlich gut«, antwortete er.
    Sie unterbrach ihre Bemühungen um ihre Wimpern und zwinkerte ihm zu. Prompt blieben unter dem Auge schwarze Tuschekleckse zurück. »Mist, verdammter.« Sie zerrte ein Kleenex aus der Box und fuhrwerkte damit grob im Gesicht herum. Schließlich war die Tusche weg, dafür ihre Haut knallrot.
    Normalerweise hätte sie ihn jetzt gerügt, weil er wieder einmal ignoriert hatte, dass sie nicht in der Lage war, sich ohne größere optische Schäden gleichzeitig die Wimpern zu tuschen und mit ihm zu reden. Heute aber schien ihr nichts ferner zu liegen, als zu meckern. Stattdessen räumte sie die Wimperntusche und das Make-up zurück in ihre Kosmetiktasche, legte sie achtlos auf die Waschmaschine und lehnte sich dann an ihn.
    »Willst du dich eigentlich nicht langsam anziehen?«, fragte sie und sah zu ihm auf. »Oder meinst du, du solltest Hannes mal was Gutes tun und mit nacktem Oberkörper aufkreuzen?«
    »Das mache ich dann im Sommer«, antwortete Raphael. Wie immer am Sonntagabend stand der obligatorische Wochenausklang mit Sarahs Freunden im »Palletti« an. Meistens schloss er sich Sarah an, nachdem ihre Freundinnen und Hannes der Meinung waren, dass ein heterosexueller Mann in der Runde die doch recht oft männerlastigen Gespräche um eine interessante Sicht bereicherte. Heute aber hatte er sich anders entschieden. »Ich bleibe zu Hause, okay?«
    Sie nickte, allerdings nicht halb so erfreut, wie er das erwartet hatte. »Bist du doch noch sauer?«
    »Quatsch«, antwortete er, beugte sich zu ihr hinab und küsste sie auf die Stirn. »Ich dachte … vielleicht willst du ungestört mit den anderen über München und das LKA reden. Ohne despotischen Mann neben dir, der dich am liebsten in Regensburg festketten würde.« Ach, was bist du wieder edel, Jordan. Dabei spekulierte er doch auf Sarahs Freunde, die ihr hoffentlich klarmachen würden, dass eine glückliche Beziehung wichtiger war als jeder noch so tolle Job.
    »Das ist lieb von dir.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen.
    Lieb? Eher ganz schön hinterhältig, wenn er so darüber nachdachte. Irgendwann in den letzten Jahren hatte er sich anscheinend zu einem ziemlichen Egoisten entwickelt.
    »Und was machst du?«, fragte sie und schlüpfte in die Stiefel.
    »Notfalls schau ich mir den ›Tatort‹ an.« Er antwortete betont beiläufig, ganz so, als nähme er heroisch einen grauenvoll langweiligen Abend in Kauf, um sie in seiner selbstlosen Art nur ja nicht in der Entscheidungsfindung zu beeinflussen.
    »Heute ermitteln die Münchner«, antwortete sie mit Grabesstimme und nahm den Anorak vom Garderobenhaken.
    Auch das noch. »Soll ich die zukünftigen Kollegen von dir grüßen?«, fragte er mit deutlicher Schärfe und verfluchte sich im nächsten Moment selbst dafür. Scheiße, das hatte nicht dem Plan entsprochen, ihr zu demonstrieren, dass man so einen einfühlsamen und vor

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