Donaugrund (German Edition)
allem rücksichtsvollen Traummann wie ihn definitiv nicht wegen eines Jobs allein in der Provinz sitzen lassen konnte. »Sorry«, fügte er noch schnell hinzu, aber Sarah winkte ab.
»Die beiden arbeiten bei der Kripo, nicht beim LKA .« Sie klang eher müde als wütend. Langsam öffnete sie die Tür und trat hinaus ins Treppenhaus. »Aber grüß sie ruhig trotzdem.«
Er starrte noch ein paar Minuten auf die geschlossene Wohnungstür, bevor er die angebrochene Schachtel Zigaretten aus dem Versteck im Kleiderschrank holte.
SIEBEN
Es war zehn Minuten vor neun, als Celia am Montagmorgen die Glastür zur Firma aufstieß. Jessica thronte wie üblich am Empfang, grüßte aber nicht, sondern schüttelte nur pikiert den Kopf und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
Celia eilte ebenso grußlos an ihr vorüber und beschwor sich selbst, sich nicht zu ärgern. Das war doch hier immer so, das war doch altbekannt – wer in Ungnade gefallen war, brauchte auf die Sympathie der Kollegen nicht mehr zu hoffen. Sei nicht ungerecht, vergiss André nicht, schalt sie sich im nächsten Augenblick selbst. Und Simone natürlich; die war wenigstens einigermaßen neutral.
Wie auf Kommando öffnete sich Simones Bürotür. »Na endlich! Sascha fragt schon seit einer halben Stunde, wann du dich endlich mal in sein Büro bequemst.« Der strafende Blick, mit dem sie Celia musterte, wäre gar nicht mehr nötig gewesen.
Aber … »Wir hatten doch neun Uhr vereinbart, oder?« Ihre Stimme klang selbst in ihren eigenen Ohren unangenehm schrill. Schon wieder zuckte ein stechender Schmerz durch Celias Magengrube. Sie brauchte unbedingt noch eine Tablette, wenn sie diesen Termin überstehen wollte.
»Ja«, antwortete Simone kühl, »aber in ein paar Minuten steht schon wieder die Polizei auf der Matte. Und wir sind davon ausgegangen, dass du wenigstens heute mal ein paar Minuten früher da bist als sonst.«
Celia schluckte die Wut zusammen mit dem sauren Geschmack in ihrem Mund hinunter. Zu erwähnen, dass sie die ganze vergangene Woche jeden Tag vor acht Uhr an ihrem Schreibtisch gesessen war, lohnte jetzt auch nicht mehr. Plötzlich fühlte sie sich unendlich müde, wie erschlagen, und die Aussicht, gleich bei einem ungeduldigen Sascha ihren Job retten zu müssen, bewirkte nur, dass sie sich am liebsten wieder ins Bett verkrochen und die Firma nie wieder betreten hätte. »Warum hast du nicht angerufen?«, fragte sie und verfluchte sich für das Zittern in ihrer Stimme.
»Weil du deswegen auch nicht schneller gewesen wärst beim Aufbrezeln. Aber egal, es wird sowieso nicht lange dauern.« Mit einem letzten abweisenden Blick öffnete Simone ihre Bürotür wieder. »Ich melde dich direkt an. Sei so gut und beeil dich ausnahmsweise mal.«
Die Tür schloss sich hinter Simone, und Celia sank entmutigt gegen die Wand. Warum bloß war nun auch noch Simone so gehässig? Es ging ihr nicht um Simone selbst, an deren Freundschaft hatte sie nach wie vor kein allzu großes Interesse. Es ging einfach nur darum, ein wenig moralische Unterstützung zu bekommen, jetzt, wo sie sie so dringend brauchte. Wieder krampfte sich ihr Magen zusammen. Sie wühlte in ihrer Tasche nach den Tabletten und fand sie endlich, als sie im eigenen Büro angelangt war, wo André schon am Schreibtisch saß. Sofort sprang er auf.
»Hey, das schaffst du«, flüsterte er und knuffte sie zart in die Seite. Wenigstens er hatte nicht die Seiten gewechselt. Aber das hatte sie ja ohnehin gewusst.
»Simone hat mich gerade angeblafft. Sascha wollte die Audienz spontan vorverlegen. Und ausgerechnet heute …« Sie brach ab und versuchte, gegen die Tränen anzukämpfen. Warum nur war sie so eine verdammte Heulsuse geworden?
»Schhh«, machte André. »Nicht weinen. Das ist doch nur wieder eine kleine Schikane am Rande. Neun Uhr war vereinbart, du bist pünktlich da, also ist alles bestens. Und jetzt auf in den Kampf!« Er nahm sie mit einer kurzen, unentschlossenen Geste in den Arm, lächelte noch einmal aufmunternd zu ihr herunter und nahm ihr dann die Jacke ab.
Ja, auf in den Kampf. Nur dass sie sich leider absolut nicht bereit fühlte zu kämpfen.
Mühsam unterdrückte sie das Zittern ihrer Hände, als sie an Saschas Tür klopfte und sein leises, aber bestimmtes »Herein« vernahm. Keine Schwäche zeigen, Celi. Wer sich wie ein Opfer benimmt, wird auch zum Opfer!
Mit vorgerecktem Kinn betrat sie das Büro und bemühte sich um einen forschen Schritt zum Besucherstuhl. Sascha sah sie
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