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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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auf die Schultern und beugt seinen
Mund dicht an das Ohr: »Mein Name ist Heinrich! Den solltest du dir unbedingt merken!
Denn Heinrich wird dir jetzt einen Rat geben, den du dringend befolgen solltest!
Kooperiere mein Junge! Also, zum letzten Mal, wo sind die beiden anderen!«
    »Sie meinen
die vier anderen?«, antwortet Malthe trocken. »Ich hab keine Ahnung!«
    Der Hauptmann
tritt zur Seite, macht eine Handbewegung, und der Soldat stößt mit dem Gewehrkolben
zu. Der Holzschaft kracht gegen Malthes Schädel. Ihm wird schwarz vor Augen. Als
er wieder zu sich kommt, liegt er am Boden im Blut. Sein Kopf fühlt sich an, als
wäre er zerborsten.
    »Warum haben
Sie mich geschlagen?«, stöhnt er.
    »Schnauze!«,
brüllt der Hauptmann. »Mit Saboteuren machen wir kurzen Prozess!«
    »Wir sind
keine Saboteure«, stammelt Malthe mit schwerer Zunge. »Wir sind von vier Männern
überfallen worden, die unsere Ausweise und Jacken wollten. Wir haben uns zur Wehr
gesetzt, da haben sie meinem Freund ins Bein gestochen. Danach haben sie sich in
nördlicher Richtung aus dem Staub gemacht.«
    »Erzähl
uns keine Märchen, Däne«, brüllt der Hauptmann, und der Soldat stößt erneut mit
dem Gewehrkolben zu.
     
    Es ist früh am Morgen, Aase packt
gerade Bücher und Hefte für die Schule in ihre Ledertasche. Der Vater ist schon
mit dem Fahrrad zu der neuen Baustelle in Klitmøller unterwegs, Mutter sitzt am
Küchentisch und schält Kartoffeln, als ein größeres Automobil zu hören ist, das
vor der Baracke stoppt. Durch die dünne Bretterwand schallt das Klappen der Wagentür,
dann knirschen Stiefel im Kies der Siedlungsstraße. Deutsche Worte werden gesprochen.
Ein paar Mal fällt der Name Stræde und Jesper, der Vorname vom Vater. Aase erkennt
genau, wer da spricht, dieser Nazispitzel Bechgaard. Sie wirft einen verächtlichen
Blick zur Tür, ihr Herz schlägt im Rhythmus ihrer Wut.
    »Stikker!«,
zischt Aase durch die Zähne. »Die Schuld wird bezahlt!« Es sind die letzten Worte
aus dem Roman des Amerikaners.
    »Was redest
du für einen Unsinn, Kind?«, fragt die Mutter überrascht. »Stikker? Was ist das?«
    »Ein Spitzel!
So heißen die deutschen Spitzel.« Aases Augen funkeln stolz.
    »Woher weißt
du denn so was?«
    »Malthe
hat’s mir gesagt.«
    Sie verstummen,
die Schritte stapfen heran. Eine Faust schlägt gegen die Holztür, dass sie vibriert.
    »Militärpolizei!
Aufmachen!«, dröhnt eine Stimme in akzentfreiem Dänisch.
    Der Mutter
fällt die Kartoffel aus der Hand, und das kleine, gelbe Oval kullert über den Boden
unter den Küchenschrank. Mit Schrecken in den Augen springt sie vom Stuhl auf und
steht mit zitternden Knien mitten im Raum. Aase greift instinktiv ihre Ledertasche,
hält sie mit den Unterarmen wie eine Rüstung vor ihre Brust. Es donnert erneut gegen
das Holz.
    »Jesper
Stræde! Sofort aufmachen!«, klingt es unheilvoll von draußen herein.
    »Mein Mann
ist nicht im Haus!«, ruft die Mutter.
    »Aufmachen!«,
tönt es zurück.
    Aase ballt
ihre Hände zu Fäusten. Die Mutter nimmt die Schüssel mit den Kartoffeln, wandert
damit kopflos durch die Küche, als gäbe es keinen Platz, wo sie abgestellt werden
könnte. Schweiß steht ihr auf der Stirn.
    »Zum letzten
Mal, aufmachen!«
    Aase begreift,
sie muss etwas tun. Sie geht zur Tür, fasst nach dem rostigen Schlüssel, der im
Schloss steckt. Die Mutter stellt die Schüssel an denselben Platz auf den Tisch
zurück und eilt der Tochter hinterher. Die dreht den Schlüssel. Sofort wird die
Tür von außen aufgerissen, eine hochgewachsene Gestalt in Uniform platzt herein
und drückt die Mutter grob beiseite. Der Deutsche geht langsam einmal im Kreis,
lässt seinen Blick über die karge Einrichtung schweifen. Der schwere Mantel hat
zwei Reihen Silberknöpfe und einen grünen Samtkragen. Seine Haare sind unter der
Schirmmütze verborgen, aber Aase erkennt das kantige Gesicht mit den scharfen Zügen
sofort wieder. Der Goldblonde aus dem Laden von Herrn Rosen, der mit dem großen
Adamsapfel. Oberst Lanser! Aase starrt auf die schwarzen Stiefel, ihr Mund ist plötzlich
trocken. Aus dem Augenwinkel sieht sie Bechgaard, den Dänen von der Zivilverteidigung,
der draußen auf der Holztreppe geblieben ist. Das Mädchen möchte sich am liebsten
auf ihn stürzen, diesen gemeinen Stikker.
    »Malthe
Stræde, das ist dein Sohn?«, poltert die Stimme des Deutschen los. Die Mutter nickt
verkrampft. »Du händigst sofort alles aus, was sich von ihm im Haus befindet!«
    »Mein

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