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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Sohn
hat keine Sachen hiergelassen. Er ist vor langer Zeit nach Kopenhagen, um Arbeit
zu suchen. Er hat seine ganze Habe mitgenommen. Ich weiß nicht einmal, wo er dort
wohnt.«
    »Dein Sohn
ist nie in Kopenhagen gewesen, dein Sohn ist ein Saboteur! Und dies hier ist ein
Widerstandsnest, hier wohnen seine Komplizen!«
    »Das ist
nicht wahr!« Die Stimme der Mutter klingt verzweifelt. »Wir sind rechtschaffene
Menschen, mit Politik haben wir nichts zu tun.«
    »Lüg nicht!
Sonst wird dein Mann noch heute verhaftet!«
    Aase ist
erschrocken, dass der Deutsche, der immer stumm war, wirklich sprechen kann und
dazu Dänisch. Sie hört das Donnergrollen der Kanone, damals vor dem Laden, als er
mit den Keksen und der Schokolade herauskommt. Sieht die goldblonden Haare, als
er an der Baustelle des Vaters vorbeifährt.
    »Du hörst
den englischen Sender! Ich weiß das! Es ist verboten!«
    »Ich … ich
… zum Radiohören hab ich keine Zeit«, stammelt die Mutter. Aase schickt einen vernichtenden
Blick zu Bechgaard, der durch die offene Tür zusieht. Der Hauptmann geht ohne ein
Wort durch die Wohnung, zieht Schubladen auf und schaut in Schränke und Truhen.
    »Lassen
Sie das sein!« Aases Stimme schreit heftig und schrill. »Gehen Sie endlich weg!«
    »Was haben
wir denn da?« Der Deutsche grinst mit der ganzen Macht seiner Autorität. »Die junge
Dame ist aufmüpfig wie der Bruder!«
    Aase spürt
das erste Mal Angst, sie weicht einen Schritt zurück. Doch der Deutsche ist in zwei
Schritten bei ihr, reißt ihr die Schultasche aus den Armen und schüttet den Inhalt
auf den Küchentisch. Mit sicherem Griff zieht er den Roman von Steinbeck zwischen
den Schulbüchern hervor.
    »Ein Widerstandsnest,
ich wusste es doch!« Die Stimme grollt plötzlich wie der Donner ihrer Kanonen. »Woher
hast du das, junge Dame!«
    »Das … das
issst … das hab … ich hab es auf der Straße gefunden.«
    »Du hast
es von deinem Bruder, gib es zu!«
    »Ich weiß
nicht, wo mein Bruder ist.«
    »Das kannst
du auch gar nicht wissen! Aber ich weiß es! Und ich weiß auch genau, dass dieser
Schund hier gegen die Deutschen hetzt!«
    »Meine Tochter
ist doch noch ein Kind«, bettelt die Mutter. »Sie kann das alles doch noch gar nicht
wissen!«
    »Ein Kind,
dass ich nicht lache! Ich glaube, die junge Dame bewegt sich in gefährlichem Fahrwasser.«
Der Deutsche zieht ein gefaltetes Papier aus der Manteltasche und streift es auf
dem Küchentisch glatt. ›Alt Arbejde for Tyskerne skal indstilles‹ steht dort in
großen Buchstaben über dem Text.
    »Kennst
du das?«, fragt er Aase scharf, die heftig den Kopf schüttelt. »Da wird aufgerufen,
dass die Arbeit für die Deutschen eingestellt werden soll. Hast du das verteilt?«
    »So etwas
würde meine Tochter nie machen!«, widerspricht die Mutter furchtlos. Und es ist
der Mut der Verzweiflung, der aus ihr spricht. »Mein Mann baut seit zwei Jahren
Bunker. Heute ist er zum Zementmischen in Klitmøller.«
    »Es ist
ein ganzer Stapel dieser Flugblätter auf den Baustellen verteilt worden.«
    »Ich war
das nicht«, versichert Aase.
    »Sie war
das nicht!«, bekräftigt die Mutter. »Meine Tochter muss in die Schule. Bitte, lassen
Sie sie gehen!«
    »Meine Freundin
wartet auf mich«, sagt Aase leise.
    »Lassen
Sie sie gehen, bitte!«
    Der Adamsapfel
des Hauptmanns bewegt sich auf und ab. Der Mund ist zusammengekniffen. Er steht
unbeweglich vor dem Mädchen, blickt sie lange an, bis er völlig unerwartet eine
abrupte Kopfbewegung in Richtung Tür macht. »Hau endlich ab!«, zischt er.
    »Beeil dich,
Kind! Los, lauf!«, befiehlt die Mutter, während Aase die Bücher vom Küchentisch
in ihre Tasche zurückstopft, sie unter den Arm klemmt und an dem verdutzten Bechgaard
vorbei ins Freie stürzt.
    »Fahr, Damaris,
fahr los!«, ruft sie der Freundin zu, die anscheinend ganz aus der Nähe die Vorgänge
in der Baracke durch die offene Tür beobachtet hat. Sie steigt auf ihr Fahrrad und
tritt aus Leibeskräften in die Pedale.
    »Ich hatte
solche Angst!«, sagt sie, als Aase zu ihr aufschließt. Sie sieht, wie ihre Freundin
sich auf die Lippen beißt, ihr Tränen über die Wange kullern.
    »Was ist
denn los? Was wollte der Deutsche von euch?«, fragt Damaris mit zitternder Stimme.
    »Ich glaube,
die Deutschen haben meinen Bruder verhaftet.«
    Sie radeln
aus der Barackensiedlung hinaus und den Hügel zum Feldweg hinauf, der durch die
Dünenlandschaft führt. Einen kurzen Moment sind nur die Tretgeräusche der Fahrräder
zu

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