Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)
Gesichtern
folgen, ebenfalls Westen über ihren Sweatshirts.
»Ukrainy
Inkasso«, verkündet der Graumelierte mit sanfter Stimme, nimmt bedächtig die Sonnenbrille
ab und fährt in höflichem Ton fort: »Wir kommen wegen Ihrer Außenstände. Wer von
Ihnen ist Herr Eschenberg?«
»Der bin
ich«, meldet sich Oleander mit belegter Stimme, während Moritz Krüger auf Abstand
geht.
»Wir kommen
von Herrn Efendija. Er hat lange nichts von Ihnen gehört, seitdem Sie das letzte
Mal in seinem Etablissement waren. Wir hörten von Herrn Efendija, dass es bei Ihnen
mit den Karten nicht gut gelaufen ist. Ihre Schulden belaufen sich auf 20.000 Euro.
Wenn ich richtig informiert bin, ist das Geld heute fällig. Wir würden es gerne
gleich mitnehmen, wenn es Ihnen recht ist?«
»Sie bekommen
es, aber …es … es gibt nur ein … Problem.«
»Herr Efendija
mag Probleme nicht besonders. Deswegen sind wir gekommen, Herr Eschenberg!«
»Im Moment
hab ich nur 18.000 Euro flüssig, die restlichen 2.000 habe ich spätestens in drei,
vier Tagen.«
»Das ist
schön, sehr schön. In diesem Fall geht heute ausnahmsweise nichts zu Bruch, Herr
Eschenberg. Wenn Sie dann bitte so freundlich sind, wir nehmen natürlich nur Bargeld.«
Oleander
fischt die zusammengerollten, mit Gummiband umwickelten Geldscheine aus der Jackentasche
und reicht sie dem Graumelierten. Der wiegt die Scheine in der Hand und schaut lächelnd
zu seinen Begleitern.
»Ich nehme
an, wir brauchen nicht nachzuzählen, was meint ihr? Igor? Andrej? Herr Eschenberg
wird wissen, dass wir sonst wiederkommen werden, oder?«
Die beiden
Glatzköpfe grinsen und nicken.
»Wir kommen
natürlich auch wieder, wenn Herr Efendija in drei, na, sagen wir in vier Tagen,
sein restliches Geld nicht hat. Sie haben uns verstanden, Herr Eschenberg?«
Oleanders
Mund ist trocken, er steht stocksteif am Verkaufstresen und starrt dem freundlich
lächelnden Graumelierten in die Augen.
»Ich höre
nichts, Herr Eschenberg«, stellt der unbeirrt fest. »Haben wir uns verstanden?«
»Ich besorge
das restliche Geld, Sie können sich darauf verlassen.«
»Dann möglichst
nicht auf Wiedersehen, Herr Eschenberg«, sagt der Graumelierte und gibt seinen beiden
Begleitern einen Wink. Danach verlassen sie gemächlich den Laden. Erst als der Mercedes
vom Parkplatz rollt, schlägt Moritz Krüger sich mit der Hand an die Stirn.
»Bist du
von allen guten Geistern verlassen, wir haben einen 80.000 Euro Kredit bei der Bank,
und du hast nichts anderes zu tun, als in irgendeiner Pokerkaschemme 20.000 Euro
zu verspielen? Woher hast du das Geld für diesen Wahnsinn?«
»Ich wollte
Geld für den Kredit. Damit wir schneller von den 80.000 runterkommen.«
»Und woher
hattest du das Geld fürs Spielen?«
»Die letzte
Kreditrate, wollte sie nur kurz ausleihen. Wenn es geklappt hätte, wären wir jetzt
fein raus.«
»Es hat
aber nicht geklappt, Mann!«
»Es war
eine verdammt blöde Pechsträhne.«
»Und wo
hast du die 18.000 her?«
»Ich hab
eine todsichere Sache in petto. Wenn alles gut geht, können wir die 80.000 schon
in ein paar Tagen zurückzahlen, Moritz.«
»Erzähl
keinen Scheiß, Ole!«
»Ich erzähl
keinen Scheiß, Moritz, ehrlich. Ich muss nur ein paar Dinge verkaufen, dann sind
wir unsere Schulden los.«
»Wenn Felix
Bieling nicht wäre, hätten wir bei der Bank nie und nimmer einen Kredit bekommen.
Aber wenn wir unseren Laden an die Wand fahren, dann gehen wir beide nicht nur den
Bach runter, dann gibt es auch mächtig Ärger mit Felix. Er ist zwar ein alter Surfkumpel,
aber bei Geld hört die Freundschaft auf. Der kann schon jähzornig werden, wenn ihm
jemand nur seine Welle wegschnappt. Was meinst du, wird er mit uns machen, wenn
wir ihm seinen Job bei der Bank demolieren?«
*
Das Handy, das Peter Hollmann bei
der Abfahrt auf den Beifahrersitz gelegt hat, klingelt. Er steuert seinen Leihwagen
auf den Grünstreifen, stoppt und greift nach dem Gerät.
»Hollmann!«,
meldet er sich.
»Swensen
hier, Peter! Du bist auf dem Anrufbeantworter!«
»Richtig!
Wegen des Einbruchs in Uelvesbüll, die geklauten Zeichnungen von diesem Saufbold.
Ich hatte doch ein paar Fotos mit meiner Digitalen geschossen und die hab ich mir
gestern noch einmal genau auf dem Computer angesehen. Dabei ist mir eine Ungereimtheit
aufgefallen.«
»Eine Ungereimtheit.
Die Tür war doch aufgebrochen.«
»Schon,
aber die Frau hatte doch behauptet, dass die Tür immer abgeschlossen war.«
»Ja und?«
»Das war
sie
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