Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)
Ahnung von belegten, dänischen Butterbroten.«
Mielke wirkt
völlig perplex. Colditz gibt Silvia durch eine unwirsche Handbewegung zu verstehen,
dass sie weitermachen soll.
»Zuerst
zu diesen beiden Männern.« Silvia zeigt nacheinander auf zwei Fotos an der Pinnwand.
»Erik Dragsted ist aus Klitmøller, und Knud Abrahamowitz wohnt in Vigsø. Die beiden
Typen sind aus der dortigen Surferszene, beide waren einige Jahre im Profisport
und sind jetzt voll berufstätig. Dragsted in der Touristikbranche und Abrahamowitz
im Fischhandel. Sie haben Eschenberg oft an den Stränden von Klitmøller und Umgebung
getroffen und ausgesagt, er wäre dort bekannt wie ein bunter Hund.«
»Abrahamowitz?
Das ist aber kein typisch dänischer Name«, bemerkt Peter Stark vom K1. »Das hört
sich irgendwie jüdisch an.«
»Stimmt!«,
bestätigt Silvia. »Ich hatte denselben Gedanken! Knud Abrahamowitz ist gebürtiger
Däne, mit jüdischen Wurzeln. Die Familie lebt seit Generationen in Dänemark, hat
selbst die Nazizeit überstanden. Der Vater und die Großeltern sind vorübergehend
nach Schweden geflohen und erst nach 45 wieder zurückgekehrt.«
»Geht es
in unserem Fall eigentlich überall um Vergangenheitsbewältigung?«, stöhnt Jacobsen.
»Was ist mit Eschenberg? Woher haben die von seinem Tod gewusst?«
»Die Surf-Szene
hat eine Art Netzwerk im Internet«, informiert Silvia unbeeindruckt. »Surfer aus
Klitmøller sind in Flensburg und umgekehrt. Die kennen sich fast alle untereinander.«
»Kann ich
bestätigen!«, springt Swensen Silvia zur Seite. »Das wurde mir genauso gesagt!«
»Erik Dragsted
war mit Eschenberg längere Zeit auf Maui zusammen. Die waren alle auf der Beerdigung,
weil sie ihn gut kannten.«
»Wir wissen
jetzt, dass Eschenbergs Bekanntenkreis einen extrem weiten Radius hat.« Colditz
Stimme klingt entmutigt. »Das heißt im Klartext, das Motiv für den Mord könnte in
Dänemark, auf Hawaii oder auch irgendwo sonst auf der Welt entstanden sein.«
»Aber trotzdem
wurde er auf Eiderstedt umgebracht!«, sagt Mielke bestimmt. »Bei all den Möglichkeiten
kann das kein Zufall sein.«
»Da ist
auch wieder was dran«, grübelt Colditz. »Lasst uns weitermachen!«
Silvia wartet
einen Moment, bevor sie auf zwei weitere Fotos deutet. »Freja Sjøqvist aus Klitmøller,
und das ist ihre Mutter Sandi Sjøqvist, die kommt aus Sennels. Die junge Frau hat
einen Namen in der weltweiten Surfer-Szene, das haben mir Erik Dragsted und Knud
Abrahamowitz gesteckt. Sie soll schon einige Siege auf internationalen Surfwettbewerben
geholt haben. Wenn Eschenberg zum Surfen in Dänemark war, hat er wohl meistens bei
Frau Sjøqvist gewohnt. Die besitzt eine Wohnung in einem geschlossenen Hotelgebäude,
in dem es viele leerstehende Zimmer gibt, die oft von Surfern aus aller Herren Länder
benutzt werden, wenn dort Wettkämpfe vor Ort stattfinden. Eschenberg und Frau Sjøqvist
waren auf Maui lange Jahre im Team von Kilian Martens. Als Eschenberg vor zirka
drei Jahren das Team verlassen hat, ist Frau Sjøqvist nach Dänemark zurückgekehrt.«
»Ist das
alles?«, fragt Swensen.
»Das ist
das, was die Frau mir gesagt hat. Wieso fragst du, Jan?«
»Das hört
sich an, als wäre Eschenberg in ihrem Haus nur ein Gast wie jeder andere gewesen.«
»So habe
ich das auch verstanden«, bestätigt Silvia Haman.
»Das heißt,
sie hat nichts von einer Beziehung erwähnt?«
»Eine Beziehung?
Nein!«
»Meine Informationen
sind andere«, sagt der Hauptkommissar, geht zur Pinnwand und tippt mit dem Finger
auf das Foto der Asiatin.
»Risako
Misugi, gebürtige Dänin mit japanischen Wurzeln, lebt in Thisted. Die Frau hat mir
gegenüber behauptet, Eschenberg und Freja Sjøqvist hätten seit Jahren eine Beziehung.«
»Das haut
mich jetzt aber um!«, stellt Silvia konsterniert fest. »Wenn das wirklich wahr ist,
dann hätten wir plötzlich eine völlig andere Situation. Die Frau muss doch einen
Grund haben, warum sie mir so etwas Wichtiges verschwiegen hat?«
»Es kommt
noch dicker!«, kündigt Swensen an. »Frau Misugi hat obendrein behauptet, dass Frau
Sjøqvist von Eschenberg schwanger sein soll.«
»Jetzt könnte
endlich Bewegung in den Fall kommen«, platzt es aus Colditz heraus. »Wir sollten
die Frau auf der Stelle vernehmen.«
»Wie ich
es einschätze, ist sie nicht mehr in Deutschland«, sagt Swensen. »Ich war vor der
Konferenz bei Eschenbergs Mutter. Ich dachte, wenn das mit der Schwangerschaft stimmt,
weiß die bestimmt Bescheid. Sie hat
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