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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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sagt Swensen abfällig. »In diesem Fall die Ihres Großvaters.«
    Gerda Eschenberg
liest widerwillig. Ihr Körper verspannt sich, nimmt eine abwehrende Haltung ein.
Dann schüttelt sie den Kopf, zerknüllt den Zettel und lässt ihn zu Boden fallen.
    »Weswegen
sollte ich das lesen?«, fragt sie gereizt, während Swensen das Papierknäuel vom
Boden aufhebt.
    »Das ist
eine Rede Ihres Großvaters! Da lässt er seinem Antisemitismus freien Lauf!«
    »Mein Großvater
ist seit über 35 Jahren tot!«
    »Vielleicht
lebt sein Mythos ja noch? Ich mache mir jedenfalls Gedanken darüber, aus was für
einer Familie Ihr Sohn stammt.«
    »Das ist
infam! Ich habe in meinem ganzen Leben nie etwas gegen Juden gehabt und mein Sohn
auch nicht!«
    »Und Ihr
Vater? Auch der soll sich schon antisemitisch geäußert haben. Darüber wurde sogar
in der Presse berichtet.«
    »Was hat
das alles mit dem Tod meines Sohnes zu tun? Verschwinden Sie, machen Sie endlich
Ihre Arbeit, und zwar anständig, oder ich werde mich an Ihre oberste Dienststelle
wenden und mich über Sie beschweren!«
    »Das ist
Ihr gutes Recht. Es war nicht meine Absicht, Sie zu erzürnen, das tut mir leid.
Und ich kann Ihnen versichern, die Husumer Kriminalpolizei wird alles tun, um den
Mord an Ihrem Sohn aufzuklären.«
    Das Pferd
wiehert laut. Swensen nimmt das als eine Bestätigung seiner Worte.
     
    *
     
    Wenig später biegt der Hauptkommissar
in den oberen Flur der Husumer Polizeiinspektion. Das gedämpfte Stimmengewirr aus
dem Konferenzraum ist nicht zu überhören. Swensen ist spät dran, eilt mit einem
Becher in der einen Hand und der Kanne mit grünem Tee in der anderen auf die geschlossene
Tür zu. In dem Moment kommt Jean-Claude Colditz aus seinem Büro gegenüber, grüßt
knapp und springt dem Kollegen hilfreich zur Seite, als der umständlich versucht,
mit dem Ellenbogen die Klinke herunterzudrücken. Drinnen steht das Team in Grüppchen
um den langen Konferenztisch. Mehrere Zeitungen liegen verstreut auf der lichtgrauen
Fläche, alle an derselben Stelle aufgeschlagen. Das hitzige Wortgefecht bezieht
sich anscheinend auf einen Artikel der Husumer Rundschau. Rudolf Jacobsen ist einer
der Wortführer, der lauthals seine Meinung verkündet.
    »Die Tradition
des Hoyersworter Teufels!«, rezitiert er mit geschwellter Brust. »Die Schlagzeile
sagt alles! Die Zeitungsdame schreckt vor nichts zurück, bauscht eine kleine, harmlose
Legende zu einem deutschnationalen Mythos über den Judenhass auf.«
    »Um was
geht es?«, fragt Colditz beiläufig.
    »Die Familiengeschichte
der Kreuzhausens«, informiert Jacobsen.
    »Das klingt
interessant«, sagt Swensen mit angespanntem Lächeln, das der Kollege prompt als
eine Art Abwertung versteht.
    »Dass dir
meine Haltung nicht gefällt, Kollege Swensen, das war mir gleich klar. Aber die
Journaille zerrt selbst den alten Ferdinand Kreuzhausen wieder aus dem Grab hervor,
kippt Dreck über Heinrich Kreuzhausen und bezichtigt sogar den Ehemann der Tochter
als gedankenlosen Nachfahren dieser Tradition. Der Mann setzt sein Leben aufs Spiel.
Kämpft für die Freiheit Deutschlands am Horn von Afrika.«
    »Und weswegen
regst du dich so auf, Rudolf?«
    »Weil das
alles undifferenziert ist, da werden Parallelen von Kreuzhausen senior, der noch
mit Rommel am Monte Matajur kämpfte, zu Kreuzhausen junior gezogen, der Rommel bei
einer Inspektion in Hanstholm als Sicherheitsmann zur Seite stand. Und als Beweis
lässt die Dame ein Foto abdrucken. Rommel studiert eine Karte, und Heinrich Kreuzhausen
im Hintergrund, in dritter Reihe. Als wenn das etwas aussagen würde.«
    »Kann ich
mal sehen?«, fragt Swensen hellhörig und zieht eine Zeitung zu sich herüber. Jacobsen
deutet mit dem Finger auf ein Bild. »Rommel mit Marineberater Vizeadmiral Ruge und
General von Hanneken beim Studieren einer Karte der Bunkeranlagen in Hanstholm«,
steht unter dem Bild.
    »Heinrich
Kreuzhausen war in Dänemark?«, fragt der Hauptkommissar mehr sich selbst.
    »Leute,
das reicht! Ich sehe keinen Zusammenhang zu unserem Mordfall«, ruft Colditz mit
lauter Stimme in den Raum. »Wir fangen an! Hallo!« Er stellt sich demonstrativ vor
die Pinnwand. Etliche Fotos hängen daran, die gesamte Ausbeute der Beerdigungsaktion.
    »Ich finde,
wir sollten das mit dem Rundschauartikel zu Ende diskutieren«, beharrt Swensen und
hält die Zeitung in die Höhe. »Die Vergangenheit der Kreuzhausens sagt zumindest
etwas über die Familie Eschenberg aus. Je mehr wir darüber wissen,

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