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Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Boyd
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einfach nur unterstützt, so gut er konnte. Und Jeanie hatte sich in ihn verliebt.
    Die körperliche Anziehung war bei George völlig anders gewesen als bei Ray, von dem schon ein Blick sie erregte. Mit komplexen Gefühlen ringend, drückte sie das weiße Tor vor Ellies Haus auf.

8
    »Wir können Rita nicht neben Danny setzen; der langweilt sie«, protestierte Jeanie.
    George verzog das Gesicht. »Das ist aber nicht nett.« Er klopfte mit dem Stift auf das Diagramm, das er in stundenlanger Arbeit erstellt hatte, malte einen Kringel um Ritas Namen und einen Pfeil auf die andere Seite des Tischs Nummer eins. »Es ist ja bloß zum Essen; nach dem Hauptgang können sie sich, wenn sie wollen, woanders hinsetzen. Okay, dann platzieren wir sie eben zwischen mich und Alistair.«
    Jeanie begutachtete die neue Sitzordnung. »Nein, das funktioniert auch nicht, weil dann Sylvie und Alistair zusammenkommen, und Ehepartner sollen doch nicht nebeneinander sein.«
    »Oje! Jetzt mühen wir uns schon stundenlang ab und haben noch nicht mal einen Tisch fertig.« George legte den Stift weg.
    »Weißt du was?« Jeanies Miene hellte sich auf. »Müssen wir uns eigentlich an diese dämliche Mann-Frau-Mann-Ordnung halten? Warum legen wir nicht einfach Namenszettel in eine Schale und ziehen die ersten zehn für Tisch eins, die zweiten zehn für Tisch zwei und so weiter? Das finden sicher alle originell. Lass uns was riskieren, Leben in die Sache bringen.«
    George wirkte unsicher, riss sich jedoch zusammen.
    »Hmmm … Okay. Ja, das könnte klappen. Aber was, wenn ich neben Marlene lande?« Sie fingen beide zu lachen an.
    »Tja, Pech gehabt.«
    »Und du bei Danny … oder Simon D.? Wäre das auch Pech?«
    Jeanie runzelte die Stirn. »Nein. Für mich gilt die Regel selbstverständlich nicht, denn es ist mein Geburtstag. Wenn ich eine Niete erwische, suche ich mir einen anderen Tischnachbarn, aber ihr Übrigen müsst selber sehen, wo ihr bleibt. Ich bin über diese ausgelutschten Mittelschichtkonventionen erhaben.«
    George grinste. »Okay. Könnte spannend werden.«
    »Hoffentlich.«
    Er stand auf, um die Salatschüssel zu holen, und verbrachte die folgenden zehn Minuten damit, Zettel auszuschneiden.
    »Wen hast du?« Jeanie legte die Hand über die beiden von ihr gezogenen Namen.
    »Deine nicht sonderlich spritzige Tante und Jolas Freund. Das ist nicht fair. Der spricht nicht mal Englisch. Und du?«
    Jeanie lächelte. »Bill und John Carver … Na, hab ich nicht Glück?«
    »Du hast geschummelt.« George entwand seiner Frau die Zettel und untersuchte sie nach Markierungen.
    Wieder mussten sie lachen.
    »So schlecht fährt man mit Tante M. gar nicht. Sie gehört der Generation an, die weiß, was sie für ein gutes Essen schuldig ist.«
    »Allerdings pflegt sie nicht unbedingt anregende Konversation.« George zuckte lächelnd mit den Achseln. »Es ist dein Fest, und mir gefällt die Idee. Lass uns weitermachen.«
    »Gut, aber zuerst trinken wir Tee.« Jeanie stand auf, um den Wasserkessel zu füllen. »Ich wünschte, Tante Norma könnte kommen. Kaum zu fassen, dass sie in ihrem Alter einen Wanderurlaub macht.« Sie ertappte sich dabei, wie sie selbst den verhassten Ausdruck verwendete, und schalt sich dafür.
    Als sie Tassen und Teebeutel aus dem Schrank holte und das Verfallsdatum der Milch überprüfte, wurde sie unruhig. Sie hatte sich tatsächlich mit Ray verabredet, obwohl sie sich vormachte, dass sie George niemals hintergehen würde. Doch am Abend nach der Begegnung mit Ray hatte George sie im Rahmen eines ausführlichen Lobgesangs auf das Landleben einmal zu oft »altes Mädchen« genannt. Worauf Jeanie Ray eine SMS schickte.
    Eine solche Verabredung konnte man ja auch wieder absagen … Aber die Aussicht, sich mit Ray zu treffen, beeinflusste sogar eine so simple Aufgabe wie das Teekochen. George erschien ihr sehr weit weg. Ihr Verrat weckte in ihr das Bedürfnis, rücksichtsvoller mit ihm umzugehen. Gleichzeitig fand sie dieses durch Gewissensbisse verursachte Verhalten feige und verachtenswert.
    Sie trafen sich um sechs im Park, wie üblich am Ententeich. Als Jeanie Ray sah, wurde ihr klar, dass es nie eine Option für sie gewesen war, ihm abzusagen.
    Wie wär’s mit dem versprochenen Drink? J , hatte sie ihm per SMS geschrieben.
    Hurra! Wann? , hatte er geantwortet.
    Noch war nichts geschehen, sagte sie sich, und es würde auch nichts passieren. Ein harmloser Flirt. Sie fand also einen Mann im Park attraktiv, na und? Schließlich

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