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Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Boyd
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gibt keine Methode, alle Probleme mit einem Schlag zu beseitigen. Wir müssen uns von Tag zu Tag damit auseinandersetzen. Wenn du mich nicht mehr treffen willst, dann ist es eben so, dann muss ich damit fertig werden.« Er drückte ihre Hände. »Aber das mit uns erscheint mir so wertvoll …«
    Er wischte ihr sanft eine Träne von der Wange.
    »In letzter Zeit weine ich nur noch«, murmelte sie verärgert.
    »Ich habe dir versprochen, dich nie unter Druck zu setzen … Das wäre nicht fair. Deine Ehe steht auf dem Spiel.«
    »Mit den Kindern können wir uns nicht mehr treffen.«
    »Nein, das liegt auf der Hand.«
    »Sehen wir uns trotzdem wieder?«
    Jeanie schüttelte den Kopf. »Mit dem einen Atemzug sage ich Nein, und mit dem anderen, dass ich dir nicht widerstehen kann …«
    Er lächelte unsicher. »Aber …«, begann er.
    »Was passiert als Nächstes? Wir treffen uns auf einen Drink, wir wollen mehr. Am Ende gönnen wir es uns. Was dann?«
    Ray lächelte. »Das kann ich nicht beantworten, Jeanie.«
    »Ich finde das nicht lustig.«
    »Vielleicht ist es das nicht, doch wie eine Tragödie kommt es auch nicht gerade daher, oder?«
    Jeanie schüttelte verwirrt den Kopf und warf einen Blick auf ihre Uhr. »Ich muss bald wieder zurück. Können wir über was anderes reden? Über etwas ganz Alltägliches, zum Beispiel …«
    Sie begannen zu lachen.
    »Politik oder das Wetter interessieren mich gerade nicht. Im Moment möchte ich dich nur küssen«, sagte Ray.
    Jeanie sah sich hastig um. »Nicht hier.«
    »Wo dann?«
    »Wir sind zu alt, um uns in der Öffentlichkeit zu küssen.«
    Ray kicherte. »Wie vermutlich die meisten Menschen. Allerdings schränkt das die Möglichkeiten ein.« Er signalisierte der Kellnerin, die Rechnung zu bringen.
    »Würdest du mich theoretisch ebenfalls gern küssen?«, flüsterte er.
    Jeanies Miene genügte Ray als Antwort.

12
    »Das Klavier könnten wir hier reinstellen, für Ellie.«
    Es war, als gehörte das Haus George bereits, der die Möbel aus Highgate gedanklich in den leeren Räumen der Old Rectory in Woodmanstead (gesprochen Wuumsted) arrangierte. Der geschniegelte und gebügelte Immobilienmakler James beobachtete sein Treiben geduldig und pflichtete allem, was George sagte, übertrieben jovial bei. Jeanie meinte, in seinen Augen Pfundzeichen aufblitzen zu sehen.
    »Es ist das erste Haus, das wir besichtigen«, zischte sie George zu.
    »Das heißt doch nicht, dass wir es nicht kaufen können, oder?«, fragte George.
    »Natürlich nicht, aber zumindest sollten wir die anderen vorher auch ansehen. Das hier ist sehr teuer.«
    Sie wusste, dass sie ihre Zeit vergeudete. George würde seine Entscheidung unabhängig vom Preis und ihrer Meinung treffen.
    »Es ist wie für uns geschaffen«, murmelte er weiter, und die Augen des Maklers leuchteten immer heller.
    »Hör auf, davon zu schwärmen, ja? Du treibst den Preis in die Höhe. Vergiss nicht, dass der Makler nicht auf unserer Seite steht.«
    Jeanie war müde. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal eine Nacht durchgeschlafen hatte. Nach dem Lunch war sie mit Ray im St. James’s Park gewesen. Die Hitze war einer steifen Brise und Regenschauern gewichen. Im Park, wo sich nur ein paar versprengte Touristen aufhielten, hatten Jeanie und Ray sich unter einem Weißdornbusch auf seine Jacke gesetzt, er im Schneidersitz und mit geradem Rücken, sie mit untergeschlagenen Beinen, den Kostümrock züchtig über die Knie gezogen.
    »In dem Kostüm bist du mir fremd«, bemerkte er.
    »Unverschämtheit! Das halte ich in Ehren; ich trage es nur zu Terminen mit meinem Steuerberater. Ist es so schlimm?«
    »Hab ich nicht gesagt. Das bist nur einfach nicht du. Würde er dir die Steuer denn nicht genauso gut machen, wenn du Jeans anhättest?«
    »Ich weiß es nicht. Das ist so eine altmodische Respektsache.«
    Sie beobachteten eine Gruppe von Teenagern, die, in ihre eigene Welt versunken, vorbeischlenderten.
    Ray nickte in ihre Richtung. »Die Zentralheizung ist schuld.«
    »Woran?«
    »Wir sind viel härter im Nehmen als die. Wir haben sie nach Strich und Faden verwöhnt; deshalb haben sie kein Rückgrat.« Jeanie merkte, dass das ein Lieblingsthema von ihm war. »Ich bin in Portsmouth aufgewachsen; mein Vater war bei der Handelsmarine; wir wohnten in einem zugigen Häuschen mit künstlichem Kamin …«
    »Mit orangefarbenen Plastikkohlen?«, fiel sie ihm ins Wort. »An die erinnere ich mich gut. Die waren besser als das scheußliche

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