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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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so übernehmen. Der ganze Prozess muss unvorstellbar schnell ablaufen. Selbst wenn ein solches Wesen Menschengröße erreicht hat, dürfte es nicht länger als … höchstens eine Stunde dauern, würde ich meinen. Vielleicht nur ein paar Minuten.«
    Sie blickte auf den sezierten Kadaver auf dem Tisch. »Hör mal, ich frage mich, ob es sicher ist, ihn hier liegenzulassen. Ich hatte nicht erwartet, dass die Zellen, die hier unter dem Mikroskop sind, sich noch aktiv zeigen – ich war überzeugt, dass sie tot wären, wie bei allen in Zersetzung übergegangenen Geweben.«
    »Du hast recht«, gab er zu, »aber ich glaube, dass der Zusammenbruch der Zellwände der letzte Lebensprozeß war. Ich habe das Ding von Maul bis Schwanzflossen untersucht, als ich die Probe entnahm und auf der Makro-Ebene nicht ein einziges Lebenszeichen entdecken können.«
    Netta atmete auf, wirkte aber noch immer beunruhigt, als sie sagte: »Ich wünschte, wir hätten ein vernünftiges Elektronenmikroskop hier. Ich möchte in den Mikro-Bereich vordringen, in dem das Biest seine wahre Natur verbirgt. – Tom … Woher kommt es?«
    »Keine Ahnung.«
    »Glaubst du, dass es eine junge Mutation ist oder nur eine Form, der wir bisher nur noch nicht begegnet sind?«
    »Das habe ich mich auch schon gefragt«, murmelte Tom. »Und ich fürchte, dass es wahrscheinlich eine sehr junge Spezies ist. So wie es aussieht, muss dies eine der erfolgreichsten Lebensformen sein, die die Natur jemals entwickelt hat, und wenn sie auch nur seit einer Million Jahren existiert hätte, würde sie längst in sämtlichen Ozeanen dominieren.«
    »Und was kann diese Entwicklung hervorgebracht haben?«
    »Frage mich nicht.« Tom seufzte. »Aber ich kann es mir vorstellen und du auch. Während der letzten Jahrzehnte haben wir mehr mutationsfördernde Substanzen ins Meer geschüttet, als vorher in mehreren Jahrhunderten hineingerieten: Fallout von H-Bomben-Tests, Abfallprodukte der Atomkraftwerke …«
    Von draußen hörten sie Schritte und das aufgeregte Klopfen von Inkosis Schwanz an die Labortür. Die Laborräume durfte er nicht betreten, aber er wollte nie weiter von seinem Herrn und seiner Herrin getrennt sein, als die Dicke der Tür von dem Raum, in dem sie sich befanden.
    Dr. Innis öffnete die Tür und blickte herein.
    »Ah, Sie sind allein hier«, sagte er überrascht.
    »Ja, Mr. Fleet ist nach Hause gefahren, und Mr. Dunstable hat eine Verabredung in London«, sagte Tom.
    »Verdammt.« Hinter Innis tauchte das Gesicht von Chief Inspector Neville auf. »Ich wollte unbedingt noch mit den beiden sprechen. Ich weiß, dass ich mich auf Ihre Verschwiegenheit verlassen kann, aber ich habe Angst davor, was passieren könnte, wenn eine entstellte oder übertriebene Version dieser Geschichte in die Presse gelangt.« Sein Gesicht wurde noch düsterer, als es schon war. »Vielleicht ist es schon zu spät, um das zu verhindern. Ich habe von Sergeant Branksome erfahren, dass ein Lokalreporter großes Interesse dafür gezeigt hat.«
    »Oh, Sie meinen sicher Leigh-Warden«, sagte Tom, und als Netta ihn fragend anblickte, setzte er hinzu: »Ein guter Freund Sam Fletchers, mit dem er ab und zu einen Whisky trinken geht.«
    Dann fuhr er fort: »Aber ich glaube kaum, dass Sie sich in diesem Punkt Sorgen machen müssen, Chief Inspector. Mr. Fleet hat immer wieder davon gesprochen, was für eine schlechte Reklame es für seine Firma sein würde, wenn herauskäme, dass irgend jemand – oder irgend etwas – in einem Tank mit einer angeblich hundert Prozent reinen Chemikalie ertrunken ist. Und was Mr. Dunstable betrifft, so machte der auf mich einen sehr vernünftigen Eindruck, und ich glaube nicht, dass er der Typ ist, der sofort zu einer Zeitungsredaktion rennt.«
    »Ich bin froh, dass Sie eine so gute Meinung von ihm haben«, sagte Neville und zuckte die Achseln. »Trotzdem, er arbeitete bei einem nachrichtenhungrigen Medium, nicht wahr? Ich habe das nicht gewusst, bevor Dr. Innis es vor ein paar Minuten zufällig erwähnte.« Er hob den Kopf. »So, und jetzt werde ich losfahren und unsere – Sonderlieferung arrangieren.«
    »Einen Moment, Mr. Neville!« Netta trat einen Schritt vor. »Tom und ich haben gerade über diese Kreatur diskutiert, und wenn unsere Hypothese über ihren Metabolismus zutreffen sollte, ist ein lebendes Exemplar dieser Spezies äußerst gefährlich.«
    »Ich habe über diesen Punkt bereits mit Dr. Innis gesprochen«, sagte Neville. »Sie bekommen Bewachung rund um

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