Doppelspiel der Leidenschaft (German Edition)
dafür? Immerhin war unsere Auseinandersetzung schlimm genug, dass ich anschließend in ein Auto gelaufen bin – und mein Mann mich seitdem nicht mehr geliebt hat. Vielleicht so schrecklich, dass meine Ehe in Gefahr ist?
Als Kiley das Restaurant „Ambrosia“ betrat, fühlte sie sich so unwohl wie schon lange nicht mehr. Sie lächelte verzagt, denn sie konnte sich an nichts erinnern.
Wenigstens waren ihre blauen Flecke inzwischen verheilt, denn in dem Kleid, das Nicolò ihr gekauft hatte, wären sie besonders aufgefallen. Sie strich mit der Hand über die lindgrüne Seide, die an Taille und Hüfte eng anlag und dann in einer kleinen Schleppe auslief.
Kiley bemühte sich, einen möglichst selbstsicheren Eindruck zu machen. Doch es kostete sie viel Willenskraft, das schulterfreie Oberteil, das mehr enthüllte als verbarg, nicht höher zu ziehen.
Irgendwie brachte sie das elegante Abendkleid mit der „alten Kiley“ in Verbindung – einer Frau, die sie, wenn Nicolòs Beschreibung stimmte, weder mochte noch verstand. Möglich, dass diese „andere Kiley“ ein Leben voller sinnlicher Genüsse geführt hatte, doch das einzig reizvolle Vergnügen, das Kiley sich vorstellen konnte, war das in Nicolòs Armen.
Aber wie dachte er darüber? Sie betrachtete sein Profil. Er war ein Dante, ein Mann, der ganz selbstverständlich mit Millionären und Berühmtheiten verkehrte. Für ihn galt es, seine Stellung zu behaupten. Bisher hatte er viel Geduld mit seiner Frau bewiesen, doch wer weiß, wie lange noch? Nicht ausgeschlossen, dass er sie hierhergebracht hatte, damit sie wieder wie früher wurde.
Und über noch einen Umstand machte sie sich Sorgen, sogar mehr als über alles andere: Vielleicht hatte Nicolò sie geheiratet, weil sie zu seiner Welt passte. Und nun?
Leider konnte sie ihre eigene Entwicklung zu der Frau, die Nicolò gewählt hatte, nicht mehr nachvollziehen. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als so zu handeln, wie es ihr jetzt gut und richtig erschien. Und obwohl sie diese Erkenntnis hart ankam, auch im Hinblick auf ihren Mann, dieser Auftritt hier passte einfach nicht zu ihr. Zwar gab sie sich große Mühe, doch sie gelangte zu keiner anderen Einschätzung.
Seit sie im Krankenhaus wieder aufgewacht war, hatte sie sich auf ihre Gefühle verlassen müssen. Und die sagten ihr unmissverständlich, dass sie mit der Frau, mit der Nicolò sich heute Abend zeigen wollte, nichts gemein hatte. Für dieses Abendessen mit einem befreundeten Millionärsehepaar hatte er sie extra mit diesem Kleid ausstaffiert.
Vielleicht hätte ihr das früher wirklich Spaß gemacht, jetzt aber nicht mehr. Zumindest nicht, bis sie ihr Gedächtnis wiedererlangen und sich damit möglicherweise in ihr früheres Ich zurückverwandeln würde.
Wenn Nicolò mit ihr, so wie sie jetzt war, nicht zufrieden war, musste sie fürchten, dass ihre Beziehung vorüber sein würde, noch ehe sie richtig begonnen hatte.
Diese Einsicht hing wie ein Damoklesschwert über ihr, das sie beim kleinsten Lufthauch von dem Mann trennen würde, dem sie durch das Inferno bestimmt war. Sie gehörte zu ihm. Und er zu ihr.
Oder gehörte er zur „alten Kiley“?
Da wurden sie auch schon vom Oberkellner willkommen geheißen und zu einem Tisch in einer gemütlichen Nische geleitet. Kurz darauf erschien Joc Arnaud mit seiner Frau Rosalyn. Zu Kileys Überraschung war auch Rosalyn rothaarig, allerdings dunkler als sie selbst, mehr kastanienbraun. Und Joc hatte die gleiche Haarfarbe wie Nicolò.
Damit hörten die Gemeinsamkeiten auch schon auf, denn Rosalyn war im Gegensatz zu Kiley groß und vergleichsweise üppig gebaut. Mit großen Schritten durchquerte sie den Raum und wirkte dabei, als würde sie sich ebenso selbstsicher auf einer texanischen Ranch bewegen. Freundlich streckte sie Kiley die Hand hin.
„Hallo, ich bin Rosalyn Arnaud“, verkündete sie. „Ich freue mich, dich kennenzulernen. Dir macht es doch nichts aus, wenn wir uns duzen? Das ist mein Mann, Joc.“
„Hallo, ich bin Kiley O – Dante. Sorry.“ Sie lachte. „Ich habe mich noch nicht an meinen neuen Namen gewöhnt.“ Dann begrüßte sie auch Joc.
„Nicolò hat uns von deinem Unfall erzählt.“ Rosalyn setzte sich auf den Stuhl, den Joc ihr anbot, und drückte aufmunternd Kileys Hand. „Du machst ja eine ziemlich schwierige Zeit durch. Tut mir leid für dich.“
„Die Ärzte sagen, ich kann jederzeit mein Gedächtnis zurückerlangen.“
„Und bis dahin ist es sicher nicht einfach,
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