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Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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dem Eingang des Restaurants verbarg halb eine elegante Doppeltür aus Mahagoni. Im Inneren war die Decke hoch, das Holz dunkel, die Nischen mit Leder bezogen, die Tischdecken gestärkt, und die Servietten lagen kunstvoll gefaltet neben den Kristallgläsern. Auf brusthohen Holzvitrinen standen Tabletts mit Hummerschwänzen, Shrimps, Muscheln und Krabbenbeinen, alles in konzentrischen Kreisen angeordnet. Shaw hatte reserviert, und eine kurvige junge Inderin in einem schwarzen Kleid, das eng genug war, um zu verraten, was für Unterwäsche sie trug, führte sie an ihren Tisch. Er lag im hinteren Bereich, diagonal zum Eingang.
    Shaw setzte sich so, dass er die Mahagonitüren sehen konnte.
    Reggie wusste, was das bedeutete. »Und? Freie Schussbahn?«, fragte sie neckisch.
    »Es geht. Nur irgendwie muss ich um die ganzen Shrimps herumschießen.«
    »Warum habe ich nur den Eindruck, dass das nicht als Scherz gemeint war?«
    Shaw nahm sich die Speisekarte.
    Reggie tat es ihm nach. »Irgendwelche Empfehlungen?«
    »So ziemlich alles, was Flossen, Fühler oder eine Schale hat, kann man hier als Aphrodisiakum klassifizieren.«
    Reggie nahm die Karte herunter. »Warum suchst du dann nicht für mich aus?«
    Shaw schaute sie über den Rand der Speisekarte hinweg an. »Unentschlossen?«
    »Sagen wir, ich bin vernünftig genug, um mich auf die größere Erfahrung eines anderen zu verlassen.«
    »Diese Bemerkung ist recht zweideutig«, erwiderte Shaw offen.
    »In der Tat. Aber lass uns die Interpretation vorerst auf das Essen beschränken.«
    Shaw legte die Speisekarte beiseite. »Dann empfehle ich eine doppelte Portion Primavera Frutti di Mare.«
    Das bestellten sie dann auch und dazu noch einen Weißwein. Der Kellner zog den Korken heraus, schenkte Shaw einen Schluck ein und wartete, bis Shaw probiert und zustimmend genickt hatte. Dann füllte der Kellner die Gläser, stellte einen Korb mit Brot und eine Flasche Olivenöl auf den Tisch und steckte den Wein in einen Kühler. Schließlich ließ er sie allein.
    Shaw hob sein Glas, und Reggie stieß mit ihm an.
    »Neigt die kurze Phase der Normalität sich langsam dem Ende zu?«, fragte Reggie traurig.
    »Fast, aber noch nicht ganz.«
    »Ich liebe London«, bemerkte Reggie und schaute sich um.
    »Es gibt hier auch viel, was sich zu lieben lohnt«, stimmte Shaw ihr zu.
    »Darf ich dich etwas fragen?«
    Shaw schwieg, schaute sie aber erwartungsvoll an.
    »Auf dem Friedhof in Harrowsfield hast du erwähnt, dass du dir auch Gräber anschaust. Was hast du damit gemeint?«
    »Da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt. Nicht Gräber , Grab. Singular.«
    »Und wessen?«
    »Es liegt in Deutschland, eine Stunde Fahrt von Frankfurt entfernt, in einem kleinen Dorf.«
    »Damit hast du die Frage nach dem Wo beantwortet, aber nicht wessen Grab du dir da anschaust.«
    »Das einer Frau.« Shaw war seine Anspannung deutlich anzusehen.
    »Ich schließe daraus, dass ihr euch sehr nahegestanden habt.«
    »Nahe genug.«
    »Kannst du mir ihren Namen nennen?«
    »Anna. Und jetzt ist die schöne Zeit der Normalität wohl wirklich vorbei.«

Kapitel einundsiebzig
    F edir Kuchin war ungeduldig, was hieß, dass er reizbar war, und das wiederum war der Grund dafür, warum er erneut auf und ab lief. Gerade eben war ein Charterflugzeug knapp vierzig Kilometer von hier entfernt gelandet. Vor seinem geistigen Auge sah Kuchin, wie Rice in einen SUV stieg und sich auf den Weg zu ihm machte. Und in seiner Tasche hatte er die Informationen, die Kuchin mehr begehrte als alles, was er sich je im Leben gewünscht hatte.
    Aber er musste warten. Vierzig Kilometer über bestenfalls mittelmäßige Straßen. Das würde mindestens eine Stunde dauern, eher mehr, wenn das Wetter sich weiter verschlechterte wie schon den ganzen Tag.
    »Alles in Ordnung, Mr Waller?«
    Kuchin blieb stehen, hob den Blick und sah Pascal in der Tür stehen. Pascal trug Jeans, Stiefel, ein Flanellhemd und eine Lederjacke. Tatsächlich trug er immer eine Jacke und darunter stets die Waffe; das wusste Kuchin. Seine Mutter war klein und schlank gewesen, und Pascal kam mehr auf sie als auf seinen groß gewachsenen Vater. Auch das Gesicht hatte er von ihr. In diesem genetischen Fall übertrumpfte das Griechische das Ukrainische. Doch dieses Gesicht war nun grün und blau dank des großen Kerls, der sie beide in der Krypta von Gordes zusammengeschlagen hatte.
    »Ich denke nur nach, Pascal. Die anderen werden in circa einer Stunde hier sein.«
    »Jawohl,

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