Doppelspiel
davon.
Und da sind wir nun ins Spiel gekommen. Wir haben einer weithin bekannten Serverplattform, die eine Reihe europäischer Länder abdeckt, die digitalisierten Bilder ihrer Zeichnungen und das Foto der Frau geschickt. Die haben sie dann durch ihre Datenbanken gejagt. Beim ersten Versuch haben wir nichts gefunden, aber beim zweiten.«
»Und was haben Sie gefunden?«
Rice gab ein paar Befehle in seinen Laptop ein und drehte ihn, sodass Kuchin auf das Display schauen konnte. »Es war nur ein Treffer, aber besser als nichts. Zürich. Vor einem Hotel vor sieben Monaten«, erklärte Rice.
Kuchin beugte sich vor und schaute sich das Bild aufmerksam an. Ja, das war der große Mann.
»Aber wer ist er?«
»Das wissen wir noch nicht.«
Kuchin schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Dann ist das nutzlos für mich.«
»Warten Sie, Evan, bitte. Da ist noch mehr. Schauen Sie sich die Frau neben ihm an.«
Das tat Kuchin. Die Frau war groß, schlank und blond. Dann bemerkte er, dass der Arm der Frau Shaws Hand berührte. Er schaute zu Rice. »Sie sind zusammen?«
»Offensichtlich ja. Wir haben im Hotel nachgefragt. Dort wollte man uns allerdings keine Informationen zu den beiden geben; also haben wir das Bild der Frau wieder durch unsere Datenbanken gejagt.«
»Und Sie haben einen Treffer bekommen.«
»Mehr als das.« Rice gab ihm einen Aktendeckel. »Ich weiß, dass Sie Papier Daten vorziehen.«
Kuchin nahm den Aktendeckel, öffnete ihn aber nicht. »Ihr Name?«
»Katie James.«
Kapitel dreiundsiebzig
K önnen wir wenigstens fertig essen, bevor wir die schöne Normalität wieder aufgeben?«, bat Reggie in ernstem Ton.
»Bedeutet dir das so viel?«
»Ja, das tut es.«
Shaw schaute zu dem Kellner, der nicht weit von ihnen entfernt stand. »Okay, das ist vermutlich auch der beste Ort dafür.«
Ihr Essen kam, und sie sprachen über genau die gleichen Dinge, über die auch andere Leute sprachen, wenn sie zum Essen ausgingen. Sie bestellten noch eine Flasche Wein, diesmal einen roten, und tranken auch die. Als Nächstes folgte ein Kaffee, und schließlich teilten sie sich ein Kokosdessert. Shaw zahlte mit der Kreditkarte.
»A. Shaw?«, sagte Reggie, als sie den Namen auf dem Plastik sah. »Wofür steht das A?«
»Für absolut gar nichts.«
Shaw unterschrieb auf der gestrichelten Linie, und sie standen auf und gingen. Der Abend war noch warm, zumindest für Londoner Verhältnisse; trotzdem wünschte sich Reggie, sie hätte ein Sweatshirt mitgenommen. Als Shaw ihre Gänsehaut sah, zog er die Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern. Sie war so lang, dass sie an Reggie fast als Kleid hätte durchgehen können.
»Sechsundvierzig extra lang?«, fragte sie und befühlte das Material.
»So was in der Art. Wie geht es deinen Füßen?«
»Das hängt davon ab, wo wir hingehen.«
»Mein Hotel liegt in der Richtung. Mit dem Taxi sind es zehn Minuten.«
Sie schaute ihn überrascht an. »Dein Hotel?«
»Wir können natürlich auch zu dir gehen.«
»Warum muss es denn unbedingt eins von beidem sein?«
»Wir können uns natürlich auch an einem öffentlichen Ort unterhalten und hoffen, dass niemand mithört.«
Reggie dachte an das sexbesessene Paar über sich. »Bei mir ist es nicht sehr ruhig«, sagte sie.
»Bei mir schon.«
»Und wo genau ist das?«
»Im Savoy. Es hat erst vor Kurzem neu eröffnet. Man hat dort einen wunderbaren Blick auf den Fluss. Wirklich sehr nett.«
»Irgendwann hast du mir ja mal vorgeworfen, ich sei zu direkt. So spät in der Nacht mit dir aufs Hotelzimmer zu gehen, fällt wohl auch in diese Kategorie.«
»Das war damals, und jetzt ist jetzt. Nehmen wir ein Taxi. Es liegt an The Strand.«
»Ich weiß, wo das verdammte Savoy liegt.«
»Dann los.«
Ein effizienter Fahrer, der über ›das Wissen‹ verfügte, wie man in London den geistigen Stadtplan nannte, den sich manche Taxifahrer im Laufe der Jahre angeeignet hatten, fuhr sie über Piccadilly nach Haymarket und um Lord Nelson mit seiner Taubenarmee herum auf The Strand.
»Ich habe mich schon immer gefragt, warum ausgerechnet die Einfahrt des Savoy die einzige Stelle in Großbritannien ist, wo man auf der rechten Seite fahren muss«, bemerkte Shaw.
»Früher war der Vorhof des Hotels zu klein, als dass die Kutschen an den Eingang kommen konnten, wenn sie sich streng links hielten.« Shaw schaute Reggie amüsiert an. »Was denn?«, sagte sie in scharfem Ton. »Immerhin bin ich Engländerin.«
Sie gingen durch die Lobby und
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