Doppelspiel
will ich Sie und die Frau.«
»Ich kann nur für mich selbst sprechen.«
»Sie und die Frau«, wiederholte Kuchin.
»Und dann werden Sie Katie gehen lassen? Ja, sicher. Okay. Ich komme. Aber nur ich.«
»Wenn nur Sie kommen wollen, dann können Sie sich die Mühe sparen. Ihre Freundin wird dann nicht mehr da sein, um Sie zu begrüßen.«
»Ich weiß nicht, wo sie ist.«
»Dann schlage ich vor, Sie machen sich auf die Suche nach ihr.«
»Und wenn ich sie nicht finden kann?«
»Ich habe eine Kiste, Mr Shaw, eine Art Koffer. Sie stammt noch aus meiner Heimat. Darin befinden sich einige äußerst überzeugende Werkzeuge, die ich von Zeit zu Zeit zur Anwendung bringe. Ich habe sie gerade erst bei einem anderen Bekannten von mir benutzt, und ich muss Ihnen sagen, dass er es nicht zu genießen schien. Ich hole meine kleine Kiste nur selten hervor, aber für Ihre Freundin werde ich es tun, wenn Sie nicht machen, was ich sage. Und ich werde meine Arbeit auf Video aufzeichnen und Ihnen zukommen lassen.«
»Was, wenn ich sie nicht finden kann? Was dann?«
»In zwei Stunden rufe ich Sie auf dieser Nummer wieder an.«
»Das reicht nicht.«
»In zwei Stunden«, wiederholte Kuchin. »Dann werde ich Ihnen mitteilen, wann und wie genau es weitergeht. Und ich würde Ihnen nachdrücklich dazu raten, ausschließlich mit ›Janie‹ über dieses Gespräch zu reden. Alles andere wäre sinnlos und hätte nur zur Folge, dass Ihre Freundin den schmerzhaftesten Tod stirbt, den ich ersinnen kann. Sie haben die hübschen Bilder an den Wänden unter der Kirche ja gesehen. Sie wissen, wozu ich fähig bin.«
»Hören Sie zu …«
Doch Kuchin hatte aufgelegt. Shaw starrte auf das Handy, als wäre es eine scharfe Handgranate, auf die er sich werfen musste, um jemand anderem das Leben zu retten. Doch es war keine Handgranate, und er konnte offenbar auch niemanden retten. Und Reggie? Darum konnte er sie nicht bitten. Nein, das würde er nicht.
Wenn Kuchin zurückrief, würde er ihm sagen, dass er Reggie gefunden hätte, und dann würden sie ein Treffen vereinbaren. Er würde allein gehen, sich irgendeine Entschuldigung einfallen lassen und dann sein Bestes tun, um Katie lebend da rauszuholen. Mehr fiel ihm nicht ein.
Shaw hob den Blick, als es an seine Tür klopfte.
»Ja?« Seine Stimme brach schon bei diesem simplen Wort.
»Ich bin’s. Reggie. Können wir reden?«
Scheiße .
»Ich wollte mich gerade hinlegen«, rief er.
»Bitte.«
Shaw zögerte, doch schließlich öffnete er die Tür und winkte Reggie hinein. Sie musterte ihn neugierig.
»Alles okay mit dir? Du siehst aus, als müsstest du dich gleich übergeben.«
»Es geht mir gut.«
Reggie setzte sich auf einen Stuhl und Shaw auf die Couch.
»Was gibt’s?«, fragte er.
Reggie begann zu reden, doch Shaw hörte nicht zu. Er wusste, dass Kuchin zu klug war, als dass er auf so einen simplen Plan hereinfallen würde. Er würde einen Beweis dafür verlangen, dass Reggie mitkam. Er würde verlangen, mit ihr zu sprechen. Shaw würde nie die Chance bekommen, Katie zu retten, es sei denn …
»Shaw? Shaw?«
Er hob den Blick und sah Reggie neben sich stehen. Sie stupste ihn an die Schulter.
»Ja?«, erwiderte er verwirrt.
»Du hast nicht ein verdammtes Wort von dem gehört, was ich gesagt habe.«
»Tut mir leid. Schau, das ist einfach ein schlechter Zeitpunkt.«
Reggie sah das Handy, das er noch immer in der Hand hielt, und schaute ihn misstrauisch an. »Was ist hier los?«, verlangte sie zu wissen.
»Nichts.«
Reggie kniete sich vor ihn und legte ihm die Hände auf die Knie. »Doch, irgendwas ist hier los, und du wirst es mir sagen.«
Shaw konnte kaum die Worte bilden. Vor seinem geistigen Auge sah er nur Katie und Kuchin. »Es ist nichts. Ich werde mich schon darum kümmern.«
Das reichte Katie als Hinweis. »Um was wirst du dich kümmern?«
»Würdest du das bitte lassen?«
»Es geht um ihn, nicht wahr?«
»Um wen?«
Reggie packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn. »Um Himmels willen. Sprich mit mir.«
Shaw sprang so unvermittelt auf, dass Reggie auf die Seite fiel, und ging weg. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich darum kümmern werde.«
Sie stand auf und folgte ihm. »Und wie willst du dich darum kümmern?«
»Mir wird schon etwas einfallen.«
»Er hat jemanden, stimmt’s? Jemanden, der dir am Herzen liegt?«
Shaw wirbelte herum. Die furchtbarsten Vermutungen gingen ihm durch den Kopf, doch nichts davon ergab einen Sinn. »Wie hast du
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