Doppelspiel
geronnen, und sein Haar klebte von Angstschweiß.
»Bitte, Mr Waller, bitte. Es wird nie wieder passieren, Sir. Ich schwöre.«
»Wie soll ich dir denn jetzt noch vertrauen? Sag es mir. Ich würde ja gerne. Ich weiß deine Dienste durchaus zu schätzen, aber ich muss wissen, ob ich dir vertrauen kann.«
»Es war ihre Schuld. Sie hat mich dazu angestiftet.«
»Sie?«
Blut lief Anwar aus dem Mund und tropfte auf seine Hose. »Meine Frau«, erklärte er. »Die Schlampe wirft mit Geld nur so um sich. Sie bezahlen mich gut, aber es ist ihr nie genug. Nie!«
Waller setzte sich seinem Gefangenen gegenüber auf einen Stuhl. Er legte die Pistole beiseite und schaute Anwar fasziniert an. »Dann hat Gisele dich also dazu angestiftet, mich zu bestehlen, um ihre Ausgaben zu decken, ja?« Er klatschte in die Hände. Das Geräusch klang wie ein Schuss, und Anwar zuckte unwillkürlich zusammen. »Ich hatte ja schon immer meine Zweifel, was Gisele betrifft, Anwar, und das habe ich dir auch gesagt, nicht wahr?«
»Ich weiß, Sir, ich weiß. Und wie immer haben Sie recht behalten. Wäre sie nicht gewesen, hätte ich so etwas Furchtbares nie getan. Es hat mich krank gemacht, denn Sie waren immer so gut zu mir … wie ein Vater … besser noch.«
»Aber du bist ein Mann. Und Muslim. Du hättest deine Frau unter Kontrolle haben müssen. Das ist Teil deiner Kultur. Teil deines Glaubens.«
»Aber sie ist Brasilianerin «, rief Anwar, als würde das alles erklären. »Sie ist eine wahre Teufelin. Eine böse, böse Schlampe. Niemand kann sie kontrollieren. Ich habe es versucht, aber sie schlägt mich. Mich! Ihren eigenen Mann. Sie haben die Flecken selbst gesehen.«
Waller nickte. »Nun, sie ist ja auch viel größer als du. Aber du bist immer noch ein Mann, und ich verachte schwache Männer.«
»Und sie betrügt mich mit anderen Männern. Und mit Frauen !«
»Widerlich«, sagte Waller in nüchternem Ton. »Und? Weißt du, wo sie ist?«
Anwar schüttelte den Kopf. »Ich habe sie seit einer Woche nicht mehr gesehen.«
Waller lehnte sich wieder zurück und breitete die Hände aus. »Was, schlägst du vor, sollen wir mit ihr tun, wenn wir sie finden?«
Anwar spie auf den Betonboden. »Sie umbringen.«
»Du willst also dein Leben gegen ihres eintauschen, ja?«
»Ich schwöre Ihnen, Mr Waller, von selbst hätte ich nie auch nur daran gedacht, Sie zu betrügen. Das war diese Hexe. Sie hat mich dazu gebracht. Sie hat mich verrückt gemacht. Sie müssen mir glauben. Sie müssen!«
»Das tue ich auch, Anwar, das tue ich.« Waller stand auf, ging zu seinem Gefangenen, ballte die Faust und schlug sie Anwar in das ohnehin schon geschwollene Gesicht. Der kleine Mann fiel zur Seite. Nur die Fesseln hielten ihn auf dem Stuhl. Waller packte ihn an den Haaren und riss ihm den Kopf in die Höhe. »Jetzt bist du angemessen bestraft worden. Du bist wertvoll für mich. Sehr wertvoll sogar. Ich kann es mir nicht leisten, dich zu verlieren. Aber das ist das einzige Mal, dass dir vergeben wird. Verstanden?«
Anwar lief das Blut aus dem Mund. »Verstanden«, murmelte er. »Ich schwöre. Danke. Ich habe solche Gnade nicht verdient.« Er begann zu schluchzen.
»Weinen ist unmännlich, Anwar. Hör sofort damit auf!«
Anwar schluckte seinen letzten Schluchzer herunter und hob den Blick. Sein rechtes Auge war zugeschwollen und auch sein linkes halb geschlossen.
Waller lächelte. »Ich muss dir etwas mitteilen, das du mit Sicherheit interessant finden wirst. Wir haben deine Frau gefunden. Wir haben Gisele.«
»Sie haben sie?«, sagte ein erstaunter Anwar.
»Und ich stimme mit dir überein. Sie ist wahrlich eine Teufelin, eine Frau, die von Gott erschaffen wurde, um die Männer in den Wahnsinn zu treiben. Würdest du sie gerne sehen und ihr sagen, was du von ihr hältst, bevor wir sie töten?«
»Es wäre mir eine große Freude«, murmelte Anwar wenig enthusiastisch.
»Oder vielleicht willst du ja selbst die Ehre haben? Eine Kugel ins Hirn einer bösen Frau? Das wäre womöglich ganz gut für dich. Katharsis. Ausgesprochen charakterbildend.«
Anwar zuckte zusammen. »Ich bin Buchhalter. Dafür fehlt mir der Mut.«
»Schön, schön. Es war ja nur ein Angebot.« Waller drehte sich zu einem seiner Männer um. »Pascal, bring die Frau rein, damit sie dem Mann gegenübertreten kann, dem sie so viel Unrecht angetan hat.«
Pascal, ein kleiner, durchtrainierter Mann Mitte dreißig, ging hinaus. Ein paar Augenblicke später öffnete die Tür sich wieder,
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