Doppelspiel
vereinfachen. Vor Ort verkompliziert sich ohnehin noch mal alles. Wir sollten simpel anfangen, damit es noch beherrschbar bleibt, wenn es haarig wird. Fängt man schon kompliziert an und dann geht alles den Bach runter, bekommt man einfach keine Ordnung mehr rein.«
»Wir wissen, wo er in Montreal lebt, doch wir haben keine Autorisierung bekommen, ihn uns da zu schnappen. Zu öffentlich, zu viel Potenzial für Kollateralschäden, und der Kerl hat dort nie einen festen Terminplan. Er bewegt sich wie ein Geist. Ständig nimmt er neue Routen und hält sich an keine Routine.«
»Dann müssen wir den einen Moment in der Provence finden«, sagte Shaw, »an dem er sich an einen festen Terminplan hält. Das reduziert auch die Wahrscheinlichkeit von Kollateralschäden.«
Die beiden Männer schauten sich den Grundriss der Villa an, in der der Menschenhändler seinen Urlaub verbringen würde. An der Wand hing ein Plasmabildschirm, der weitere Informationen zeigte, einschließlich sämtlicher Straßen, die in das Zielgebiet führten.
Frank drückte eine Taste des Laptops auf dem Tisch, und eine Reihe von Bildern erschien auf dem großen Schirm. »Er reist stets mit diesen Typen da, alles richtig üble Kerle. Und das sind nur die, von denen wir wissen. Es ist nicht auszuschließen, dass er noch Back-up hat.«
»Er wird Haus und Grundstück sichern lassen, alles absichern und es sich dann gemütlich machen«, fügte Shaw hinzu, während er sich die Gesichter der Bodyguards anschaute. Jeder sah härter, böser und fähiger aus als der zuvor. »Wie zuverlässig sind die Informationen, die wir über seine Reisepläne haben?«
»Sehr zuverlässig. Wir haben sie aus der Überwachung von Telefonaten, E-Mails und Kreditkartenzahlungen.«
Shaw hob den Blick. »Die Amerikaner? Die haben die beste Hard- und Software dafür.«
»Sagen wir mal so: Ich schulde den Direktoren der NSA und der CIA ein richtig gutes Abendessen.«
Frank holte ein paar Dokumente hervor und überflog sie. »Sein Flugplan steht fest. Er fliegt in seinem Privatjet von Montreal nach Paris. Dort wird die Maschine dann aufgetankt, bevor es nach Avignon weitergeht. In der Maschine geht das schnell. Normalerweise reist er in einer Kolonne von drei Fahrzeugen. Er hat die entsprechenden Autos in Avignon bereits gemietet.«
Shaw drückte eine Taste des Laptops, und ein weiteres Bild erschien auf dem Schirm, diesmal eine Ansicht der Straße, an der Wallers Villa lag. »Daneben ist noch eine Villa.«
»Die ist bereits vermietet.«
»An wen?«
»Das habe ich schon überprüft. An eine Touristin. Sie sieht absolut sauber aus.«
»Aber direkt nebenan?«
»Gordes ist ein beliebtes Reiseziel, und diese Villen sind sehr begehrt. Wir konnten eine Vermietung nicht verhindern, ohne dass sofort sämtliche Alarmglocken geläutet hätten. Aber das ist auch egal. Der Zugriff wird nicht in Gordes erfolgen. Da ist das Potenzial für Kollateralschäden zu groß.«
Shaw schaute auf einen weiteren Computerbildschirm, auf dem zumindest teilweise der Reiseplan von Evan Waller zu sehen war. Er setzte sich auf. »Woher weißt du, dass er die Höhlen von Les Baux-de-Provence besuchen will?«
»Er brauchte eine Sondergenehmigung dafür, und wir haben auf die Daten zugegriffen.«
»Warum? Sind die Höhlen nicht für die Öffentlichkeit zugänglich?«
»Nun ja, unser Mr Waller wollte eine Privatführung. Keine Öffentlichkeit. Und um das zu bekommen, hat er eine Menge Geld auf den Tisch gelegt. Die Höhlen sind Privateigentum, und die Besitzer können machen, was sie wollen. Als wir den Zahlungseingang auf ihrem Konto bemerkt haben, haben wir ihr Computersystem gehackt und den Termin herausgefunden. Deshalb wissen wir also ganz genau, wann er dort sein wird.«
Shaw drehte sich mit seinem Stuhl zu einem weiteren Computer um, dessen Festplatte abgesehen vom Betriebssystem und einem Browser leer war. Das war der einzige Rechner, mit dem sie ins Internet gingen. Shaw gab eine Suchanfrage ein und las die Ergebnisse. »Okay, ich habe sogar schon mal von diesem Ort gehört. Dort gibt es eine Malereiausstellung, aber nicht von Originalen, sondern von Fotos, die an die Wände projiziert werden; dazu dann noch eine Führung, Dokumentaraufnahmen und so weiter und so fort. Jedes Jahr suchen sie sich einen neuen Künstler aus.« Er dachte über diese neuen Informationen nach. »Ich glaube, wir haben den Extraktionsort gefunden.«
Shaw drehte den Laptop, damit Frank den Bildschirm sehen konnte. Er
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