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Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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ein großer Junge und ich ein großes Mädchen. Mein Problem war nur, dass ich nicht wusste, ob du noch lebst oder nicht. Deshalb habe ich Frank angerufen: um sicherzugehen, dass es dir gut geht.«
    Shaw hatte ein schlechtes Gewissen. »Äh … Nun, es geht mir gut. Ich arbeite wieder. Alles okay. Das habe ich dir doch schon am Telefon erzählt.«
    »Ich wollte mich lieber selbst davon überzeugen.«
    Shaw schaute auf den Tisch. »Hast du schon zu Abend gegessen?«
    »Ich bin nicht hungrig.«
    Das überraschte Shaw. Katie hatte noch nie eine Einladung zum Essen mit ihm abgelehnt. Und seine Überraschung war ihm deutlich anzusehen. »Katie?«
    Sie stand auf. Einen schier endlosen Augenblick lang schauten sie einander in die Augen. »Viel Glück, Shaw.«
    Katie zögerte noch eine Sekunde, um ihm Gelegenheit zu geben, etwas zu sagen, was sie zum Bleiben bewogen hätte; doch Shaw schwieg.
    Katie drehte sich um und ging.
    Mehrere Herzschläge lang saß Shaw einfach nur da. Seine Gedanken überschlugen sich. Schließlich warf er ein paar Euros auf den Tisch, eilte aus dem Restaurant und spähte die Straße hinunter.
    Doch von Katie war keine Spur mehr zu sehen.

Kapitel fünfzehn
    E s war schon nach Mitternacht, als Reggie in die Bibliothek von Harrowsfield hinunterschlich. Der Regen prasselte an die Fenster, und ein kalter Wind pfiff durch den Kamin herein und schürte das sterbende Feuer. Reggie schloss die Tür hinter sich, setzte sich an den langen Tisch und nahm sich eine Akte. Im Licht der einsamen Tischlampe ging sie zum hundertsten Mal, wie ihr schien, die mörderische Karriere von Fedir Kuchin durch. Die Grausamkeiten hatten sich natürlich nicht verändert, aber mit jedem Mal, da sie die Akte las, gruben sie sich tiefer in ihr Gedächtnis ein. Reggie kannte die Statistiken inzwischen auswendig, und vor ihrem geistigen Auge sah sie die Gesichter der Opfer. Die Fotos der Massengräber, die lange nach der Flucht des Monsters geöffnet worden waren, hatten sich förmlich in ihre Hornhaut eingebrannt.
    Reggie nahm sich das körnige Foto eines der Opfer – tatsächlich waren das alles körnige Fotos, als hätte der gewaltsame Tod diese Menschen aller Farbe beraubt – und starrte das darauf abgebildete Gesicht an. Standartenführer Huber hatte seinen David Rosenberg und seine Frau Koch gehabt – Bilder, die Reggie aus zahllosen anderen ausgesucht hatte –, und auch im Falle Fedir Kuchins gab es reichlich Beweise für die wahnsinnige Grausamkeit dieses Mannes.
    Das Foto, das Reggie nun betrachtete, war das Bild eines Mannes mit unaussprechlichem Nachnamen. Er war weder reich gewesen, noch hatte er gute Verbindungen besessen, und er hatte fast tausend Kilometer von Kiew, der ukrainischen Hauptstadt, entfernt gelebt. Der Mann war ein einfacher Bauer gewesen mit einer großen Familie, die er mit harter Arbeit zu unterstützen versucht hatte. Sein Verbrechen gegen den Staat hatte darin bestanden, dass er sich geweigert hatte, Freunde an den KGB auszuliefern, genauer gesagt an Fedir Kuchin. Zur Strafe hatte man ihn mit Benzin übergossen und vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder zu Asche verbrannt.
    Reggie griff sich ein weiteres Dokument. Ursprünglich war es auf Ukrainisch geschrieben, doch inzwischen hatte man es übersetzt. Es war der schriftliche Befehl, mit dem der Bauer zum Tod durch Feuer verurteilt worden war. Fedir Kuchin hatte ihn in großen, kraftvollen Buchstaben unterschrieben, als habe er keinen Zweifel daran aufkommen lassen wollen, wer für diesen schrecklichen Mord verantwortlich war.
    Schließlich nahm Reggie sich vorsichtig ein weiteres altes Foto. Es zeigte Fedir Kuchin. Sie hielt das Bild nur am Rand, als habe sie Angst, das Gesicht des Monsters zu berühren. Er trug eine Uniform mit offenem Kragen, und in einer Hand hielt er eine Pistole, in der anderen eine Flasche. Sein Gesicht hatte sich im Laufe der Zeit kaum verändert; doch es waren vor allem seine Augen, die einen magisch anzogen. Reggie hatte das Gefühl, auf dunklen Wegen mitten in sie hineingesogen zu werden und sich in der Finsternis dahinter zu verlieren, aus der es kein Entkommen gab. Sie straffte die Schultern, legte das Foto langsam wieder hin und verdeckte es mit einem Blatt Papier.
    In den nächsten dreißig Minuten ging Reggie ein weiteres Dutzend Bilder von Kuchins Opfern durch, und auf jedem waren deutlich die blutigen Fingerabdrücke des Monsters zu sehen. Die Beschäftigung mit dem Papierkram war in vielerlei Hinsicht

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