Doppelspiel
Regina.«
»Komisch, manchmal sehe ich den Unterschied einfach nicht.«
Mallory verkrampfte sich derart, dass er sein Buch fallen ließ. Er ging zum Tisch, schnappte sich ein Blatt Papier, kehrte wieder zum Kamin zurück und drückte es Reggie in die Hand.
Es war das Foto mit den Überresten des verbrannten Bauern. » Das ist der Unterschied, Regina. Das! « Er nahm ihre Hand, drückte sie und schaute ihr tief in die Augen. »Und jetzt erzählen Sie mir von der Kirche.«
Kapitel sechzehn
S ie saßen in einem Auto vor dem Flughafen Charles de Gaulle. In Kürze würde eine Turbopropmaschine Shaw nach Avignon bringen. Dort sollte er dann ein paar Tage lang bleiben, bevor es nach Gordes weiterging, das weniger als eine Stunde Fahrt entfernt lag.
Frank sagte: »Amy Crawford ist schon in der Provence.«
»Ich habe schon mit ihr gearbeitet. Sie ist eine erstklassige Außenagentin.«
»Ist der Plan fertig?«
»In meinem Kopf ist er perfekt. Wie werden ja sehen, wie er sich in der Realität bewährt.«
Frank schickte sich an, eine seiner kleinen Zigarren anzuzünden, doch Shaw hielt ihn davon ab. »Lass das bitte, bis ich zwanzigtausend Fuß über dem Boden bin. Im Augenblick brauche ich Sauerstoff.«
Frank steckte die Zigarre wieder weg. »Nervös? Das passt gar nicht zu dir.«
»Ich habe Katie gestern Abend gesehen.«
»Echt? Wo?«
»Na, hier in Paris. Willst du mir etwa sagen, du hättest nichts davon gewusst?«
»Pfadfinderehrenwort. Das ist das Erste, was ich höre.«
»Jetzt komm aber, Frank. Sie ist genau in dem Restaurant aufgetaucht, in dem ich zu Abend gegessen habe. Wie hat sie mich da wohl gefunden?«
»Hast du etwa vergessen, dass die Dame eine Weltklassejournalistin ist? So jemand kann vieles herausfinden.«
»Jaja.« Shaw war offensichtlich nicht überzeugt.
»Was wollte sie denn?«
Shaw antwortete nicht sofort darauf, denn er wusste es schlicht nicht. Ja, was wollte sie eigentlich? Wollte sie sich wirklich einfach nur vergewissern, dass es mir gut geht? Aber das hatte ich ihr doch schon am Telefon gesagt .
»Shaw?«
Shaw bemerkte, dass Frank ihn anstarrte, und er sah nicht glücklich aus. »Du warst grad völlig weg«, sagte Frank. »Du wirst dich schon bald mit einem ziemlich üblen Kerl anlegen, und du bist in Gedanken ganz woanders. Das ist nicht gut.«
»Sie hat nicht gesagt, was sie will. Und sie ist nur eine Minute geblieben.«
Frank packte ihn am Arm. »Was denn? Willst du mir etwa sagen, du hast sie nicht zum Abendessen eingeladen? Und das, nachdem sie so eine weite Reise …?«
»Woher weißt du, dass sie eine weite Reise hinter sich hatte?«
Frank verzog das Gesicht und ließ sich auf seinen Sitz zurückfallen.
»Warum machst du das?«, verlangte Shaw zu wissen.
»Warum mache ich was?«, knurrte Frank.
»Die Hälfte der Zeit tust du so, als sei es dir vollkommen egal, ob ich lebe oder nicht. Und dann wieder willst du mich mit aller Gewalt verkuppeln.«
»Meine Mutter war genauso, was mich betrifft. Vermutlich habe ich das von ihr geerbt.«
»Wir sind aber keine Familie, Frank.«
»Himmel, in vielerlei Hinsicht stehen wir uns sogar näher als eine Familie. Außerdem, wen hast du außer mir?«
Shaw wandte den Blick ab und trommelte mit den Fingern auf die Akte auf seinem Schoß. Ja, wen hatte er? Wirklich nur Frank? O Gott, was für ein deprimierender Gedanke. »Und warum glaubst du, wollte sie mich sehen?«
»Weißt du das wirklich nicht? Sie wollte, dass du ihr ins Gesicht sagst, dass sie bleiben soll.«
»Und das weißt du sicher?«
»Um das zu erkennen, muss man kein Genie sein. Und nein, sie hat mir das nicht gesagt, wenn es das ist, was du damit wirklich meinst.«
»Zwischen ihr und mir kann es nichts geben, Frank.«
»Na ja, offensichtlich hat es das schon.«
»Anna liegt gerade mal in ihrem Grab und …«
»Darum geht es doch gar nicht. Glaubst du wirklich, eine kluge Frau wie Katie weiß nicht, was du nach wie vor für Anna empfindest? Sie weiß, dass du nicht einfach so mit ihr ins Bett hüpfen wirst, nicht jetzt und vielleicht nie. Und ich glaube, das will sie noch nicht einmal … jedenfalls nicht sofort.«
»Bist du jetzt auch noch Psychotherapeut?«
»Ich habe lediglich logische Schlüsse gezogen.«
»Na gut. Und was will sie nun wirklich?«
»Ihr beide seid gemeinsam durch die Hölle gegangen und als emotionale Wracks wieder herausgekommen. Ich glaube, dass sie einfach deine Freundin sein will.«
»Dann lass mich dir mal etwas erklären: In
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