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Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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eine rein mechanische Arbeit. Es war nicht viel anders, als würde man sich etwas vom Pizzaservice aussuchen. Doch es handelte sich nicht um Speisekarten, sondern um Mordbefehle, ganz altmodisch in dreifachem Durchschlag. Tod durch Kugel. Tod durch Feuer. Tod durch Gas. Tod durch Klinge. Tod durch Strick. Alles fein säuberlich aufgelistet. Gott sei Dank für diese Durchschläge , dachte Reggie. Ohne sie wäre es fast unmöglich gewesen, Männer wie Kuchin aufzuspüren und zur Strecke zu bringen.
    »Überstunden, meine Liebe?«
    Erschrocken drehte Reggie sich um.
    Professor Mallory stand in der Tür. Er trug einen alten, verschlissenen Bademantel, hielt ein Buch in der Hand und schaute sie an.
    »Ich habe Sie gar nicht kommen hören«, sagte Reggie. Es beunruhigte sie sichtlich, dass der alte Mann ihr so nah hatte kommen können, ohne dass sie es bemerkt hatte.
    »Nun, trotz meiner Größe und meines Rheumas habe ich einen leisen Gang, und Sie waren vollkommen in Ihre Lektüre vertieft.« Er trat vor und betrachtete neugierig die Dokumente und Fotos, die vor Reggie ausgebreitet lagen.
    »Ich konnte nicht schlafen«, erklärte Reggie. »Tatsächlich kann ich oft nicht schlafen«, gab sie zu.
    Mallory setzte sich in einen alten Ledersessel am Kamin. »Diese Tatsache ist mir durchaus bewusst.«
    »Weshalb sind Sie auf? Leiden Sie auch unter Schlaflosigkeit?«
    »Nein, Regina, nicht unter Schlaflosigkeit.« Mallory zuckte kurz vor Schmerzen, als er versuchte, es sich in dem Sessel so bequem wie möglich zu machen. »Ich fürchte, meine Prostata ist ein wenig größer, als sie sein sollte. Hätte ich die Wahl, würde ich das liebend gerne gegen Schlafstörungen tauschen.«
    »Das tut mir leid.«
    Mallory schaute zu der Akte, die Reggie in der Hand hielt. »Und? Was denken Sie? Irgendwelche brillanten Erkenntnisse?«
    »Kuchin ist ein Mann, der keine Reue kennt. Er hat tausend Todesurteile abgezeichnet wie einen Kneipendeckel.«
    »Da stimme ich mit Ihnen überein, aber das ist nichts Neues.«
    Der Professor stand auf, legte einen kleinen Scheit ins Feuer, setzte sich wieder in seinen Sessel und schlug sein Buch auf.
    »Was lesen Sie da?«, fragte Reggie.
    »In einer wilden Nacht wie dieser? Agatha Christie natürlich. Hercule Poirot und seine ›kleinen grauen Zellen‹ faszinieren mich immer wieder. Das inspiriert mich irgendwie, auch wenn mein Verstand natürlich nicht mit dem des kleinen Belgiers mithalten kann.«
    Reggie stand auf und trat vors Feuer. Bevor sie nach unten gekommen war, hatte sie sich Jeans und Sweatshirt angezogen, doch ihre Füße waren nackt, und allmählich wurde ihr kalt. »Eine Sache wäre da noch, Professor.«
    Mallory schaute von dem Buch auf, als plötzlich der Sturm den Regen mit voller Wucht gegen die Bleiglasscheiben trieb. Der Wind heulte wütend durch den Kamin, und Reggie wich bei dem Geräusch unwillkürlich einen Schritt zurück. Dann setzte sie sich auf einen kleinen Hocker neben ihm.
    »Und was?«, hakte der Professor nach.
    »Kuchin ist ein frommer Mann.«
    Mallory klappte sein Buch zu und nickte. Er holte seine Pfeife aus der Tasche und stopfte sie.
    »Professor, wenn es Ihnen nichts ausmacht … Bei dem Geruch wird mir übel.«
    Er schaute sie überrascht an. »Warum haben Sie das bis jetzt nie erwähnt?«
    »Ich wollte einfach nicht Ihre Gefühle verletzen.« Reggie lachte freudlos. »Wenn man bedenkt, was ich schon so alles getan habe, ist das irgendwie komisch, nicht wahr?«
    Mallorys Gesicht blieb ernst. »Was soll daran denn komisch sein? Dass Sie ein ungewöhnlich ausgeprägtes Mitgefühl haben? Ich nehme an, dieser Aspekt Ihrer Persönlichkeit ist ein wesentlicher Grund dafür, warum Sie diesen Job überhaupt machen.«
    Reggie fuhr rasch fort: »Wie auch immer … Ich habe mir die Unterlagen zu dem Fall durchgelesen, und da steht, dass Kuchin jeden Sonntag in die Kirche geht und viel Geld für kirchliche Institutionen spendet.«
    Mallory steckte die Pfeife wieder in die Tasche. »Das stimmt auch. Aber das habe ich schon bei anderen Männern seines Schlages gesehen. Sie suchen Erlösung, Trost oder wollen einfach nur ihre Chancen im nächsten Leben verbessern. Es ist natürlich Wahnsinn, wenn solche Männer glauben, dass irgendein ›lieber Gott‹ nach ihrem Tod etwas mit ihnen zu tun haben wollte.«
    »Mit Massenmördern meinen Sie?«
    Mallory wusste sofort, worauf Reggie hinauswollte. »Sie dürfen sich nicht mit den Fedir Kuchins dieser Welt vergleichen,

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