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Doppelspiel

Doppelspiel

Titel: Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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brandneu.
    Shaw wusste das alles, weil er sich als potenzieller Mieter fürs nächste Jahr mit der Maklerin in ihrem Büro in Gordes getroffen hatte. Die Frau war ausgesprochen höflich und redselig gewesen.
    »Lassen Sie sich mit Ihrer Entscheidung aber nicht zu viel Zeit«, hatte sie Shaw auf Französisch ermahnt. Sie selbst war zwar Britin, aber ihr Französisch war hervorragend. »Erst gestern hat sich noch ein Interessent für nächstes Jahr gemeldet.«
    »Wirklich?«, erwiderte Shaw. »Wer?«
    Die Frau hob die Augenbrauen. »Das ist vertraulich. Aber sie ist jung, kommt aus Amerika und ist wirklich hübsch. Und offensichtlich verfügt sie auch über das nötige Kleingeld. Diese Villen sind die besten in der Gegend und für die meisten unerschwinglich. Dem Eigentümer des Hauses, nach dem Sie gefragt haben, gehört auch die Villa nebenan, und die ist ebenfalls renoviert worden. Im Inneren sind die beiden Häuser zwar nicht gleich, aber es gibt viele Ähnlichkeiten, einschließlich der steinernen Wendeltreppe, die alle Stockwerke miteinander verbindet.«
    So viel zum Thema ›vertraulich‹, dachte Shaw. »Aber wenn das Haus schon vermietet ist, wie Sie gesagt haben, wo ist dann der Mieter? Die Villa steht leer.«
    Die Frau wirkte verunsichert. »Es ist in der Tat so, dass er sie für einen Monat gemietet und im Voraus bezahlt hat.«
    »Dann ist es also ein Mann, ja?«, hakte Shaw nach.
    Die Frau ärgerte sich über sich selbst. »Ja, aber sein Name ist vertraulich.«
    »Natürlich.«
    »Wie auch immer, er ist noch nicht hier. Das ist ziemlich ungewöhnlich. Ich meine, warum sollte jemand Tausende von Euros für etwas bezahlen, das er nicht benutzt? Aber das geht mich wohl nichts an. Reiche Leute sind in dieser Hinsicht schon ein wenig komisch, nicht wahr? Aber was rede ich … Sie müssen ja auch reich sein, wenn Sie so eine Villa mieten wollen.«
    »Das Leben war gut zu mir«, erwiderte Shaw bescheiden. »Und wir können ruhig Englisch sprechen, wenn Ihnen das lieber ist, auch wenn Ihr Französisch deutlich besser ist als meins.«
    Die Frau sah erfreut und erleichtert aus. Ihre Art und ihr Tonfall änderten sich sofort, und deutlich war ihr britischer Akzent zu hören. »Das ist wirklich nett von Ihnen«, sagte sie. »Ich habe monatelang Unterricht genommen, nur um diese Nasal- und Rachenlaute richtig auszusprechen, aber ich kann nicht behaupten, dass es mir bis jetzt gelungen ist. Die französische Sprache ist ja wirklich wunderschön, aber auch eine Katastrophe für meinen armen Rachen.«
    »Für meinen auch.«
    »Wie auch immer … Da das Haus leer steht, hätte ich natürlich kurz mal mit Ihnen hinfahren können, aber wer weiß? Nicht dass wir doch noch Mr Waller in Unterhose überraschen.« Sie kicherte.
    »Er heißt also Waller, ja?«
    Der Frau riss erschrocken die Augen auf. »O Gott! Ja, schön, so heißt der Mann, aber plappern Sie das nicht weiter. Vertraulichkeit ist ein wesentliches Markenzeichen unseres Unternehmens.«
    »Natürlich. Kein Wort wird über meine Lippen kommen. Danke.«
    Shaw verließ das Büro und machte sich auf den Weg zu dem kleinen Hotel, wo er in Gordes wohnte. Es lag unmittelbar an den Felsen über der Hochebene von Vaucluse mit dem Tal des Luberon und den Bergen dahinter. Von den unterhalb der Klippe gelegenen Villen aus konnte man Gordes besonders schnell über eine Treppe erreichen, die extra für diesen Zweck in den Felsen gehauen war. Wollte man hingegen mit dem Auto in die Stadt, musste man eine lange Serpentinenstraße hinauf. Die aus weißen und grauen Steingebäuden bestehende Kleinstadt klammerte sich an den Fels wie Bienen an die Waben. Zwei Gebäude ragten deutlich aus der Stadt hervor: die katholische Kirche mit ihrem Glockenturm und eine mittelalterliche Burg, in der heutzutage ein Teil der Stadtverwaltung untergebracht war.
    Shaw rief Frank an und brachte ihn auf den neuesten Stand. Seit seiner Ankunft hatte Shaw jedes potenziell wichtige Gebäude in der Stadt erkundet. Vermutlich wusste er inzwischen mehr über Gordes als viele Menschen, die hier schon ewig lebten. Er und Amy Crawford sollten sich morgen treffen, doch Shaw hatte schon Kontakt zu ihr aufgenommen, kaum dass er in der Provence gelandet war.
    Es gab mehrere Restaurants in der Stadt, wo man zu Mittag essen konnte, und Shaw studierte erst einmal die Speisekarten. Schließlich entschied er sich für das L’Estaminet Café nahe dem Stadtzentrum. Er aß und gönnte sich dazu ein Glas Wein von der

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