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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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dieses Tages wird nur eines vor dem Antlitz der Welt bestehen!«
    Bitter hing der Geschmack von Verzweifelung in der Luft. Wind und dunkle Wolken kamen auf. Dieser Sommer war eisern.
    Als wir auf den Vorhof zurückkamen, ließ ich einen Jungen laufen und mir einen Helm aus der Rüstkammer bringen. Andrak trat uns entgegen.
    »Mach deine Männer bereit«, befahl König Fjelding. »Es geht los.«
    Lemander kam aus dem Haupttor der Halle geeilt. Er hatte eine Waffe in der Hand, die wie eine Mischung aus Speer und Schwert wirkte. Ein langer Schaft, der ihm bestimmt bis zu den Schultern reichte, mündete in eine scharfe Klinge, die auch ein Breitschwert hätte zieren können.
    »Was soll denn das sein?«, murmelte ich nur zur Hälfte anwesend.
    »Ach, das ist eine Idee für eine Waffe, die ich aus Lao im fernen Osten mitgebracht habe«, erklärte er schulterzuckend. »Was gibt es Neues von den Riesen?«
    »Sie wollen Lukae einnehmen und aus der Stadt eine Riesenfestung erbauen«, verkündete ich trist. »Linus erwähnten auch sie.«
    Lemander nickte knapp. »Und jetzt?«
    »Überleben?«, war mein Vorschlag und ich biss mir auf die Lippen, als ich merkte, wie sarkastisch es daherkam.
    »Die Nordmänner haben keine Pechgräben mehr gezogen«, murmelte Lemander mit gerunzelter Stirn.
    »Wieso nicht?«
    »Niemand hatte Zeit dafür.«
    Eine Stimme sprach von hinten zu uns.
    »Wir müssen also tatsächlich kämpfen?«
    Lemander und ich drehten uns um. Dort stand Lia. Ihr Äußeres zeugte deutlich davon, dass sie nicht wie die Frauen und Kinder der Harjenner Zuflucht in der großen Halle finden würde. Sie hatte Jagdkleidung an. Ähnlich jenen Sachen, die sie aus der Hinterlassenschaft meiner Mutter erhalten hatte, nur aus dickerem Stoff und mit wulstigen Nähten, wie sie für die Harjenner Kleidung üblich waren. Am Oberkörper trug sie über einem grünen Hemd einen Panzer aus gehärteten Lederschuppen, sowie dazu passende Schulterstücke und Unterarmschienen. Zwei lange, breite Messer hingen an Scheiden links und rechts an ihrem Gürtel und in der rechten Hand hielt sie einen schlanken Speer.
    »Ich hatte gehofft, es würde nicht dazu kommen«, ergänzte sie beinahe niedergeschlagen. »Können wir nicht die Nollonin zu den Riesen bringen und sie von Linus’ Fluch erlösen?«
    Ich seufzte. »Wenn du mir verrätst, wie das funktionieren soll, dann ja. Ich habe den Wahn in König Ruhmans Augen blitzen sehen.«
    »Er müsste es sein, der den richtigen Nollonar zuerst berührt«, stimmte Lemander mir zu. »Und so leid es mir tut, aber ich sehe nicht, wie wir das bewerkstelligen können.«
    »Wir könnten ihn zu Verhandlungen bitten«, warf Lia ein.
    Doch ich schüttelte bedauernd den Kopf. »Du hast ihn nicht gesehen. Er ist zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Er hört einem ja noch nicht einmal zu.«
    »Und wenn er später noch einmal zu Verhandlungen bittet?«
    In meinem Blick musste etwas Flehendes gelegen haben. »Ich hoffe inständig, dass er das tut.«
    »Und falls nicht?«
    Behutsam legte Lemander ihr die Hand auf die Schulter. »Lass uns hoffen, Lia.
    »Und überleben«, nickte ich missmutig.
    Lemander lächelte. »Wie’s aussieht brauche ich mir wenig Sorgen um meine Haut zu machen, solange ich in der Nähe unserer Kriegerprinzessin bleibe.«
    Womit er nicht ganz Unrecht haben dürfte, spukte es mir durch den Kopf. Ich hatte gesehen, wie Linus sich im Kampf bewegte. Wenn sie auch nur halb so geschickt war wie ihr Bruder, dann musste ich mir wenig Sorgen um sie machen. Dennoch war ich offengestanden überrascht, sie in solch kriegerischer Kluft zu sehen. Doch es war besser, als sie verängstigt in einer Ecke kauernd zu wissen.
    Kurze Zeit später zog ich mich mit den anderen Offizieren zu einer kurzen Beratung zurück, dann war es soweit. Leonhrak und ich teilten die Abschnitte des äußeren Walls unter uns auf, während Brimbart und Fjelding mit ihren Leuten als Verstärkung auf dem inneren Wall postierten. Sie würden uns den Rücken decken und Verwundete ersetzen. Lemander und Lia bat ich, sich fürs erste Brimbart anzuschließen.
    Andrak hatte über Nacht Unmengen an Bögen und Kurzschwertern unter seinen Leuten verteilt. Wir hofften, dass ein Pfeilhagel auf die Riesen wenigstens einen kleinen Effekt haben würde.
    Auf dem Vorhof der Halle kamen die Männer schließlich zusammen.
    »Harjenner«, brüllte Fjelding über das sorgenvolle Gemurmel hinweg. Langgezogen und deutlich wie ein Hornstoß:

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