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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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auffordern: Händige mir das Mädchen Lia aus. Sofort !«
    Meine Irritation war wohl kaum zu verbergen. Es war mir ein absolutes Rätsel, wie der Mann hier hereingekommen war. Die Burg Tanne war zwar klein, galt aber ob ihrer erhöhten Lage über den Bruchkanten alter Hänge als nahezu uneinnehmbar. Auch hielt sich das geschäftige Ein- und Ausgehen von Menschen hier in Grenzen. Wie um alles in der Welt hatte dieser Mann es also geschafft, unbemerkt hier zu erscheinen?
    »Nein«, sagte ich also erst einmal, um Zeit zu gewinnen.
    Ich glaubte im Dunkeln ein süffisantes Lächeln um die Mundwinkel des Eindringlings wahrzunehmen.
    »Ich habe keine Lust, hohen Markgrafen Körperteile abzuschneiden«, sagte er. Es klang zugegebenermaßen ernsthaft bedrohlich. »Aber es wird wohl nötig sein, wenn du nicht freiwillig tust, was ich von dir verlange. Wo ist das Mädchen?«
    Gut, mein Gegner war unberechenbar. Aber ich spürte einen ungekannten Zorn in mir aufsteigen. Ich hatte immer alles getan, um den Leuten, denen gegenüber ich verantwortlich war, ein angenehmes Leben zu bereiten. Ich wollte niemanden zur Last fallen, erledigte meine Pflichten, räumte hinter mir auf. Und dennoch traten Personen in mein Leben, die meine Ruhe zerstörten.
    »Ich werde dir nicht sagen, wo das Mädchen ist«, konterte ich. »Ich habe sie unter meinen Schutz gestellt und diesen gedenke ich aufrecht zu halten.«
    »Dann muss ich dich wohl dazu bringen, deinen Standpunkt zu überdenken.«
    Er machte zwei schnelle Schritte und ließ einen Schwertstreich folgen, den ich ohne Weiteres als Finte enttarnte, um auf meinen linken Arm zu schlagen. Oder schlagen zu wollen. Es schepperte laut, als ich den Schlag parierte. Ich hatte Erlenfang noch nicht aus seiner Scheide gezogen. Jetzt hoffte ich, dass es sich nicht darin verkantete.
    Die Verblüffung meines Gegenübers über die Leichtigkeit meiner Parade hielt einen Augenblick lang. Lang genug, dass ich ihm einen Tritt vor die Brust verpassen konnte, der ihn nach hinten warf. Er riss einen Holzstuhl mit sich, konnte sich aber abrollen und kam schnell auf die Beine.
    Diesmal schwang ich Erlenfang schnell herum. Erlenfangs Schwertscheide glitt von der Klinge und wurde in Schekichs Richtung geschleudert. Der riss die Arme hoch und mit einem erneuten Scheppern parierte er das improvisierte Geschoss mit der Klinge.
    »Alle Achtung«, schnaufte mein ungebetener Gast. »Ich habe dich offenbar um einiges unterschätzt, Graf.«
    »Raus, aus meiner Burg!«, befahl ich eindringlich.
    »Nicht ohne das Mädchen.«
    Schekich schien schon wieder zu lächeln. Natürlich war er im Vorteil. Ich hatte nur eine Hose an und war gerade aus dem Schlaf aufgewacht. Vielleicht war lediglich seine Überraschung über meine Fechtkünste auf meiner Seite.
    Er wirbelte heran und ich duckte mich unter der Klinge hindurch. Doch jetzt wurden Schekichs Schläge schneller. Er holte aus, ich riss die Klinge von Erlenfang hoch. Das Schwert war dünn, sehr leicht aber nicht minder stabil. Ein absolut einzigartiges Stück und es erlaubte mir, mich schneller zu bewegen. Was mir mein düsterer Kontrahent an Erfahrung voraushatte, konnte ich so durch Geschwindigkeit wettmachen. Ich parierte zwei Schläge in schneller Folge, dann wich ich zurück in die Mitte des Raumes. Wieder wehrte ich einen Doppelschlag ab. Schekich wirbelte um die eigene Achse, doch ich duckte mich erneut unter seinem Hieb weg und führte einen Streich mit halber Kraft nach oben.
    Ich hörte ein reißendes Geräusch und ein Stöhnen. Schnell kam ich wieder hoch und trat wieder vor Schekichs Brust. Er wurde heftig gegen die Tür geschleudert, die nachgab und aus den Angeln brach.
    Schekich rappelte sich in dem kleinen Zwischengang auf. Die nächste Tür wurde aufgerissen und der wachhabende Gardist warf einen Blick von der anderen Seite hinein, um den Ursprung der Geräusche zu verfolgen.
    Wieder war Schekich schnell auf den Beinen und erhob sein Schwert.
    »Nein!«, rief ich aus Angst um den Mann. Doch der Gardist konnte rechtzeitig seine kurze Lanze hochreißen, um den Schlag abprallen zu lassen. Aber Schekich hatte seine ganze Kraft in den Schlag gelegt und mein Mann ging allein der Überraschung und der Wucht wegen zu Boden und machte so den Weg frei.
    Das Einzige, was ich auf die Schnelle greifen konnte, war Erlenfangs Schwertscheide, dann setzte ich Schekich nach. Was auch immer er vorhatte, es verhieß sicheres Unheil, ihn aus den Augen zu lassen.
    Hinter der

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