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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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schlummernden Elbin. »Wer von uns kann schon verstehen, wie sie in die Welt hineinhorcht, was ihr die Bäume und der Wind verraten? Wer weiß, warum die Tiere auf sie hören oder alle Gardisten vor Bewunderung verstummen, wenn sie dann doch einmal ein leises Liedchen in ihrer fernen Sprache anstimmt?
    Das , lieber Hauptmann, ist Alte Magie.«
    Dann prostete er Hermelink erneut zu und stand wieder auf.
    »Mit Verlaub, Graf«, bemerkte er, »aber die Gespräche hier sind mir zu schwer für heute Abend. Die Männer und Frauen drüben haben viel bessere Laune. Und außerdem haben sie den einen oder anderen Heller locker sitzen, wenn man nur vernünftig mit ihnen Karten spielt.«
    Hermelink schnaubte, sagte aber nichts. Der alte Lemander zwinkerte ihm zu und verschwand wieder aus unserer Nähe.
    Er war ein eigenartiger Reisegefährte. Mal bitterernst, mal überschwänglich, ja beinahe albern. Er hatte ein wunderbares, irgendwie großväterliches Verhältnis zu Lia. Jeden anderen im Tross hatte er schon mindestens einmal nicht ernst genommen. Hermelink war meist von ihm genervt. Mir war es recht, solange er das tat, wofür ich ihn mitgenommen hatte: Ein Auge auf Lia zu werfen.
    Sein Falkenweibchen, das auf den Namen Airi hörte, war manchmal am Himmel über uns zu sehen auf der Suche nach Nahrung. Direkt unter die Menschen traute es sich jedoch nicht.
    Alles in allem war ich nicht unglücklich, den Alten dabei zu haben. Auf seine Weise lockerte er die ansonsten doch recht einseitige Reise auf.
    Nach eineinhalb Wochen des mühsamen Vorankommens am Strand erreichten wir schließlich Marnstadt, Hauptstadt des Fürstentums Dinster und Sitz von Markgräfin Erimee. Die Herrscherin war erwartungsgemäß nicht da, sondern bereits nach Anselieth gereist.
    Marnstadt lebte vom Handel und besaß einen größeren Hafen. Während wir also vor den Toren der Stadt campierten, hatte ich Hermelink und Relend beauftragt, eine zuverlässige Schiffspassage nach Anselieth zu buchen.
    Zwar war das sicherlich kein günstiges Unterfangen, aber ich hatte zu Relends Freude beschlossen, dass es den Preis wert sei. Zum einen konnten wir so die verlorene Zeit wieder aufholen. Es wäre sicher nicht von Vorteil, wenn sich ausgerechnet wegen meiner Person der Beginn des Konklaves übermäßig verzögerte – das würde meinen Stand bei den übrigen Markgrafen sicher nicht bessern. Zum anderen war ich die ständige Angst vor der Verfolgung durch Schekich leid und wollte sie wenigstens für einige Tage ablegen. Später in Anselieth würde er vielleicht erneut versuchen, Lia in seine Gewalt zu bringen. Aber in der Hauptstadt des Reiches würden wir im königlichen Palast Quartier beziehen. Und der wiederum wurde vom Orden der Steinernen Hand bewacht, einer Garde, die aus den besten Männern und Frauen des Reiches bestand und einzig und allein dem König und dem Wohl seiner Schutzbefohlenen verpflichtet und ergeben war. Wie geschickt dieser finstere Bastard namens Schekich auch immer sein mochte, das Eindringen in den königlichen Palast war etwas ganz anderes, als ein Einbruch auf Burg Tanne. Auch, wenn ich ihm dafür schon viel zu viel Respekt zu zollen hatte.
    Lemander hatte mir vor wenigen Tagen seine Überlegung mitgeteilt, dass Schekich wahrscheinlich starke Schmerzmittel nahm, bevor er irgendwo zuschlug. Nur so konnte er sich erklären, wie er die Verletzung aus dem ersten Kampf mit mir derart locker weggesteckt hatte. Zudem hatten die hinterhältigen Angriffe des Falkenweibchens Airi in der Nacht bei den Mooskindern einen viel zu geringen Effekt auf ihn ausgeübt.
    »Ich hab es in der Dunkelheit nicht genau sehen können«, hatte Lemander betont, »aber er muss schrecklich geblutet haben. Jedenfalls tun das die Leute normalerweise, wenn sie dem Schnabel und den Krallen eines solchen Vogels zum Opfer fallen.«
    Ich hatte die Information zur Kenntnis genommen. So oder so würde ich in Anselieth auf die eine oder andere Weise versuchen müssen, Weiteres über unseren seltsamen Verfolger in Erfahrung zu bringen.
    »Indes«, hatte Lemander jedoch nicht locker gelassen, »ich wusste gar nicht, dass du derart gut mit dem Schwert umgehen kannst, Herr.«
    »Was meinst du?«, hatte ich mich künstlich dumm gestellt.
    »Dieser Kerl hat beinahe so gekämpft, als sei er nicht ganz von dieser Welt. Es war zwar dunkel, aber das wenige, was ich von seiner Kampfkunst gesehen habe, war höchst beeindruckend. Umso beeindruckender, dass du ihm standgehalten

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