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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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doch kein Dummchen an deiner Seite wollen, gerade du doch nicht!« Sie steht auf und weist mit einer ausladenden Handbewegung durch den Raum. »Eine Wohnung wie diese, dein Beruf … Wenn wir zusammen irgendwo hingehen, muss ich doch zu dir passen, Falk! Stell dir vor, wir sind auf einem Empfang, vielleicht bei einem wichtigen Kunden von dir, und jemand fragt mich nach meiner Tätigkeit. Was soll ich dann sagen, wenn ich nichts gelernt habe?«
    »Du kannst mir bei den Büroarbeiten zur Seite stehen. Das genügt vollkommen und würde in meinen Kreisen auch von jedermann akzeptiert werden.«
    »Mir genügt das aber nicht«, ereifert sich Luna. »Wirklich, Falk, das kann ich auch abends tun, in den Semesterferien und am Wochenende, wenn ich nicht zu viel büffeln muss. Dann helfe ich dir gerne. Aber mein Studium muss ich durchziehen, schon meinen Eltern zuliebe.« Luna spürt, dass ihn allein dieses Argument halbwegs besänftigen wird; nie würde Falk akzeptieren, dass sie selbst davon träumt, eines Tages erfolgreich und unabhängig zu sein, auf eigenen Beinen zu stehen, auch finanziell.
    »Gut.« Falk stellt das Notebook ab und steht auf. »Wenn du unbedingt etwas tun willst, dann komm mit, ich zeige dir, was du fürs Erste machen kannst.«
    Na gut, denkt sie; vielleicht sollte ich mich ein wenig dafür revanchieren, dass er die ganze Zeit bei mir geblieben ist, während ich krank war. So kann ich Zeit gewinnen, mir überlegen, wie ich ihn überzeugen kann, dass ich weiterstudieren muss. Wie ich es schaffe, dass Falk sich endlich öffnet. Über Teresa hat er noch immer
kein Wort verloren, und sie war zu schwach, um zu fragen.
    Falk ergreift Lunas Hand und führt sie beinahe grob in den hinteren Bereich seiner Wohnung, hier ist sie noch nie gewesen, Falk öffnet eine Tür, die sie bislang nicht einmal wahrgenommen hat. Dahinter betreten sie einen quadratischen engen Flur, von dem zwei Türen abgehen. Noch mehr Zimmer, denkt Luna; warum hat er mir die vorenthalten, noch dazu wo er will, dass ich hier einziehe? Vielleicht will er mir ein Zimmer zeigen, das meines wird, wenn es so weit ist. Der Gedanke gefällt ihr; mit einem eigenen Raum in Falks Wohnung würde sie sich schneller heimisch fühlen können. Eigentlich überhaupt nur dann, inzwischen kennt sie Falk gut genug, um zu erahnen, dass er Lunas bescheidene Besitztümer kaum zwischen seinen eigenen Designerstücken dulden würde.
    Falk zögert kurz, dann öffnet er eine der beiden Türen. Luna erstarrt; vor ihr breitet sich ein großes, helles Zimmer aus, mit breiten Fenstern, von denen eines bis zum Boden reicht und auf einen weiteren kleinen Balkon führt. Der Raum ist größer als Lunas Wohnzimmer, und trotz seiner Nordlage fühlt sie sich sofort behaglich darin, so hell und gut geschnitten ist er, nur müsste er gelüftet und anschließend beheizt werden. Das Tageslicht fällt auf einen breiten Schreibtisch aus massivem Mahagoni mit passendem Lederstuhl, der gewiss ein Familienerbstück ist; sonst ist das Zimmer mit Ausnahme einiger Bücherregale und einem antiken Vertiko fast unmöbliert. Dafür türmen sich auf dem Fußboden unzählige Stapel von Tageszeitungen, Fachzeitschriften und Broschüren. Ein vertrockneter Ficus Benjamini verrät, dass der Raum schon lange nicht mehr betreten, geschweige denn aufgeräumt oder geputzt worden ist, offenbar nicht einmal von Falks
Haushaltshilfe. Auf der Schreibtischlampe entdeckt Luna eine Staubschicht von mehreren Millimetern.
    »Dein Arbeitszimmer?«, fragt Luna, nachdem sie sich gefangen hat. »Es ist wunderschön. Warum benutzt du es nicht?«
    Falk räuspert sich.
    »Es liegt mir zu abgelegen«, gesteht er abwinkend »Wenn ich allein zu Hause bin, fühle ich mich einsam darin, und wenn du hier bist, will ich in deiner Nähe sein.«
    »Wir sollten das Zimmer in unser Leben einbeziehen«, überlegt Luna laut. »Den Flur offen lassen, vielleicht Halogenstrahler an der Decke anbringen, Bilder aufhängen. Dann wirkt es nicht mehr abgelegen. So wie jetzt ist der schöne Raum doch …«
    »Ich will ihn nicht einbeziehen, verdammt!«, unterbricht Falk sie, ballt die Fäuste vor seiner Brust, schüttelt den Kopf und starrt vor sich hin, minutenlang, Luna erschrickt, weil er plötzlich so außer sich ist. Einige Minuten vergehen, ehe er sich so unter Kontrolle hat, dass er imstande ist weiterzureden.
    »Das Finanzamt hat mir eine Betriebsprüfung auf den Hals gehetzt«, erklärt er, noch immer ist sein Gesichtsausdruck vom

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