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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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war auch Pauls Anhänger.
    Aber er hielt sich doch momentan in Hamburg auf! Und er trug diesen bescheuerten Anhänger quasi immer, weil er ihn angeblich immer daran erinnerte, dass er etwas Sinnvolles mit seiner Zeit anfangen sollte. Was machte sein Anhänger dann auf ihrem Esstisch? Warum schickte er ihn ihr? Das ergab keinen Sinn. Im nächsten Augenblick wurde ihr eines klar: Paul hätte sich niemals freiwillig von seinem Anhänger getrennt. Sie spürte, wie sich ihr Magen zu verknoten schien. Unbehagen, Vorahnung, Angst?
    Und dann tat Rebecca etwas, das sie noch nie getan hatte. Sie ging zu ihrem Sideboard, holte eine Flasche Wodka heraus, die Noël ihr irgendwann mal aus St. Petersburg mitgebracht hatte, und schenkte sich ein Wasserglas voll ein. Sie mochte das Zeug nicht mal, aber das Brennen und die Wärme im Magen beruhigten sie. Sollte sie noch ein Glas trinken? Nein, sie musste einen halbwegs klaren Kopf behalten. Widerwillig nahm sie den Umschlag noch einmal zur Hand und sah sich Briefmarke und Poststempel an. Eine deutsche Marke, ohne Zweifel. Der Poststempel war unleserlich. Sie nahm ihr Telefon aus der Handtasche und wählte Paul Renards Nummer. Er meldete sich nicht. Sie sprach ihm auf die Mailbox und bat ihn, sie zurückzurufen, dann bereute sie es schon.
    In der Nacht schlief Rebecca unruhig. Zweimal wachte sie auf und dachte, Gellert sei in ihrer Wohnung. Sie lief umher, machte überall Licht: Doch sie war allein. Als sie nach dem zweiten Mal zu ihrem Bett zurückwankte, fiel ihr Blick auf den Anhänger. Pauls Anhänger – den er immer getragen hatte, solange sie ihn kannte.
    A N B ORD DES S CHIFFES DER H ILFSORGANISATION
    Am späten Abend begann Irfan vor Schmerzen zu stöhnen. Kamal vermutete, dass es so zwischen zehn und halb elf war, denn ihr Abendessen, das zwei Crewmitglieder auf Tabletts in die Kammer gebracht hatten, war schon vor einiger Zeit wieder abgeholt worden.
    Irfan wälzte sich in seiner Koje hin und her. Er riss sich seine restlichen Pflaster ab und kratzte an den frisch verschorften Stellen auf seinem Rücken, sodass sein Hemd und das Laken Blutflecken bekamen. Laut klagend trat er gegen die Kabinenwand, die zum Gang führte. Navid und Jamal starrten mit ängstlich aufgerissenen Augen zu Irfan hinüber. Kamal ging schließlich ins Bad nebenan, hielt ein kleines Handtuch unter den Wasserhahn und wischte anschließend damit über Irfans Gesicht, bis es feucht glänzte und sein dunkles Haar nass in die Stirn hing. Dann rief er um Hilfe.
    Peter kam als Erster und fragte, was zum Teufel denn los sei. Als er einen Augenblick später sah, wie Irfan sich den Bauch hielt und krümmte, fluchte er leise, lief hinaus und schmiss die Tür hinter sich zu. Es dauerte nicht lange, da erschien er mit der Ärztin, die einen Lederkoffer mitbrachte. Peter versuchte, den mittlerweile um sich schlagenden Irfan zu beruhigen, damit er sich untersuchen ließ. Die Ärztin tastete schließlich den Bauch ab, betrachtete die abgerissenen Pflaster und schüttelte genervt den Kopf, dann zog sie eine Spritze auf. Als Irfan die Kanüle sah, tobte er noch mehr, sodass Peter ihn mit ganzer Kraft festhalten musste. Kopfkissen und Laken wurden durch die Kajüte geschleudert, Stühle fielen um. Navid bedrängte die Ärztin, ihnen zu sagen, woran Irfan erkrankt war. Unterdessen begann Jamal, gegen die Badezimmertür zu klopfen und Kamal zu bitten, ihn hereinzulassen, weil er dringend aufs Klo müsse.
    Nach einem kurzen Kampf gelang es der Ärztin, Irfan die Spritze in den Oberschenkel zu setzen. Er beruhigte sich innerhalb weniger Minuten. Sie schüttelte den Kopf, warf noch einen Blick auf das Chaos in der Kajüte und ging zusammen mit Peter hinaus.
    Was die beiden nicht bemerkt hatten – Kamal war während des Tumults aus der Kabine entwischt. Er lief den Gang hinunter zu der Tür, hinter der er den Computer gesehen hatte. Sie war nicht abgeschlossen, und der Platz am Schreibtisch war unbesetzt. Weit konnte der Mann jedoch nicht sein, denn auf dem Schreibtisch stand eine angebrochene Flasche Bier, und auf dem Bildschirm war ein Computerspiel zu sehen. Im nächsten Moment hörte Kamal Schritte im Gang. Er sah sich um, erblickte den Spind, riss ihn auf. Hastig quetschte er sich, schmal und beweglich, wie er war, in den kleinen Schrank hinein. Sekunden später hörte er, wie jemand die Kabine betrat und sich auf den Stuhl fallen ließ. Eine männliche Stimme seufzte vernehmlich, dann begann die Tastatur zu klackern.

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