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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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zum Gehen.
    »Warten Sie! Ich rege mich erst recht auf, wenn Sie mir nicht alles sagen. Gab es Schwerverletzte? Tote?«
    »… übernimmst du, ich hab noch eine OP«, hörte sie ihn noch zu der jungen Ärztin sagen. Dann eilte er aus dem Zimmer, dass die weißen Ecken seines Kittels wie Flügel in die Höhe wehten.
    Jetzt erst fiel Julia auf, dass sie allein in dem Krankenzimmer lag. Die zwei Betten neben ihr waren mit einem Plastikbezug bedeckt.
    Als ihr Kollege verschwunden war, zog sich die Ärztin einen Stuhl heran. »Ich weiß nicht viel mehr als Sie«, sagte sie vorsichtig. »Die Explosion, der Anschlag, ereignete sich gegen halb neun Uhr abends. Ich hatte gerade Nachtschicht. Die Leichtverletzten kamen hier ins Allgemeine Krankenhaus Altona und ins St. Georg. Die Schwerverletzten ins Unfallkrankenhaus nach Boberg.«
    »Wie viele waren es?«
    »Ich habe gelesen, es gab achtundsiebzig Verletzte, sieben davon schwer.«
    Julia spürte, dass sie zitterte. »Und gab es auch Tote?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort zu kennen glaubte.
    »Elf Tote«, antwortete die Ärztin.
    »Weiß man schon, wer sie sind?«
    »Selbst wenn ich das wüsste …«
    »Ich war mit einer Freundin da«, sagte Julia. »Sonja Wilson. Sie arbeitet für die Hanseatic Real Help. Ist sie auch hier?«
    »Auch das weiß ich nicht.«
    »Das lässt sich doch herausfinden! Woher wissen Sie, wer ich bin?«
    »Sie haben es uns bei Ihrer Aufnahme gesagt. Außerdem hing Ihre Abendtasche an Ihrem Handgelenk. Darin befand sich eine Brieftasche mit Ihrem Personalausweis, ein Lippenstift, Taschentücher und eine Schachtel Zigaretten.« Sie lächelte schwach. »Ihre Brieftasche haben wir weggeschlossen, die Tasche mit dem restlichen Inhalt ist in der Schublade hier.«
    »Ich rauche nicht«, meinte Julia.
    »Nun ja …« Die Ärztin erhob sich. »Ich rauche eigentlich auch nicht. Nur auf Feiern. Sie sollten sich jetzt wirklich ausruhen. Vielleicht können Sie morgen schon Besuch empfangen. Dann wird sich vieles aufklären.«
    Julia nickte. Ihr fielen schon wieder die Augen zu. Das Letzte, was sie beschäftigte, war die Frage nach dem Besuch. Warum beunruhigte sie der Gedanke daran?
    Es klopfte, und Sekunden später standen Klingbeil und Stahnke vom Bundeskriminalamt im Krankenzimmer. Julia, inzwischen von Braunüle, Katheter und Tropf befreit, winkte die beiden heran und bot ihnen die zwei an der Wand stehenden Stühle an. Sie trug immer noch das verdammte OP-Hemdchen, ihr derzeit einziges verfügbares Kleidungsstück, aber das war ihr schon fast egal. Ihr Party-Kleid, in dem sie hier eingetroffen war, hatte sie kurz zuvor in einem Müllbeutel in dem Spind neben ihrem Bett entdeckt. Es stank bestialisch und wies zahllose Versengungen und Löcher auf. Unterwäsche und Strümpfe waren genauso unbrauchbar, und einer ihrer Schuhe fehlte. Julia hatte inzwischen erfahren, dass ihr Krankenzimmer – oder besser gesagt, sie selbst – unter Polizeischutz stand. Da niemand freiwillig über die Explosion mit ihr redete, hatte sie darauf bestanden, mit der Polizei zu sprechen. Doch dass ausgerechnet das Bundeskriminalamt seine Leute zu ihr schickte, war ein schlechtes Zeichen. Das Interesse dieser Beamten galt ganz sicher nicht bloß ihrem persönlichen Wohlergehen.
    Nach einer kurzen Begrüßung sagte Stahnke: »Dieser Anschlag lässt unsere bisherige Arbeit in einem ganz anderen Licht erscheinen. Sie haben großes Glück gehabt.«
    »Was wissen Sie über die Opfer des Anschlags? Ist meine Freundin Sonja Wilson verletzt worden?«, fragte Julia sofort.
    »Hat es Ihnen noch niemand gesagt? Sonja Wilson ist tot. So wie alle anderen, die an Tisch neun saßen, und noch einige in der nächsten Umgebung.«
    Julia starrte ihn an. Sie hatte es befürchtet – sie war schließlich da gewesen und konnte sich mittlerweile daran erinnern, dass sich genau dort die Explosion ereignet hatte. Es war schwer gewesen, sich einzureden, dass jemand an Tisch neun die Explosion überlebt hatte … Trotzdem, es so nüchtern aus dem Mund dieses Beamten zu hören, zog ihr gewissermaßen den Boden unter den Füßen weg. Sie schloss die Augen, um nicht vor den beiden Männern zu weinen.
    Als sie den ersten Schock überwunden hatte, meinte Klingbeil, der in beinahe größtmöglicher Entfernung zu ihr Platz genommen hatte: »Der Sprengsatz war ersten kriminaltechnischen Ermittlungen zufolge unter Tisch neun befestigt gewesen. Wer dort saß, hatte keine Überlebenschance.«
    Ferland also auch …,

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