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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Wolldecke hindurch, langsam die Schreie und der Lärm der Menschen um sie herum drangen. Die Geräusche wurden immer lauter und mischten sich mit dem Geheul einer Sirene. Langsam hob Julia den Kopf. Der festlich hergerichtete Raum hatte sich innerhalb von Sekunden in ein Schlachtfeld verwandelt. Rauch quoll ihr entgegen, es regnete von der Decke, und dort, wo ihr Tisch gestanden hatte, züngelten Flammen. Der Boden war mit Scherben, Splittern und undefinierbaren Fetzen übersät. Hinter sich hörte Julia jemanden stöhnen. Eine Frau stieß hohe, spitze Schreie aus. Alles rannte durcheinander, Leute liefen über sie hinweg. Ein schwerer Mann stolperte über ihre Beine, fiel hin und bewegte sich dann auf allen vieren weiter. Sie sah eine Hand mit goldfarben lackierten Nägeln und Ringen neben sich liegen und wollte sie aus einem Impuls heraus ergreifen – aber dann merkte sie, dass der Arm daran abgerissenen war.
    Julia wurde augenblicklich schlecht. Sie versuchte aufzustehen, um von hier wegzukommen, doch der Boden erwies sich als sehr rutschig. Ihr war schwindelig, und vor ihren Augen zuckten Lichtblitze. Sie schaffte es nicht, sich aufzurichten. In diesem Moment setzte ein Pfeifen in ihren Ohren ein, und das Gesichtsfeld schrumpfte zusammen, wie wenn man durch den Boden eines Schnapsglases sah.
    Dann wurde alles dunkel.

26. Kapitel
    A N B ORD DES S CHIFFES DER H ILFSORGANISATION
    Es war Kamal nicht gelungen, unbemerkt zurück in die Kabine zurückzukehren. Ein Maschinist hatte ihn in seinem Versteck entdeckt und andere Besatzungsmitglieder darüber informiert. Peter, der eilig hinzugekommen war, hatte von enttäuschtem Vertrauen, Undankbarkeit und möglichen Konsequenzen gesprochen und ihn schließlich in eine winzige Kabine gesteckt. Doch anscheinend war nicht bemerkt worden, dass er eine E-Mail an seine Familie verschickt hatte.
    Nun saß Kamal allein in der kleinen Kajüte und starrte aus dem winzigen Bullauge nach draußen. Er beobachtete den blauen Himmel und verfolgte den Lauf der Sonne. Irfan hatte recht: Wohin auch immer sie unterwegs waren – es lag nicht im Norden.
    H AMBURG , D EUTSCHLAND
    »Frau Bruck, können Sie mich hören?«
    Konnte sie hören, wollte sie hören? Julia ahnte, dass das, was sie erwartete, wenn sie die Augen öffnete, ihr nicht gefallen würde. Sie fühlte ein Brennen an verschiedenen Stellen ihrer Arme, ein pochendes Ziehen am rechten Oberschenkel – und tief in ihrem Unterbewusstsein schien ein noch viel größerer Schmerz auf sie zu lauern. Da war es leichter, sich in den Dämmerschlaf zurücktreiben zu lassen. Und sicherer.
    »Frau Bruck, sehen Sie mich an!«, verlangte die männliche Stimme, die sie aus ihrer Bewusstlosigkeit gerissen hatte. Sie klang ruhig und selbstsicher. Julia öffnete mit einiger Anstrengung die Augen. Sie sah ein unbekanntes Gesicht, ein Stück Vorhang und den grauen Himmel, dann fielen ihr die Lider wieder zu.
    »Kommt sie zu sich?«, fragte eine Frauenstimme.
    »Wir geben ihr noch eine Viertelstunde«, lautete die Antwort. Julia sank in den tröstlichen Dämmerzustand zurück. Kurz darauf – sie glaubte zumindest, es sei kurz darauf – fühlte sie eine Hand an ihrem Arm. »Frau Bruck, Sie müssen jetzt aufwachen!«
    Konnten die sie nicht in Ruhe lassen? Sie wollte nicht wach werden. Sie wollte nichts als hier liegen und nicht denken müssen … Denken war gefährlich. Doch weshalb? Und wo war sie überhaupt? Julia blinzelte, und dieses Mal konnte sie die Augen länger offen halten.
    »Ah, wir haben Sie wieder. Willkommen zurück im Leben.« Ein Mann mit dunkelblonden Locken und einem runden Gesicht sah sie prüfend an.
    Sie kannte ihn nicht. Ihr Blick glitt über seinen Oberkörper – er trug einen weißen Kittel – und dann über ihre Beine, die von einem Laken bedeckt waren. Sie lag in einem Krankenhausbett, das erklärte so einiges. Aber nicht alles. »Was ist passiert? Warum bin ich hier?«
    »Woran erinnern Sie sich denn?«
    »Ich habe zuerst gefragt.« Julia versuchte, sich ein Stückchen aufzusetzen, doch sie war zu schwach. Sie stöhnte entnervt und verdrehte die Augen. Über ihr hing ein Tropf, ihr Arm war bandagiert, ihr Körper tat an diversen möglichen und unmöglichen Stellen weh. »Ich glaube, ich muss mal«, sagte sie. Es klang vorwurfsvoll. Sie hasste es, hilflos zu sein.
    »Keine Sorge, Sie haben einen Katheter; Sie müssen jetzt nicht aufstehen«, erklärte eine junge Asiatin, die neben den Arzt getreten war. Sie hielt ein

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