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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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entlang. Julia hielt erschrocken inne. Als nichts geschah, keine eiligen Schritte, kein Alarm zu hören waren, schob sie den Wagen um die lange Laborbank herum bis zum Aktenschrank und arretierte die kleinen Räder. So weit, so gut. Sie zwang sich, nicht auf die bewegliche Kamera zu schauen, die es auch in diesem Raum gab. Natürlich würde alles aufgezeichnet, was sie tat. Sie hoffte jedoch, dass man ihr Gesicht in dem schwachen Licht der Nachtbeleuchtung nicht richtig erkennen konnte.
    Der Rollwagen quietschte und bebte, als Julia hinaufkletterte und sich vorsichtig aufrichtete. Durch das Zittern ihrer Knie geriet die labile Konstruktion unter ihr ins Schwanken. Dennoch gelang es ihr, von dort auf den Aktenschrank zu klettern. Die Decke mit der Abluftöffnung war jetzt dicht über ihr. Sie würde den Rand der Öffnung, die sich schräg über ihr befand, ergreifen können. Sie blickte nach unten, und ihr wurde ein wenig mulmig, doch sie riss sich zusammen. Keine Zeit zu zögern, sie musste dort hinauf. Als sie sich vorbeugte und ihre Arme zur Öffnung hochstreckte, hatte sie einen Moment lang das Gefühl, den Halt zu verlieren und in die Tiefe zu stürzen. Doch dann gelang es ihr, sich hochzuziehen, bis sie mit dem Oberkörper im Schacht lag. Sie schob ihr rechtes Knie in die Öffnung und stemmte sich hoch. Einen kurzen Augenblick hing sie in der Luft, dann zog sie sich ganz durch die quadratische Öffnung. Erleichtert schluchzte sie auf, als sie wieder auf dem glatten Blech des Kanals lag.
    Sie schob das Abluftgitter noch zurück auf die Öffnung, bevor sie sich auf den Rückweg begab. Dieses Mal kroch sie mit der Strömung. Es heulte in ihren Ohren, und sie hatte den Eindruck, noch schwerer Luft zu bekommen als auf dem Hinweg. Das musste Einbildung sein – das war der Stress. Der Kanal wurde wieder breiter, als er sich mit einem anderen vereinigte. Schließlich erreichte sie den Revisionszugang, durch den sie hineingekommen war: Lundgrens ingång . Doch sie wollte sehen, wo der Abluftschacht hinführte, also kroch sie weiter. Nach einer Weile wurde das Licht ihrer Maglite schwächer. Sie schaltete die Lampe aus, weil sie sich die verbleibende Energie aufsparen wollte, wenn sie das Licht wirklich brauchte. Es war allerdings beklemmend, sich in völliger Dunkelheit kriechend fortzubewegen. Sie hoffte, dass sie es rechtzeitig merken würde, wenn sie auf ein Hindernis stoßen sollte, wie etwa auf eine Feuerschutzklappe, einen Volumenstromregler, Wärmetauscher, Luftfilter oder Telefonieschalldämpfer. Als sie schon glaubte, dass der Schacht niemals enden würde, sah Julia einen Lichtschein, der von der glatten Oberfläche des Kanals reflektiert wurde. Alles war besser als diese bedrückende Finsternis, und so kroch sie so schnell wie möglich auf die Helligkeit zu. Kurz davor hielt sie enttäuscht inne: Vor ihr war ein massiv aussehendes Gitter, das ihr den Weg ins Freie versperrte.
    A N B ORD DER A URORA
    Die Magenkrämpfe ließen zwar wieder nach, doch Kamal war verzweifelt. Er musste Flüssigkeit zu sich nehmen, sonst würde er sterben. Doch wie?
    Er versuchte es erneut, indem er nur eine winzige Menge Wasser in den Mund nahm. Vorsichtig benetzte er damit seine Lippen, die Zunge und die Mundschleimhaut, bis der Brechreiz nachließ. Dann schluckte er langsam und bewusst. Er hielt sich den Bauch, schloss konzentriert die Augen. Die Flüssigkeit blieb drin. Das wiederholte er mehrmals. Manchmal blieb das Wasser in seinem Magen, manchmal erbrach er es wieder. Er hoffte nur, dass sein Körper dadurch mehr Flüssigkeit aufnahm, als er abgab. Mit Geduld und verzweifelter Ausdauer leerte er langsam eine halbe Flasche. Nach einer Weile brauchte er nicht mehr zu brechen, und er konnte etwas zügiger trinken. Jede Pore seines Körpers schien die Flüssigkeit aufzusaugen.
    Als der erste Durst gestillt war, meldete sich der Hunger zurück. Nagender, ihm inzwischen wohlbekannter Hunger. Er überwand sein Misstrauen gegenüber der Schiffsbesatzung und probierte das Essen, das man ihm dagelassen hatte. Die Mahlzeit bestand aus Hühnerfleisch in einer braunen Soße, die schon ein wenig angetrocknet war, und verklumptem Reis. Es schmeckte nach wenig, und das vorherrschende Gewürz war ihm unbekannt; zudem war das Essen inzwischen kalt geworden. Trotzdem schlang er es in sich hinein. Besteck hatte er nicht bekommen, also benutzte er seine rechte Hand. Plötzlich musste er ungewollt an seine Familie denken: an die gemeinsamen

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