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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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und Reiskuchen. Es gelang ihr, einen Traktor zu stoppen, dessen Fahrer sie auf dem Anhänger mitnahm, wo sie von einer Familie samt misstrauisch blickender Ziege beäugt wurde. Als der Feldweg in eine größere Straße mündete, stieg sie wieder ab.
    Auf der größeren Straße kam sie schneller vorwärts. Außerdem war die Chance höher, mitgenommen zu werden – aber auch die Gefahr, entdeckt zu werden. Als sie sich einer Bushaltestelle näherte, entschied sich Julia dafür, in einem der brechend vollen Überlandbusse mitzufahren, und gesellte sich zu den Wartenden. Der Fußmarsch war durch den ständig zunehmenden Verkehr immer gefährlicher geworden. Unzählige Baustellen und plötzlich überholende Fahrzeuge machten die Straße zu einer Todespiste. Selbst wenn sie ein Stück weit neben dem Fahrweg ging, war Julia ihres Lebens nicht sicher: Gab es einen Stau, wichen einige Autofahrer einfach auf das benachbarte Feld aus.
    Als sich ein Bus näherte, rafften die Menschen, die an der Haltestelle warteten, ihr Gepäck zusammen und drängten nach vorn. Julia wurde förmlich mitgerissen. Kaum hatte der Fahrer gehalten, warfen einige Passagiere ihr Gepäck durch die offenen Fenster, um sich einen Platz zu reservieren. Im Pulk der Menschen wurde Julia in den Bus hineingepresst, kurz bevor er wieder anfuhr.
    Zusammengequetscht zu einem riesigen Knäuel aus Leibern, Armen, Beinen und den Habseligkeiten der Reisenden, darunter auch Haustiere, rumpelten sie in dem Bus über den löchrigen Asphalt. Trotz der Enge wurde Julia hin und her geworfen. Sie hatte es damit noch gut getroffen, wie sie fand, denn einige Passagiere saßen auf dem Dach oder standen hinten auf der Stoßstange, wo sie sich nur mühsam festhalten konnten: bei dem Verkehr auf der Hauptstraße ein lebensgefährliches Unterfangen. Julia stand zwischen einer Frau, die zwei Hühner in einem geflochtenen Korb mit sich trug, und mehreren Schulkindern in Uniform, die sie, wohl wegen ihrer auffällig hellen Haut, anstarrten und kicherten. So sah es also aus – das wahre Indien, das sie ja unbedingt hatte sehen wollen.
    Julia litt entsetzlich unter der drückenden Hitze im Bus. Als er eine Stadt erreichte, klebte der Sari ihr am ganzen Körper, und sie war überdies so müde, dass sie auf der Stelle einschlafen wollte, egal wo. Ein Gasthof, ein Hotel, eine Herberge musste her. Ihr Reisepass befand sich in ihrer Jacke, etwas Bargeld besaß sie auch, aber sie wusste nicht, ob sie den Ausweis vorzeigen konnte. Wenn man sie tatsächlich überall in der Gegend suchte und die Polizei tatsächlich so korrupt war, wie Gallagher behauptet hatte, standen ihre Chancen zu entkommen schlecht.
    A N B ORD DER A URORA
    Kamal hörte, wie die Männer nebenan miteinander stritten. Er saß in der Offiziersmesse, bewacht von einem gleichgültig dreinblickenden Crewmitglied, und trank Wasser. Immer langsam, Schluck um Schluck. Er würde wohl nie wieder damit aufhören können.
    Ein Teil von ihm war vorhin ins Meer gestürzt und ertrunken. Der Rest von ihm war erleichtert und unendlich müde. Als er überlegte, ob er einfach den Kopf auf die Arme legen und schlafen sollte, kamen der Mann, der eben eingegriffen und wohl sein Leben gerettet hatte, und zwei weitere Besatzungsmitglieder herein. Ihre Gesichter waren ernst, und sie musterten ihn wie einen Käfer in ihrer Suppe, sodass sein Herz erneut einen Ruck tat.
    Einer von ihnen fragte, wo er herkäme, wie alt er sei, wie er hieße, und ein anderer machte sich Notizen. Dann wollten sie das Gleiche über Navid wissen, und sie schienen ihm nicht so recht zu glauben, dass er den Jungen kaum kannte. Einer von den dreien wurde regelrecht wütend und bezichtigte ihn, ein Lügner zu sein. Als der Wortschwall endete, erkundigte sich Kamal nach Navids Gesundheitszustand. Sein Retter versicherte ihm, dass es seinem Freund gut ginge. Kamal fühlte sich erleichtert. Navid war nicht zu Fischfutter geworden! Dann ließen sie ihn wieder mit dem gleichgültigen Aufpasser allein. Kamal nickte ein und schreckte hoch, als sein Retter allein wieder hereinkam und sich mit resignierter Miene zu ihm auf die Bank setzte.
    »Im nächsten Hafen, wo wir anlegen, werden wir die Hafenbehörde verständigen«, teilte der Mann ihm mit. »Wir können dich und deinen Freund nicht mit nach England nehmen.«
    »Ich muss aber nach England«, entgegnete Kamal. »Ich gehe nicht wieder nach Afghanistan zurück.«
    »Was willst du in England?«
    »Ich habe Verwandte dort, die mir

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