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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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helfen werden.«
    »Glaub mir, die können dir auch nicht helfen.« Er schnaubte verächtlich. »Du hast doch gesehen, was los ist: Blinde Passagiere an Bord bedeuten Scherereien für den Kapitän und die Reederei. Sie kosten Zeit und Geld.«
    »Ich bezahle die Passage, wenn ich Arbeit in England gefunden habe.«
    »Du meinst, du bekommst eine Arbeitserlaubnis?«
    »Ich kann gut arbeiten«, beharrte er.
    »Das schert aber keinen!«, brauste der Mann auf. »Soll ich dir sagen, wie das läuft? Noch bevor wir im Hafen einlaufen, muss der Kapitän der Hafenbehörde melden, dass wir blinde Passagiere an Bord haben. Dann geht der Ärger los. Du wirst wahrscheinlich nicht mal dazu kommen, einen Asylantrag zu stellen. Und selbst wenn, kann es Jahre dauern, und dann wird er doch abgelehnt.«
    »Ich spreche gut Englisch«, beteuerte Kamal. »Ich schaffe das.«
    Der Offizier sah ihn nachdenklich an. »Vielleicht gibt es eine Chance. Ich hab von einer neuen Hilfsorganisation gehört, die Hanseatic Real Help. Sie kümmert sich um Flüchtlinge, speziell um blinde Passagiere. Die bezahlen Dolmetscher und gute Anwälte. Sie handeln angeblich im Interesse der Flüchtlinge und nicht der Reedereien und Versicherer.«
    »Wie kann ich mit denen in Kontakt treten?«, fragte Kamal.
    »Ich kümmere mich darum.«
    Kamal wurde in eine leer stehende Kabine gebracht. Es gab ein Fenster, auch wenn es mit Kisten zugestellt war, ein Waschbecken, einen Schreibtisch und ein Bett. Kamal trank noch etwas Wasser. Dann ließ er sich auf das Bett fallen und schlief augenblicklich ein.
    H AJIPUR , B IHAR , I NDIEN
    Der Überlandbus spuckte Julia in einer Stadt aus, die am Ufer eines Flusses lag. Der Breite nach zu urteilen, war es nicht der Ganges, aber vielleicht einer seiner Nebenflüsse. Zunächst stand Julia mit ihrem Bündel Kleidung unter dem Arm ratlos und verwirrt auf der Straße. Um sie herum wimmelte es von Menschen, und es herrschte ein ohrenbetäubender Lärm, dass eine Unterhaltung auf offener Straße nahezu unmöglich war. Anders als bei ihrem Ausflug in Patna beachtete sie hier niemand. Sie sah sich um. Eine weitere Nacht auf der Straße würde sie zu sehr schwächen und überdies sehr gefährlich sein. Außerdem brauchte sie dringend ein unbedenkliches Telefon. Sie musste ein Quartier finden, wo sie ihren Fuß hochlegen und etwas Schlaf finden konnte. Morgen würde sie dann ihren Rückflug nach Deutschland organisieren.
    Julia begann, durch die Straßen zu gehen. Sie sprach Passanten auf Englisch an und erfuhr so, dass sie in Hajipur gelandet war. Die Stadt, die auf einer baumlosen Ebene errichtet worden war, bestand aus einem Wirrwarr bunt gestrichener Häuser, über denen ein Gespinst aus Stromleitungen hing. Julia fand nach mehrmaligem Nachfragen ein Hotel an der Dakbanglo Road, die parallel zu einer Bahnlinie verlief.
    Sie betrat eine klimatisierte Lobby und fragte nach einem Zimmer für eine Nacht. Der Mann hinter dem Tresen musterte sie kurz und verlangte ihren Reisepass. Sie händigte ihn aus und erhielt im Gegenzug ein mehrseitiges Formular zum Ausfüllen. Julia nahm den bereitgestellten Kugelschreiber und ging zu einer Sitzgruppe, wo sie sich niederließ. Der Fragenkatalog auf dem Formular war sehr ausführlich und würde einige Zeit beanspruchen. Während sie sich darüber wunderte, was der Geburtsname ihrer Mutter in einer Hotelanmeldung zu suchen hatte, sah sie aus dem Augenwinkel, dass der Portier sie unentwegt anblickte. War sie – eine Europäerin in einem Sari – eine so ungewöhnliche Erscheinung in diesem Hotel? Klar, es gab andere Arten von Bekleidung, die vorteilhafter für sie waren. Andererseits war das Gewand luftig und bequem, und sie hatte schon mehrfach Touristinnen so in Indien herumlaufen sehen.
    Der Portier griff unvermittelt zum Telefon und wandte sich von ihr ab. Hatte sie ihn zu sehr angestarrt? Die Sitten und Gebräuche in Indien waren ihr immer noch fremd. Er sprach leise ins Telefon, warf dabei einen prüfenden Blick in ihren Pass und nickte. Julia beantwortete rasch noch ein paar Fragen und kehrte dann mit dem Formular zum Tresen zurück. Der Mann zuckte zusammen, ging ein paar Schritte von ihr fort und telefonierte weiter. Julia wartete. Als er sein Gespräch beendet hatte und sich ihr wieder zuwandte, standen Schweißperlen über seiner Oberlippe. Er griff nach ihrem halb ausgefüllten Formular, ohne einen Blick darauf zu werfen, und legte ihr einen Zimmerschlüssel auf den Tresen. Er fragte sie nach

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