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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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weiteren Gepäckstücken. Julia erklärte, dass sie keine dabeihatte, und verlangte höflich ihren Reisepass zurück.
    »Ja, kein Problem«, erwiderte der Portier. »Ich mache bloß noch eine Kopie. Bitte warten Sie.« Er verschwand in einem Raum hinter dem Empfang.
    Julia stützte sich auf den Tresen. Ihr Fuß pochte, und sie war zum Umfallen müde. Die Minuten vergingen. Warum dauerte das so lange? Gleich … gleich konnte sie sich auf ein Bett fallen lassen, und es war ihr fast egal, wie es aussah.
    Die Tür hinter dem Tresen öffnete sich wieder, doch nicht der Portier kam heraus. Es war ein Junge von vielleicht elf oder zwölf Jahren, der dunkle Haut hatte. Er trug eine Schuluniform, die aus kurzen, dunkelgrünen Hosen und einem leuchtend weißen Hemd bestand, das ihm aus der Hose gerutscht war. Er grinste Julia an, und sie lächelte zurück. Flink umrundete er den Tresen und ging zur Eingangstür des Hotels. Er sah auf die Straße hinaus, dann zog er die Tür zu, steckte behutsam einen Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um.
    »Warte!«, rief Julia, die misstrauisch geworden war. Weil ihr nichts Besseres einfiel, fügte sie hinzu: »Ich habe draußen meinen Koffer vergessen.«
    Er beachtete sie nicht, sondern flitzte an ihr vorbei und kehrte in den Raum hinter dem Tresen zurück. Julia wollte ihm folgen, doch da hörte sie, wie auf der anderen Seite der Tür ebenfalls ein Schlüssel umgedreht wurde. Sie drückte die Klinke nach unten – vergeblich. Hatte man sie soeben eingesperrt?
    Sie sah sich um und entdeckte eine weitere Tür, durch die man wohl in den Frühstücksraum gelangte. Doch auch dieser Ausgang war verschlossen, wie sie Sekunden später feststellte. Ihr Blick fiel auf einen Vorhang. Sie eilte dorthin und entdeckte dahinter eine Treppe, die in die anderen Stockwerke führte. Julia lief zum Tresen und schnappte sich ihren Zimmerschlüssel und ihr Bündel. Durch die verglaste Eingangstür sah sie, dass ein weißer Hyundai Accent mit blauen Streifen und dem roten Schriftzug Police vor dem Portal anhielt. Zwei Uniformierte stiegen aus.
    War das gut oder schlecht? Die Frage wurde ihr beantwortet, als ein weiteres Fahrzeug hinter dem Polizeiwagen parkte. Einen der Männer, die das Auto verließen, erkannte sie wieder: Sie hatte ihn in der Nacht zuvor mit dem LKW-Fahrer sprechen sehen.
    Julia rannte zum Treppenhaus. Sollte sie nach oben oder nach unten gehen? Sie erinnerte sich, Gitter vor den Fenstern in den oberen Stockwerken bemerkt zu haben; würde sie dorthin fliehen, konnte ihr das zur Falle werden. Daher nahm sie die Treppe nach unten, wo sie in einen dunklen Kellerflur gelangte. An den Wänden stapelten sich Getränkekisten neben Wäschewagen, und es gingen mehrere Türen ab. Sie öffnete die zweite von links. Der dahinter liegende Raum war finster und vollkommen zugestellt mit Kisten und Kanistern. Wenn hier Waren angeliefert wurden, gab es bestimmt noch einen Ausgang nach draußen.
    Julia trat ein, um nach einer zweiten Tür zu suchen. Der Boden war rutschig, und es roch ungesund. Sie schob sich zwischen den Kisten und gestapelten Waren bis an die Außenwand durch. An ein paar Haken vor dem Fenster hing totes Geflügel kopfüber, aber noch im vollen Federkleid von der Decke herab. Daneben befand sich eine Tür – aber auch sie ließ sich nicht öffnen. Klar, wenn hier Waren lagerten, musste man die vor Diebstahl schützen. Julia hörte Getrampel auf der Treppe. Wahrscheinlich suchte der eine Polizist oben und der andere hier unten. Julia drückte sich hinter einen Kistenstapel, kauerte sich unter die toten Hühner und hielt die Luft an. Sie hörte, wie ihr Verfolger näher kam.

11. Kapitel
    M ANHATTAN , N EW Y ORK , USA
    Nach dem Lärm auf der Straße war es in dem Gebäude still wie in einer Kirche. Ein unauffälliges Edelstahlschild wies Ryan Ferland darauf hin, dass sich die Agentur Millennium Faces im vierten Stock befand. Er war in einem der wenigen, noch nicht rundum sanierten Lagerhäuser in Tribeca, einem Stadtteil, der zwischen dem Hudson River und dem Broadway lag. Ferland nahm den antiquierten Lastenaufzug, der früher zweckmäßig und heute cool war – vor allem auch wegen des Nervenkitzels, dass man mit diesem alten Kasten abstürzen konnte.
    Während der Fahrt sah er auf seine Uhr. Eine halbe Stunde konnte er abknapsen. Auf dem Revier wusste niemand, dass er hier war. Er hatte diesen Termin zwischen zwei offizielle geschoben, weil ihn der Fall Moira Stern einfach nicht

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