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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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paar Minuten später tauchte die junge Frau im Treppenhaus auf, die Mappe wieder unter den linken Arm geklemmt.
    »Hi, kann ich kurz mit Ihnen sprechen?«
    Sie musterte ihn, als ob er ein Halsabschneider wäre.
    »NYPD. Ferland ist mein Name.« Er zeigte ihr seinen Ausweis.
    Das machte es offensichtlich auch nicht besser. Sie wich vor ihm zurück und sah sich nach einem Fluchtweg um. Die Treppen mit den abgetretenen Stufen waren bei ihren Schuhen jedoch keine geeignete Option.
    »Es geht um eine Kollegin von Ihnen – Moira Stern«, ergänzte er und versuchte gewinnend zu lächeln.
    »Die kenn ich nicht«, entgegnete sie prompt. »Ich kenne überhaupt keine Moira.«
    Ferland drückte auf die Ruftasten für den Fahrstuhl, der sich daraufhin ächzend aus einem der unteren Stockwerke auf den Weg machte. Sie trat von einem Fuß auf den anderen, und so blickte er unwillkürlich nach unten auf ihre Beine. Die Knöchel waren so dünn wie seine Handgelenke, dabei war sie bestimmt einen halben Kopf größer als er.
    »Es ist wichtig«, sagte Ferland. »Ich brauche wirklich Ihre Hilfe.«
    Der Fahrstuhl kam, und sie stiegen ein. Die Frau, die Kim genannt worden war, verschränkte die Arme vor der flachen Brust und starrte an ihm vorbei. Vierter Stock, dritter, zweiter …
    Ferland versuchte es noch einmal. »Aber Sie haben bestimmt Kolleginnen, von denen die eine oder andere Moira Stern gekannt haben könnte. Vielleicht wissen Sie eine, die schon lange im Geschäft ist und die viele der Models hier persönlich kennt?«
    Die Frau schüttelte so heftig den Kopf, dass ihr Zopf hin- und herflog.
    Ferland reichte ihr einen kleinen Stapel Visitenkarten. »Moira Stern wurde vielleicht ermordet. Sie war eine von Ihnen. Es geht dabei um Ihrer aller Sicherheit. Falls eine Kollegin von Ihnen Moira kannte …« Er sah ihr direkt in die mandelförmigen Augen.
    Sie blickte jetzt nicht nur abweisend, es war eine Ahnung von Furcht hinzugekommen.
    »Ich hab gehört, dass eins der Mädchen gestorben ist. Aber ich bin neu hier. Ich weiß gar nichts.«
    »Die Aufklärung des Falles ist in Ihrer aller Interesse.« Ferland setzte eine ernste Miene auf. Er kam sich mies vor, weil er es so darstellte, als wäre ein Wahnsinniger unterwegs, der wahllos Models meuchelte. Die Fahrstuhltür öffnete sich. Kim sah ihn noch mal an und stöckelte davon.
    »Super gemacht: Ferland, der Frauenverschrecker«, murmelte er sarkastisch und machte sich auf den Rückweg ins Revier.
    Dort angekommen, ging er zuerst in die Kantine. Nach einem Mittagsmahl, einem Burger mit Pommes, der nach Frittierfett und alten Lappen geschmeckt hatte, holte er sich noch einen Becher mit starkem schwarzem Kaffee und fuhr hinauf in sein Büro. Dort erwartete ihn eine böse Überraschung: June Cassidy sah hoch, als er sich gerade an ihrem Tisch vorbeimogeln wollte, und deutete mit einem ihrer Wurstfinger auf ihn.
    »Da bist du ja endlich, Ryan. Wo hast du so lange gesteckt?«, fragte sie vorwurfsvoll.
    »Mich auf dem Washington Square gesonnt, was denn sonst, June?«
    Sie verzog keine Miene. »Der Lieutenant will dich sprechen.«
    Hatte sie auf einmal Namens-Demenz? »Hat Graziano plötzlich Sehnsucht nach mir bekommen?«
    Nachdem Ferland seine Erkrankung und die Diagnose hatte publik machen müssen, war er von seinem Vorgesetzten wie die Beulenpest gemieden worden. Nach dem ersten ungläubigen Erstaunen und der Wut, die aus seiner Verletztheit resultierte, hatte er sich damit arrangiert. Er hatte sich gesagt, dass es ihm vor falschem Mitleid und aufgesetzter Fröhlichkeit sowieso graute. Heute schien seine Schonzeit beendet zu sein.
    Junes schwarz umrandete Augen funkelten. »Sehnsucht würde ich das nicht nennen«, zischte sie. »Er ist stinksauer auf dich.«
    H AJIPUR , B IHAR , I NDIEN
    Die staubigen Hühnerfedern kitzelten Julia in der Nase. Es roch nach Geflügelmist und Verwesung. Sie betete, dass sie nicht niesen oder würgen musste, denn der Mann, der sie suchte, hatte jetzt den Kellerraum betreten. Sie konnte ihn atmen hören. Er hatte vor ein paar Minuten schon einmal in den Kellerraum geschaut und war dann den Gang heruntergelaufen. Als sie dachte, dass man sie nicht mehr entdecken würde, war er zurückgekommen.
    Julias Augen hatten sich inzwischen an die Lichtverhältnisse gewöhnt, und so fiel ihr auf, dass die Außentür von innen nur mit einem Riegel verschlossen war. Sie hörte, wie der Mann in ein Funkgerät sprach. Er war also abgelenkt. Sie schob vorsichtig den Riegel

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