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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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rollte langsam an der Mittelleitplanke aus Beton entlang. Wenden war unmöglich. Wie ein Schaf, das mit seiner Herde einen schmalen Gang passierte, der zur Schlachtbank führte, bewegten sie sich unausweichlich auf den Kontrollpunkt zu.
    Während Julia mit bangem Herzen nach vorne starrte, bemerkte sie plötzlich, dass Mahesh auf die äußere Spur wechselte; er hatte eine winzige Lücke zwischen einem Milchlaster und einer Motorrikscha abgepasst.
    »Sie haben Sonderservice gebucht und bezahlt!«, rief er. »Also bekommen Sie ihn auch.«
    Blitzschnell und mit aller Kraft riss er das Lenkrad herum, sodass sich seine Armmuskeln unter dem dünnen T-Shirt spannten: Der Wagen machte einen Satz, flog über den Fahrbahnrand. Es knirschte bedrohlich, und sie rasten schräg die sandige Böschung hinab. Mit einem lauten metallenen Ächzen setzten sie in einem trockenen Feld auf. Mehrfach schaukelte das Auto auf und nieder, und Julia wurde auf ihrem Sitz hin und her geworfen. Mahesh ließ sich davon nicht irritieren: Er gab Vollgas und brauste parallel zur Fahrbahn durch den weichen Sandboden an der Straßensperre vorbei.
    Julia hielt den seitlichen Haltegriff fest umklammert und befürchtete jeden Moment, dass die Polizisten schießen würden. Sie sah, wie trockene Halme und Strünke gegen die Windschutzscheibe prallten und sich in den Scheibenwischern verhedderten. Der Motor dröhnte, und der Wagen schwankte bedrohlich. Wenn sie an Schwung verlören, würden sie sicherlich stecken bleiben. Und wenn ein größerer Stein oder Knüppel im Weg läge, würde ihr Wagen innerhalb von Sekunden zu einem Haufen Schrott. Wie reagierte die Polizei auf das Manöver? Julia schaute nach hinten und blickte nur auf eine gigantische gelbe Staubwolke.
    Mahesh lachte kurz auf und sang aus vollem Hals, während er am Feldrain entlangraste. Als sie neben einer Straßenkurve fuhren, sah Julia durch das Seitenfenster, dass ihnen mindestens vier Fahrzeuge folgten – und es war nicht die Polizei! Bei einem davon handelte es sich um den Laster, den sie überholt hatten und dessen Aufbauten nun gefährlich hin- und herschwankten.
    »Eine gute Idee findet immer Nachahmer!«, kommentierte Mahesh zufrieden.
    »Meinen Sie, die Polizei denkt, dass wir es einfach nur eilig haben?«, fragte Julia.
    Das wilde Schaukeln hatte nachgelassen. Sie fuhren nun einen Feldweg entlang, der von der Hauptstraße wegführte, an der Spitze einer Kolonne von inzwischen sieben Fahrzeugen, die allesamt Maheshs Beispiel gefolgt waren und die Straßensperre umfahren hatten. Mahesh gestattete ein paar besonders Eiligen, sie zu überholen, sodass sie inmitten der anderen fuhren.
    »Sie wollen schnell nach Kolkata – ich fahre sie hin«, sagte er lächelnd.
    Lebend ankommen wäre auch nicht schlecht, dachte Julia. Aber er hatte sie gerettet. Zwar konnte sie es nicht mit Bestimmtheit sagen, aber es bestand durchaus die Möglichkeit, dass die Polizisten an jenem Kontrollpunkt nach ihr suchten.
    Später stießen sie wieder auf den NH 83, und bald darauf bogen sie in Richtung Südosten auf den NH 2, der geradewegs nach Kolkata führte. Als sie die Grenze von Bihar nach Jharkhand passierten, fühlte Julia sich befreit. Serail Almond lag nun in einem anderen Bundesstaat. Sie glaubte nicht, dass Norman Coulters Beziehungen zur indischen Polizei und Verwaltung so weit reichten, dass man auch hier von offizieller Seite aus nach ihr suchte. Beim Erreichen von Westbengalen, dem nächsten Bundesstaat, war es bereits stockdunkel.
    Mahesh drängte darauf, ein Quartier für die Nacht zu suchen. Julia hingegen wäre am liebsten weitergefahren, denn Kolkata war nicht mehr weit. Doch letzten Endes sagte sie sich, dass sie schlecht nachts das Generalkonsulat aufsuchen konnte. Daher wäre es wohl besser, am nächsten Morgen sehr früh aufzubrechen, sodass sie vormittags ihr Ziel erreichen würden.
    Sie übernachteten in einer kleinen privaten Pension, weil Julia befürchtete, dass man sie in den größeren Hotels und Gasthäusern am Rande der Straße nach Kolkata vielleicht doch erwartete, so wie in Hajipur. Genau genommen gab es nur zwei behelfsmäßig ausgestattete Zimmer, und die Blutspritzer und toten Insekten an den Wänden deuteten darauf hin, dass schon die Gäste, die vor Julia hier gewesen waren, ein Moskitonetz vermisst hatten. Sie war so müde, dass sie sofort in einen tiefen Schlaf fiel, nachdem sie sich zwischen den fadenscheinigen Laken ausgestreckt hatte.
    Die Nacht verlief ohne

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