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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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zu gern, ob das stimmte, und, wenn ja, worüber sie so in Streit geraten waren, dass Moira die Wohnung ihrer Schwester wieder verlassen hatte. Dann war Moira nach New York zurückgekommen, und ihr Hautzustand hatte sich verschlechtert. So sehr, dass sie nicht mehr als Model tätig gewesen war. Doch die Veranlagung zu ihrer Krankheit hatte vielleicht viel länger oder sogar schon immer bestanden. Svetlana hatte behauptet, dass Moira immer mal wieder von Hautproblemen heimgesucht worden war. Demnach wäre Moira Stern nur das Opfer einer Hautkrankheit geworden, wegen der sie sich selbst das Leben genommen hatte. Aber hätte ihre Schwester nicht von so einer Krankheit wissen müssen? Nicht unbedingt. Und selbst wenn … Er trank seine Coca Cola aus, und dann, nach kurzem Zögern, auch noch den Rest aus Svetlanas Kaffeebecher. Das Zeug war schwarz, ohne Zucker; es schmeckte so bitter, dass er sich schüttelte. Er war keinen Schritt weitergekommen. Es sei denn, es gab einen Grund, warum Rebecca Stern den Besuch ihrer Schwester und einen möglichen Streit verschwiegen hatte.
    B IHAR , J HARKHAND UND W ESTBENGALEN , I NDIEN
    Mahesh war jung, knapp über zwanzig Jahre alt, schlank, durchtrainiert und hatte glänzendes schwarzes Haar. Er fuhr einen etwa zwanzig Jahre alten Hindustan Ambassador mit Glockendach und markanter Front. Man sah diese Wagen noch recht häufig, meistens als Taxi oder als Fahrzeug für Touristen, die auf diese Art Nostalgie wohl standen.
    Schon kurz nach dem Einsteigen wurde Julia klar, dass Mahesh gern indischen Pop hörte. Mit seinem Cousin, dem seriösen Reiseleiter, schien er wenig gemeinsam zu haben. Gleichwohl entschied sie, ihm ihr Leben anzuvertrauen. Immerhin, langweilig würde die Fahrt nach Kolkata wahrscheinlich nicht sein. Zunächst versuchte Mahesh, sie auszufragen, was sie mit Gegenfragen zu seinem Leben und seiner Familie erwiderte. Dann machte er ihr einen Heiratsantrag, den er jedoch zurückzog, als er erfuhr, dass sie in Deutschland weder einen BMW noch einen Mercedes noch ein Haus besaß.
    Julia beobachtete, wie er, die Knie unters Lenkrad geklemmt, mit der Lenkradschaltung hantierte, unentwegt hupte – was alle anderen Autofahrer auch taten – und dabei die im Radio gespielten Songs lauthals mitsang, ohne sich allzu sehr vom höllischen Verkehr beeindrucken zu lassen. Als sie endlich die überfüllten, mehrspurigen Straßen Patnas hinter sich ließen, atmete Julia auf. Sie hatte sich jedoch zu früh gefreut, denn die Hauptverkehrsroute war ebenso verstopft. Eine zähe Masse aus Blech, Menschen und Tieren quälte sich auf der Schlaglochpiste in Richtung Süden. Wenn sie Dörfer passierten, und das taten sie eigentlich andauernd, schlängelten sich ständig Menschen und Tiere zwischen den Fahrzeugen hindurch, um die andere Straßenseite zu erreichen: Manöver, die oft haarscharf an einer Katastrophe vorbeiführten. Doch wenn man es genau betrachtete, hatten die Dorfbewohner keine andere Chance, als hier tagtäglich ihr Leben zu riskieren.
    Mahesh ertrug das Chaos mit blendender Laune. Er trommelte mit seinen schlanken braunen Händen auf dem rissigen Lenkrad herum, wich geschickt allen Hindernissen aus und nuckelte dabei an einer Cola-Flasche, die er im selbst montierten Becherhalter mitführte. Er bot ihr ebenfalls ein Getränk an; das schien im horrenden Fahrpreis mit enthalten zu sein. Eine Klimaanlage besaß der Ambassador nicht – genauso wenig wie andere moderne und deshalb störanfällige Elektronik –, sodass es brütend heiß im Wagen war. Julia versuchte, sich wach zu halten, doch irgendwann konnte sie nicht mehr gegen die Müdigkeit ankämpfen und schlief ein.
    Sie erwachte, als Mahesh sie an der Schulter rüttelte.
    »Ma’am!«
    »Oh, Mist, bin ich eingeschlafen? Was ist los?«
    »Polizei. Die suchen da vorn irgendwas oder irgendwen. Die schauen in jedes Auto.«
    Etwa fünfzig Meter vor ihnen standen zwei Polizeiwagen. Beamte kontrollierten den Verkehr, sodass die Fahrzeuge nur noch in Schrittgeschwindigkeit vorankamen. Einige wenige Autos durften an der Stelle langsam weiterfahren, andere wurde herausgewunken, und die Fahrgäste mussten aussteigen. Nach welchen Kriterien dabei vorgegangen wurde, war nicht ersichtlich.
    Julia beugte sich weit zur Seite, um das Geschehen besser überblicken zu können, und erschrak: Die Polizisten trugen Maschinenpistolen, und es waren mehr, als sie zuerst gesehen hatte. Die Autos fuhren Stoßstange an Stoßstange, und ihr Ambassador

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