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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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sein sollte. Ihr seid hier richtig, Leute», wandte sie sich an die
Möbelpacker, die unbehaglich dastanden und ihre Mützen drehten. «Macht euch an
die Arbeit.»
    «Nur eine Minute!» Verzweifelt suchte
ich den Weg zu verstellen. «Ich — hab drinnen Gäste.»
    «Gäste? Wie kommen Sie um Himmels
willen dazu, hier Gäste zu empfangen?»
    «Ich — ich hab das Haus gemietet.
Möbliert. Für ein volles Jahr.»
    «Das ist doch nicht Ihr Ernst!»
    «Doch», versicherte ich verzweifelt.
«Vor kurzem. Von Ihrem — äh, von Major Marston.»
    «Ha!» Dieser Ausruf war würdig einer
Monica Fairchild in der Rolle der Goneril. «Von dieser elenden Ratte? Dieses
Haus gehört nicht ihm — mir gehört es, mit allem Drum und Dran. Ebenso,
nebstbei erwähnt, das Geld, das in seinem Geschäft steckt und das ich Penny um
Penny im Konkursgericht aus diesem Ungeziefer herauspressen werde. Und nachher
kratze ich dieser mausgesichtigen Sekretärin von ihm die Augen aus — jeder
Mensch weiß, daß sie mit dem halben Stadtrat im Bett herumgekugelt ist —»
    «Ach bitte, bitte, werfen Sie uns nicht
gerade in diesem Augenblick hinaus!» bettelte ich. «Geht’s nicht morgen auch
noch? Wenn Sie damit einverstanden sind, kaufe ich das Ganze», fügte ich in
einem Anfall von Wahnwitz hinzu, «mit Möbeln und Installationen.»
    «Würde mich nicht wundem, wenn Sie mit
diesem letzten Abschaum der Menschheit ein Herz und eine Seele wären», fuhr
Mrs. Marston, vor Wut kreischend, auf mich los. «Und wenn Sie sich nur einen
einzigen Augenblick einbilden, Sie könnten mich kaufen —»
    «Was zum Teufel soll dieses Geschrei
bedeuten?» fragte mein Taufpate, der neben mir auf getaucht war.
    «Und was soll der da gefälligst
bedeuten?»
    «Der da bedeutet gefälligst, Madam»,
erwiderte Sir Lancelot, sich zu voller Größe aufreckend, «Sir Lancelot Spratt.»
    «Na, lassen Sie die Hände aus dem
Spiel, Sie mit Ihrer ordinären behaarten Visage», sagte Mrs. Marston.
    Sir Lancelot schnappte nach Luft. Ich
glaube nicht, daß seit damals, als Goliath von einem Stein getroffen wurde, ein
ähnlicher Gesichtsausdruck auf Erden zu sehen war.
    «Wenn euch diese Leute im Weg stehen»,
wandte sich Mrs. Marston an die Möbelpacker, «rufe ich die Polizei.»
    «Recht haben Sie, Missus», sagte der
Aufseher und begann sich des Vorzimmertisches zu bemächtigen.
    «Sind denn hier alle total
übergeschnappt?» fragte Sir Lancelot, sobald er seine Sprache wiedergefunden
hatte. «Oder soll das vielleicht einer deiner so beliebten Späße sein? Was zum
Teufel hat diese vulgäre Person in deinem Haus zu suchen?»
    «Sie nehmen mir das Wort aus dem Munde»,
sagte Mrs. Marston. «Packt das Silber nicht eher ein, Leute, als bis ich es
nachgezählt habe!»
    «Gordon!»
    Lebenslängliches Training darin, in
einer Ärztemaske, die das halbe Gesicht bedeckte, herumzukommandieren, hatte
meinen Paten befähigt, mit seinen Brauen wilde Gebärden auszuführen.
    «Habe die Güte, mir das Ganze auf der
Stelle zu erklären.»
    «Ja also, sehen Sie, Sir, das ist gar
nicht unser Haus», berichtete ich, kaum wissend, was ich redete. «Ich hab’s
gemietet, Sir. Aber leider hab ich’s nicht vom Eigentümer gemietet, verstehen
Sie? Ich fürchte, die Dame ist vollauf berechtigt, die ganze Einrichtung an
sich zu nehmen, Sir. Aber Sie können trotzdem ruhig bei uns übernachten», fuhr
ich nach einem Blick auf das Bündel von Eisenstäben und Gurten, das hinter der
Eingangstür lehnte, fort, «ich stelle Ihnen mein Feldbett zur Verfügung.»
    «Ich soll auf dem da schlafen?
Bist du ganz von Gott verlassen? Hole meine Koffer, aber sofort! Auf der
Stelle! Ich weigere mich, mich noch eine Sekunde lang hier weiter insultieren
zu lassen. Du findest mich im Auto.»
     
    «Jedenfalls
hat sich damit unser Problem wegen Sir Lancelots Geld gelöst», sagte ich etwas
später zu Nicky.
    Wir saßen inmitten der teppich- und
vorhanglosen Räume, deren Benützung uns Mrs. Marston mit Rücksicht auf den
Zustand meiner Frau schließlich doch noch für diese eine Nacht zugestanden
hatte.
    «Trotzdem hätte es nicht unbedingt auf
diese Weise geschehen müssen», sagte Nicky unglücklich.
    Ich legte meinen Arm um sie und
lächelte. Nun, da alles vorüber war, fühlte ich mich seltsam erleichtert.
    «Nicky, Süßes, ich. weiß, im Augenblick
sieht alles ein bißchen katastrophal aus. Aber wenn uns in unserem ganzen
Eheleben nichts Schlimmeres passiert, werden wir immer noch eins der
glücklichsten Paare

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