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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Vergehens an
fremdem Eigentum verklagt zu werden. Sie sind ja nicht einmal im Besitz eines
Mietvertrags.»
    «Glauben Sie mir, in Zukunft werde ich
bestimmt drauf dringen, daß alle Wische auf der punktierten Linie unterzeichnet
werden.»
    «Mrs. Marston machte mir am Telephon
den Eindruck einer etwas flatterhaften jungen Person. Doch da bezüglich ihrer bona
fides kein Zweifel besteht, kann ich Ihnen nur vorschlagen, sich ihr von
Ihrer angenehmsten Seite zu zeigen — möglicherweise beläßt sie Sie daraufhin in
situ. Vielleicht», beschloß er seine Ausführungen, «wird Ihnen unter diesen
Umständen Ihr Beruf dabei mehr zugute kommen als meiner.»
    Es fiel mir nicht leicht, auf Mrs.
Marston, das Opfer so großer Unbill, irgendeinen Eindruck zu machen, da sie
während der ersten halben Stunde unausgesetzt von ihrem Gatten sprach. Nichts
ist öder als Schilderungen der ehelichen Abenteuer anderer Leute; ich hatte
zwar in Ausübung meines Berufs schon so viele vernommen, daß ich ruhig noch
eine weitere ausgehalten hätte; doch Mrs. Marston sprach leider Gottes mit
einer Lautstärke, die mehrere alte Damen veranlaßte, wie aufgeschreckte Tiere
im Dschungel durch die Farnwedel zu lugen, und einen Träger verblaßten
militärischen Glanzes, der uns gegenüber den Telegraph las, grimmig die
Brauen zu runzeln.
    «Und was halten Sie von diesem Benehmen eines sogenannten Gentlemans?» beendete sie eine verwickelte Episode,
in deren Mittelpunkt eine Haarbürste stand.
    «Ich finde, daß Sie eine sehr tapfere
Frau gewesen sind», sagte ich — dies war die vorsichtige und unverbindliche
Antwort, die ich andauernd bereithielt.
    Sie machte eine Pause, um ihren
Lippenstift in Aktion zu setzen.
    «Wie ich schon sagte», fuhr ich
beflissen fort, «wir haben leider keinen anderen Ort, an den wir uns wenden
könnten. Ein paar eigene Möbelstücke besitzen wir —»
    «Tut mir leid, daß ich meine wegnehmen
mußte, Liebster. Hab eine Wohnung am Earls Court Road bezogen und bin einfach
aufgeschmissen ohne den Fernsehapparat.»
    «Und vor allem im Hinblick auf den
Zustand meiner Frau —»
    Sie lachte auf.
    «Das hab ich ganz vergessen! O Sie
Pechvögelchen, Sie! Muß entsetzlich fad sein für Sie.»
    «Nein, eigentlich ist es recht
interessant.»
    «Mit wem flirten Sie jetzt?»
    Ich blickte verdutzt drein, gestand
jedoch: «Leider mit niemandem.»
    «Nein, wirklich? Aber die Männer
flirten doch gewöhnlich auf Biegen und Brechen, wenn ihre Frauen in anderen
Umständen sind. Alle, die ich kenne, tun’s — einige davon mit mir.»
    Sie schenkte mir ein Lächeln, das
ebenso glatt war wie ihre Nylons, und wahrscheinlich ebenso synthetisch.
    «Wenn wir also eine Art Mietvertrag
schließen könnten —»
    «Kennen Sie den Earls Court Road,
Liebster?»
    «Nicht sehr gut.»
    Sie seufzte tief.
    «Man kommt sich als plötzlich
alleinstehende Frau schrecklich einsam vor, wenn man niemand hat, dem man seine
Sorgen anvertrauen kann. Können Sie sich erinnern, wie ich Ihnen schon einmal
alle meine Sorgen erzählte? Das war, als Sie zum erstenmal meine Brust
abklopften.»
    «Natürlich», erwiderte ich, dankbar
erfassend, daß derlei Reminiszenzen ermuntert werden sollten. «Hoffentlich
hat’s Ihnen gut getan.»
    Sie umklammerte meine Hand. «Unendlich gut.»
    «Und was den Mietvertrag betrifft —»
    «Wissen Sie, was ich in diesem
Augenblick lieber als alles andere täte?»
    «Das heißt, wenn Sie uns weiter dort
wohnen lassen —»
    «Ich möchte schön gemütlich in meinem
Bettchen liegen, Sie an meiner Seite, und Ihnen mein Herz ausschütten. Alles
möchte ich Ihnen erzählen, selbst das, was ich diesem Schwein von meinem Mann
nie anvertraut habe, vorausgesetzt, daß er mir überhaupt je zugehört hätte.»
    «Ekelhaft!» explodierte der Herr uns
gegenüber, zerknüllte seinen Telegraph und stelzte hinweg.
    «Was kann er denn um alles in der Welt
damit meinen?» fragte Mrs. Marston entrüstet. «War das am Ende eine
Beleidigung?»
    «Vielleicht bezog es sich auf etwas,
was er in der Zeitung gelesen hat», kam ich ihr rasch zuvor. «Was den Vertrag
betrifft —»
    «Sollten Sie ihm nicht doch lieber die
Nase eindreschen? Heutzutage nehmen Typen wie er vielzusehr überhand. Dieses
Lokal gefällt mir überhaupt nicht. Großer Gott, so spät ist es schon? In zwei
Minuten soll ich bei Kettner sein. Besorgen Sie mir bitte ein Taxi, Liebster.»
    «Mrs. Marston — Diane —» flehte ich und
folgte ihr auf die Straße, entschlossen, die

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